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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Okular wäre auf Hüfthöhe.«
    Chiang deutete mit dem Daumen zur Decke. »Vergessen Sie nicht, wer hier gelebt hat.«
    Zusammen kehrten sie in das oberste Geschoss zurück. Tatsächlich entdeckten sie in der Mitte des Dachs eine Art Bruch, eine Trennlinie. Sie wühlten ein wenig in dem Dreck und den Trümmern am Boden und fanden eine schmale Metallplatte und ein Objekt, bei dem es sich um eine Art Riegel handeln mochte.
    »Sie könnten Recht haben«, sagte Hutch und versuchte, sich einen Astronomen mit einem winzigen Teleskop vorzustellen, der durch das offene Dach in den Weltraum blickte. »Das würde bedeuten«, fügte sie hinzu, »dass sie sich ein wenig mit Optik ausgekannt haben.«

 
Kapitel VI
     
     
    »Zeigen Sie mir einen Mann von unerschütterlicher Rechtschaffenheit, und ich zeige Ihnen einen Mann, dem sein Preis noch nicht geboten wurde. Und das ist gut für die Entwicklung der Spezies. Während unserer langen und bedauerlichen Geschichte haben stets jene Männer, die sich selbst als Muster der Integrität betrachtet haben, den größten Schaden angerichtet. Jeder Kreuzzug, ob er nun für die Wahrung des literarischen Anstands, die Bedeckung des weiblichen Körpers oder die Befreiung des Heiligen Landes ausgerufen wurde, wurde ersonnen, gebilligt und begeistert durchgeführt von Männern mit Charakter.«
    Gregory MacAllister, Ratgeber für Politiker, aus: Vom Gipfel abwärts
     
    »Mr. MacAllister.« Captain Nicholson stemmte die Ellbogen auf die Armlehnen seines Stuhls und presste die Fingerspitzen zusammen. »Ich würde Ihnen den Gefallen gern tun, das wissen Sie.«
    »Natürlich, Captain.«
    »Aber mir sind schlicht die Hände gebunden. Wir müssen die Sicherheitsrisiken bedenken, und davon abgesehen würde es den Richtlinien des Unternehmens widersprechen.« Er zeigte MacAllister die Handflächen, um seine Hilflosigkeit in dieser Angelegenheit zu demonstrieren.
    »Ich verstehe«, sagte MacAllister. »Aber das ist überaus bedauerlich. Wie oft bietet sich schon eine derartige Gelegenheit?«
    In den goldgefleckten Augen des Captains spiegelte sich eine gewisse Verunsicherung. Offensichtlich wollte er den einflussreichen Herausgeber nicht brüskieren. Aber sollte MacAllister auf seinem Wunsch beharren, so zwänge er Nicholson in eine aussichtslose Situation.
    Das wollte MacAllister vermeiden.
    Sie befanden sich im Empfangszimmer des Captains, tranken Bordeaux und aßen Kanapees. Eine Art privater Brunch. Die Schotten waren mit Leder und Messing beschlagen, ein paar ledergebundene Bücher nahmen je ein Regal auf jeder Seite der Kabine ein, und elektrische Kerzen ergänzten die beiden Lampen. Eine Schemazeichnung der Evening Star bedeckte eine ganze Wand, und das Sternenwirbellogo von TransGalactic Lines prangte über einem virtuellen Kamin.
    Die beiden Männer saßen einander auf gepolsterten Lehnstühlen gegenüber. »Ihre Bedenken sind mir durchaus verständlich«, sagte MacAllister in einer sachlichen Art, die zu verstehen geben sollte, dass es ihm anstelle des Captains gewiss ebenso ergangen wäre. »Und mir ist bewusst, dass Sie sich nicht so leicht abschrecken lassen.«
    Nicholson signalisierte bescheiden seine Zustimmung. Tatsächlich war der Captain eher übervorsichtig. Konservativ. MacAllister nahm an, dass er einen verlässlichen Handlanger und eine gute KI in der Hinterhand hatte, die übernehmen würden, sollten Entscheidungen abseits der täglichen Routine erforderlich werden. Wie es schien, hatte Nicholson seine Position durch Einflussnahme errungen, sich möglicherweise sogar nach oben geheiratet, oder er war der Sohn irgendeiner wichtigen Persönlichkeit.
    »Nein«, sagte der Captain. »Es ist einfach so, Mr. MacAllister, dass wir verpflichtet sind, uns an die Regeln zu halten. Gerade Sie müssten das doch verstehen.«
    MacAllister verzog keine Miene. Gerade ich? »Selbstverständlich, Captain. Wir könnten gar nicht stärker übereinstimmen.« Er setzte seinen Tonfall gezielt ein, um die plötzlich aufkeimende Spannung zu mildern. »Allerdings ist es betrüblich, eine Gelegenheit dieser Art nicht wahrnehmen zu können.«
    »Was für eine Gelegenheit?«
    »Nun …« Er schüttelte den Kopf, nippte an seinem Wein und winkte ab. »Das ist nicht wichtig. Obwohl das schon ein Bravourstück wäre.«
    »Was wäre ein Bravourstück, Mr. MacAllister?«
    »Deepsix wird bald zur Legende werden, Erik. Ich darf Sie doch Erik nennen?« Ein warmer Tonfall unterstrich seine Worte.
    »Ja,

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