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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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ausgetrockneten Flussbetten, Spalten, Geröll und labyrinthischen Canyons. In den Sandsteinfelsen sah man Ablagerungen, die ein riesiger, längst verschwundener See in Millionen von Jahren zurückgelassen hatte.
    Das Verdeck hatten sie abgenommen. Nur wenige konturlose graue Wolken waren der Sonne am Himmel im Weg. Gina suchte in ihrer Handtasche nach Sonnencreme.
    «Die muss hier drin sein», sagte sie.
    «Bestimmt», sagte Gray, «da ist ja so gut wie alles drin.»
    «Einmal hat sie ein Thunfisch-Sandwich dadrin vergessen. Fast zwei Wochen lang!», sagte Luke.
    «Fast zwei Tage stimmt wohl eher. Und es war in Folie eingeschweißt. Hat also nicht gestunken oder so.»
    «Es waren zwei Wochen.»
    «Da ist sie.» Sie gab Luke die Tube mit der Sonnencreme. «Du musst dich richtig dick eincremen.»
    «Weißt du, was sie da auch noch drinhat?», sagte Luke zu Gray. «Diamanten!»
    «Diamanten?», fragte Gray.
    «Nur ein paar», sagte Gina.
    «Ach komm, Mom, das ist ein ganzer Beutel.»
    «Wirklich?», fragte Gray.
    «Ja, kann schon sein.»
    «Darf ich die mal sehen?»
    Sie zuckte mit den Schultern. Dann griff sie in die Tasche und nahm einen Lederbeutel heraus. Es sah aus, als ob Murmeln darin wären. Aber dann lockerte sie den Verschluss und schüttelte ein paar davon in ihre Hand. Es war unglaublich, wie stark sie im Sonnenlicht funkelten.
    «Wow», sagte Gray.
    Die Steine waren groß, fast alle zwischen drei und fünf Karat.
    «Woher hast du die?»
    «Joey hat sie mir gegeben. Nicht alle auf einmal. Mal einen, mal mehrere, im Lauf der Jahre.»
    «Und woher hatte er sie?»
    «Sei vorsichtig», sagte Luke, «sie kann richtig fies werden, wenn man danach fragt.»
    «Sei du lieber vorsichtig», sagte Gina. «Du bist echt ’ne verdammte Plaudertasche.»
    «Siehst du, was ich meine?», sagte Luke.
    «Weiß sonst noch jemand von den Steinen?», fragte Gray.
    Sie antwortete nicht. Schüttete die Diamanten zurück in den Beutel und legte ihn wieder in ihre Handtasche.
    «Gina?»
    «Ich nehme an, Frank. Der Marshall.»
    «Woher weiß er es?»
    «Einmal bin ich früher von der Arbeit gekommen, mir ging es nicht gut. Als ich zu Hause ankam, stand Franks Wagen vor der Tür. Meine Wohnungstür war offen. Als ich hineinging, kam mir Frank mit einem scheißfreundlichen Grinsen aus meinem Schlafzimmer entgegen. Ich habe ihn gefragt, was er da macht und wie er überhaupt hereingekommen ist. Er hat gesagt, er hätte auch einen Schlüssel und mache nur eine Routinekontrolle wegen Drogen, das gehöre zu seinem Job. Ich habe ihm gesagt, er soll zusehen, dass er rauskommt. Er hat mich gefragt, wie ich an die Diamanten gekommen bin. Sie waren in einer Schublade in meinem Schlafzimmer. Zwischen der Unterwäsche. Es hat mich nicht gewundert, dass er da rumgeschnüffelt hat. Er hat sowieso immer auf mir herumgehackt und hässliche Sachen gesagt. Wie auch immer. Ich habe ihm geantwortet, das ginge ihn nichts an. Er sagte, das sei wahrscheinlich illegales Diebesgut, und er hätte durchaus Lust, sie zu beschlagnahmen. Ich hab ihn gebeten, sofort zu verschwinden, sonst würde ich die Polizei rufen, und habe angefangen, die Nummer einzutippen. Da ist er endlich gegangen. Ich hab dann das Schloss auswechseln lassen.»
    «Meinst du, dass er deshalb hinter dir her ist?», fragte Gray. «Geht es ihm um die Diamanten?»
    «Ich bin mir sicher, dass mein Schwiegervater ihn bezahlt. Aber vielleicht sind die Diamanten ein Teil der Bezahlung. Ich weiß es nicht.»
    Gray schwieg und starrte geradeaus in die Landschaft. Gina wollte das Thema wechseln, aber ihr fiel nichts ein, und deshalb schwieg sie auch.
    Auf dem Rücksitz fing Luke an, sich mit der Sonnencreme einzureiben. Plötzlich rief er: «He, lass das!», und kicherte. Er konnte die Creme kaum so schnell auftragen, wie der Hund sie wieder ableckte.
     
    Um deswillen ergreifet den Harnisch Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun möget …
    Er lag auf dem Bett, rauchte eine Zigarre und las in der Bibel vom Gideon-Bund, die er in der Schublade des Nachtschränkchens gefunden hatte. Eigentlich hatte die Bibel ihn gefunden. In den dunkelsten und elendesten Stunden seines Lebens hatte die Bibel ihn jedes Mal gefunden. Denn der böse Tag war gekommen. Sein Herz versagte. Seine Tochter war entführt worden. Gina entzog sich immer noch seinem Zugriff, was mehr als lästig war. Und seitdem sie die Wohnung des alten Mannes verlassen hatten, hörte er ständig dieses unmissverständliche

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