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Hymne an Die Nacht

Hymne an Die Nacht

Titel: Hymne an Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Madsack
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zum Hotel zurück.
    Am nächsten Tag besuchte die ZP 2 mit dem Schauspieler das Restaurant »Coliba Haiducilor« in Poiana Brasov, ließ sich jedoch sehr frühzeitig von dessen Butler zum Hotel zurückfahren. Am frühen Nachmittag des folgenden Tages holte der Butler die
ZP
2 im Hotel ab und brachte sie zum Haus seines Arbeitgebers, wo sie sich seitdem aufhält. Die
ZP
1 wohnt nach wie vor im »Aro Palace«. Wie im Hotel zu erfahren war, sind die Zimmer für beide
ZP
für weitere drei Nächte gebucht.
    Der Detektiv überflog das Geschriebene nochmals, dann schickte er die Mail ab, mit der Anweisung an seine Mitarbeiter, sie sofort an den Kunden weiterzuleiten. Er lehnte sich zurück und genehmigte sich ein weiteres Bier. Bald darauf summte sein Handy, es war die Agentur. Der Kunde habe sich gerade wieder gemeldet. Der geheimnisvolle Auftraggeber sei jetzt selbst mit dem Wagen unterwegs in die Karpaten, allerdings nach Poiana Brasov, wo er ein Hotelzimmer gebucht habe. Der Chef solle weitere Instruktionen des Kunden abwarten.
    Das wurde immer spannender, fand der Ermittler.
    *
    Wie eine große Laterne hing die Mondsichel über der Gebirgskette und tauchte die schweigende nächtliche Welt in ein mildes Licht.
    »Lass uns hier anhalten«, bat Joanna Vadim nach kurzer Fahrt.
    »Hunger und Durst? Oder einfach nur wegen der Romantik?«, neckte er sie.
    »Alles zusammen. Genauso habe ich mir das vorgestellt«, seufzte sie wohlig.
    Vadim bog von der Straße ab und lenkte den Landcruiser zu einem Waldweg. Mitten auf einer verschneiten Wiese hielt er an. »Wir dürfen uns nicht so weit von der Straße entfernen«, sagte er. »Das ist sicherer.«
    Joanna machte große Augen. »Hast du nicht vorhin behauptet, die Bären seien schon im Winterschlaf und die Wölfe viel zu scheu?«
    »Ja, aber wir sollten trotzdem kein Risiko eingehen. Und an dieser Stelle haben wir alles gut im Blick.«
    Er stieg aus, und Joanna folgte langsam. Von Osten strich ein leiser Wind über das Gelände, die Luft war kalt und trocken. Reglos blieb sie neben dem Wagen stehen. Ihre Augen wanderten über die verschneiten Fichten. Im Widerschein des Mondlichts waren die Nadelbäume mit einem matten Glanz überzogen.
    »Wie in einer Märchenlandschaft«, murmelte sie. »Und wie still es ist.«
    Sie hätte das Glücksgefühl, das sie überkam, gern mit Vadim geteilt, aber er schien unbeeindruckt von diesem Zauber. Geschäftig hantierte er im Fond des Wagens.
    Er kennt das alles zu gut, dachte sie in einem Anflug von Enttäuschung, er nimmt das nicht mehr bewusst wahr.
    Widerwillig riss sie sich von dem Anblick los. »Kann ich dir helfen?«
    »Nicht nötig, es ist fast alles bereit.« Er drehte sich zu ihr um und vollführte eine einladende Geste.
    Verblüfft blieb sie vor der weit geöffneten Schiebetür stehen. Zwischen den bequemen Ledersitzen war ein Tischchen aus Mahagoni aufgeklappt, über das Vadim eine helle Leinendecke breitete. Aus einem geräumigen Picknickkoffer holte er Servietten, Besteck, Teller und Gläser hervor.
    »Komm, setz dich.«
    Sie nahm ihm gegenüber auf dem Rücksitz Platz und beobachtete seine raschen Bewegungen. »Lass mich das doch machen«, sagte sie.
    Er reichte ihr den Koffer. »Schon fertig. Jetzt kannst du nachsehen, was Cornel uns eingepackt hat.«
    Vadims Faktotum hatte an alles gedacht, sogar ein kleines Windlicht war dabei, und Joanna schlug in kindlicher Freude die Hände zusammen, während Vadim sie amüsiert betrachtete.
    »Wenn dir kalt wird, schalte ich die Standheizung ein. Aber wir haben auch Decken dabei.«
    Er schenkte ihnen Wein ein, und sie stießen an. Zwischen zwei Bissen in eine kräftige Landpastete fragte sie: »Machst du so etwas öfter?«
    »Nein, nicht so oft. Um ehrlich zu sein, eigentlich nie. Jedenfalls ist das letzte Mal sehr lange her.«
    Joanna vermutete, dass die Frauen, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte, nicht gerade der Typ für solche Unternehmungen waren. Verstohlen musterte sie sein Gesicht, in dem sie jetzt Spuren von Müdigkeit bemerkte.
    »Bist du froh, dass ihr fertig seid? Ich stelle mir das sehr anstrengend vor, wenn sich die Dreharbeiten über Monate hinziehen.«
    »Ja, irgendwann reicht es einem.«
    »Glaubst du, der Film würde mir gefallen?«
    »Schwer zu sagen. Falls du das Vampir-Genre magst, vielleicht.«
    In seiner Stimme war wieder dieselbe Herablassung, mit der er sich kürzlich über Radu geäußert hatte, und sie erwiderte nichts darauf, weil sie keinen Streit mit ihm

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