und zeigte auf seinen Brustkorb. »I come in peace. Take me to your leader.«
Er nickte dem Praktikanten zu, der immer noch völlig entgeistert war.
»O Mann …«, schnaubte HP, als sein Scherz keinerlei Reaktion hervorrief. »Ich muss unbedingt Mange oder Faruk sprechen oder wie auch immer er sich diese Woche gerade nennt. Ist er immer noch verreist? Seine alte Mail-Adresse und sein Messenger scheinen nicht zu funktionieren?«
»Bitte …?!«
Endlich, immerhin ein Lebenszeichen.
»Also … der Chef ist in Saudi-Arabien oder so … er hat eine neue Hotmail-Adresse. Willst du die haben?«
»Bingo!«
Der junge Mann lächelte erleichtert, und einige Minuten später war es ihm sogar gelungen, sowohl Papier als auch Stift hervorzukramen.
»Dann bist du wohl HP, oder?«, fuhr er mit weniger zittriger Stimme fort.
»Mm«, murmelte HP, während er Manges Kontaktdaten abschrieb.
»Mange hat viel von dir erzählt … Du scheinst echt in Ordnung zu sein. Hast schon das eine oder andere durchgemacht, sozusagen …«
»Was du nicht sagst …«, erwiderte HP und sah auf. »Ich kann das natürlich weder bestätigen noch abstreiten«, fügte er dann lächelnd hinzu.
Man musste dem Kind doch wenigstens eine Chance geben.
*
An:
[email protected] Von:
[email protected] Liebe Rebecca,
ich habe erfreuliche Nachrichten aus Darfur.
Es scheint eine Bildsequenz von dem Vorfall zu geben.
Offenbar hat jemand vor Ort alles mit dem Handy gefilmt, und wir tun unser Bestes, um an das Material zu kommen.
Wenn alles gutgeht, gehört es in ein paar Tagen uns.
Und jetzt, da wir sowieso schon miteinander in Kontakt sind, würde ich Dich gern um Deine Hilfe bitten.
Es ist so, dass ich wahnsinnig gern mit Deinem Bruder Kontakt aufnehmen würde. Ich habe schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, mit ihm persönlich zu sprechen, um ihm etwas mehr über Deinen Vater zu erzählen, ja, Erland vielleicht sogar ein wenig zu rehabilitieren in Henriks Augen. Leider ist Henrik nicht gerade leicht zu erreichen, und noch dazu bin ich oft auf Reisen, sodass es mir bisher nicht gelungen ist, ein Treffen zu organisieren.
In Kürze werde ich wieder aufbrechen, wahrscheinlich für längere Zeit, weshalb ich es wirklich sehr zu schätzen wüsste, wenn Du mir umgehend mitteilen könntest, wo ich ihn erreichen kann.
Mit herzlichem Gruß,
Tage Sammer
Kaum hatte sie die Mail zu Ende gelesen, klingelte das Handy.
»Hallo?«
»Hallo, ich bin’s!«
»Ja, das höre ich.«
»Wir sollten wohl mal miteinander reden …«
»Meinst du …«
»Komm schon, Becca, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um die beleidigte Leberwurst zu spielen. Kennst du Philip Argus? Nox sagte, es habe beinahe so ausgesehen.«
»Wen?«
»Philip Argus, ehemals Philip John Martinsson. Mein ehemaliger Chef und noch dazu ein richtig unangenehmer Drecksack.«
Sie seufzte.
»Die Sache ist kompliziert …«
*
Die Situation war also in Wahrheit noch schlimmer, als er gedacht hatte.
Nox hatte sich perfekt verhalten, was eigentlich auch nicht weiter verwunderlich war. Immerhin hatte HP für ein halbes Jahr im Voraus die Miete einer Wohnung für den Boss berappt und Nox noch zehn Stangen Zigaretten dazugeschenkt, sodass das Prachtduo jetzt nachbarschaftlich dort unten in der Erdgeschosswohnung hausen konnte.
Doch die Informationen, die er in den letzten Tagen erhalten hatte, waren ziemlich beunruhigend.
Sie hatte ihn angelogen!
Sie hatte ihm nie erklärt, was sie eigentlich an jenem Morgen in Östermalm zu suchen gehabt hatte, und wie immer war er ein wenig zu sehr mit sich beschäftigt gewesen, um danach zu fragen. Was ihn nun am meisten ärgerte, war jedoch, dass er tatsächlich geglaubt hatte, das alles wäre ein glücklicher Zufall gewesen, und das Karma hätte sie an diesen Ort geschickt wie einen rettenden Engel.
In Wirklichkeit war sie eher ein Nachtfalter, der – noch vom Vögeln zerzaust – aus Philips Bett getaumelt war.
Sein Leben war schon immer ziemlich abgefuckt gewesen, aber auf Becca hatte er sich stets verlassen können. Sie war es, die ihm half, die Nase über der Wasseroberfläche zu halten. Doch jetzt hatte sie ihn gleich mehrfach hintergangen. Erst war sie mit seinem ärgsten Feind in die Kiste gesprungen und hatte ihn dann auch noch diesbezüglich angelogen. Oder es zumindest vermieden, die Wahrheit zu erzählen.
Es war nicht Stoffe gewesen, der ihn verpfiffen hatte – sondern seine eigene Schwester.
Fuck!
Er war gezwungen, sich eine