Hype: Thriller (German Edition)
offensichtlich … Sie hatte keinen Fehler begangen, im Gegenteil, wahrscheinlich hatte sie vielen Menschen das Leben gerettet.
Und wie hatte ihr die Welt das gedankt?
Mit Suspendierung und Verdächtigungen – Kollegen, die sie schief ansahen, und ein Chef, der keine größeren Anstrengungen unternommen hatte, um sie zu unterstützen, sondern stattdessen dazu beigetragen hatte, ihre Lage noch zu verschlimmern. Es war höchste Zeit, entschieden dagegen vorzugehen und herauszufinden, wie die neuen Teilchen in das Puzzle passten.
Das hatte sie viel zu lange hinausgeschoben.
Eigentlich müsste sie mit Henke anfangen. Aber das war unmöglich. Sie hatte seit über einem Jahr nichts mehr von ihm gehört. Kein Lebenszeichen, seit er ihr dieses Paket geschickt hatte. Sechs Schrauben. Sechs rostige Schrauben, die ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatten. Ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatten.
Keine seiner früheren Telefonnummern schien noch aktiv zu sein. Dasselbe galt offenbar für seine Mailadressen und Messenger.
Sie stampfte den Schnee von den Schuhen und schlug die Wohnungstür hinter sich zu. Micke war im Moment das einzig Gute in ihrem Leben, und da Henke nicht erreichbar war, musste sie bei Micke anfangen, wenn sie die kleinste Chance haben wollte, wieder neuen Halt zu finden. Obwohl sie ihn alles andere als fein behandelt hatte, war er immer für sie dagewesen.
Vielleicht würde er sie verstehen, zumindest hoffte sie das. Ganz abgesehen davon war sie ihm einfach die Wahrheit schuldig. Die ganze Wahrheit und nicht nur die kleinen Bissen, mit denen sie ihn bisher gefüttert hatte.
Aber die Wohnung war still und leer. Weder Schuhe noch eine Jacke im Flur wiesen darauf hin, dass er zu Hause war.
Auf dem Küchentisch fand sie einen Zettel.
Ich glaube, wir brauchen eine Pause.
Ruf mich an, wenn Du Dich bereitfühlst.
/M
Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
Da piepste plötzlich ihr Handy, und sie eilte in den Flur, um es aus der Jackentasche zu holen.
Aber die Nachricht war nicht von Micke.
Gerade heimgekommen, oder?
Sie begann eine schroffe Antwort zu tippen, hielt dann aber inne. Ohne im Wohnzimmer das Licht anzumachen, schlich sie zum Fenster, drückte sich nah an die Gardinen und lugte auf die Gasse hinunter. Eine Reihe von geparkten Autos wie an allen anderen Abenden. Eine dünne Schneeschicht auf den Motorhauben bezeugte, dass sie schon eine Weile dort standen.
Auf einmal zuckte sie zusammen. Zwischen den Schatten am Rand des Parks auf der anderen Straßenseite war ein Lichtpunkt zu erkennen.
Zigarettenglut.
Dort stand jemand!
Jemand, der ihre Wohnung observierte.
NEUNZEHN
Buzzy bees
Forum der Säulen der Gesellschaft
Beitrag gepostet am: 6. Dezember, 08:48
Von: MayBey
Ich habe gehört, dass sich unsere Lieblingsleibwächterin Regina Rechtens ihre höchsten Meriten im Bett verdient. Gerüchte sprechen von einem Liebesnest in Söder.
Weiß jemand mehr darüber?
Zu diesem Beitrag gibt es 23 Kommentare.
*
»So, Herr Sandström, dann wären wir fertig.«
Der kleine Mann mit dem Maßband hatte noch immer zwei Nadeln im Mundwinkel, was ihn offenbar nicht davon abhielt, so ergeben zu klingen, wie es HP ausgezeichnet gefiel.
Herr Sandström – yes, yes!
Er hatte soeben für einen Anzug und einen Berg passender Hemden Maß nehmen lassen. Das war zwar nicht das erste Mal, aber dieser Schneider hier redete kein Thaienglisch, sondern einen nasalen Östermalmdialekt. Vermutlich würden sich die Rechnungen genauso wenig ähneln, aber im Moment war Geld noch sein geringstes Problem. Er hatte ausreichend Kohle von den Cayman-Inseln rübergepumpt, und außerdem würde er bald sein erstes Gehalt bekommen.
»Sie können ihn in einer Woche abholen«, schloss der Mann und reichte HP eine Quittung. »Die Bekannten von Herrn Argus haben Priorität«, fügte er hinzu, als er HPs erstaunte Miene sah. »Aber noch schneller geht es leider nicht.«
HP verließ die kleine Boutique und winkte ein Taxi herbei. Nachdem er eingestiegen war, lehnte er sich auf der Rückbank zurück und holte tief Luft. An dieses Leben konnte er sich definitiv gewöhnen.
*
Die Türklingel weckte sie.
Schrille, lange Signale, und sie brauchte eine Weile, um sich eine Jogginghose und einen Pulli anzuziehen.
Irgendein Bote, stellte sie beim Blick durch den Spion fest, bevor sie öffnete.
»Guten Tag, sind Sie Rebecca Normén?«
»Ja, warum?«, murmelte sie.
»Eine Lieferung von
Weitere Kostenlose Bücher