Hype: Thriller (German Edition)
Abzügen für seinen täglichen Bedarf blieb ihm etwa die Hälfte der Beute. Eine harte Million Dollar, verdammt gut beiseitegelegt, wo nur er sie finden konnte. Nicht übel …
*
Ihr Team bestand aus vier Personen – drei Männern und einer Frau.
Eigentlich sollten es mehr sein, aber momentan war die Nachfrage nach Leibwächtern weit größer als das Angebot.
Wie auch immer …
Vier gut ausgebildete, erfahrene Leibwächter, die schon lange zusammenarbeiteten und genau wussten, wie der Hase lief. Dennoch verursachte die Ernennung eines neuen Chefs ein gewisses Gefühl der Unsicherheit. Ganz gleich, was die Leute sagen, wenn man sie fragt – die meisten Menschen sind nicht besonders begeistert von Veränderungen. Das Problem in Rebeccas Gruppe war, dass sie mehrere Monate keinen offiziellen Chef gehabt und daher gedacht hatten, der Stellvertreter, David Malmén, würde der neue Leiter. Die drei anderen hörten auf ihn und würden eine Neuordnung der Hierarchie nur schwer akzeptieren, wenn er sie nicht vornahm. Aber Gruppen mit informellen Leitern funktionieren nie auf Dauer. Das hatte sie schon oft am eigenen Leib erfahren, als Anwärterin, aber auch im weiteren Verlauf ihrer Karriere.
Es würde also sowohl Fingerspitzengefühl als auch Entschlossenheit erfordern, wenn sie in ihrer Position erfolgreich sein wollte. Die Fehlertoleranz war im Prinzip gleich null.
Die Flugreise war aufreibend gewesen, drei Zwischenstopps, bevor sie endlich in Khartoum ankamen. Dann ein paar Nächte im Hotel und unzählige Besprechungen, um diverse Formalitäten zu erledigen.
Die sudanesischen Behörden wollten alles inspizieren – ihre Waffen, die Kommunikationsausrüstung und die Schutzwesten. Außerdem mussten alle Papiere kontrolliert, abgestempelt, erneut kontrolliert und wieder abgestempelt werden, bevor die Gruppe die Fahrzeuge erhielt und endlich loslegen konnte.
Je weiter sie nach Süden kamen, desto karger wurde die Landschaft. Um sie herum war nur mehr trockene rote Erde, die von ihren Fahrzeugen aufgewirbelt wurde und durch alle Ritzen drang, sodass ihre Kleidung und die Ausrüstung anschließend von einer rötlich schimmernden, krustigen Haut überzogen waren.
Obwohl es Winterzeit war, schien die Hitze zeitweise unerträglich.
Karolina Modin fuhr, Rebecca selbst saß auf dem Chefplatz, dem Beifahrersitz. Bengt Esbjörnsson fuhr den zweiten Wagen hinter ihnen, zusammen mit dem Dolmetscher. Die Kollegen Malmén und Göransson würden in ein paar Tagen mit der Ministerin im Regierungsflugzeug eintreffen. Bis dahin würde Rebecca mit den beiden anderen die Orte auskundschaften, die sie besuchen sollten.
Diese Aufteilung hatte ihren Grund. Peter Göransson und sie kannten sich von der Polizeihochschule und hatten in der Vergangenheit öfter zusammengearbeitet. Was ihn anging, hatte Rebecca also ein recht gutes Gefühl.
Malmén und Esbjörnsson hielten eng zusammen, und indem Rebecca die beiden trennte und zudem hoffentlich ein wenig Zeit gewann, um mit Modin zu reden, würde sie die Chance haben, die neue Gruppenhierarchie zu festigen.
Aber sie musste zugeben, dass ihr Plan bislang nicht wirklich aufgegangen war …
Ihre Entscheidung, Malmén als stellvertretenden Gruppenchef zu behalten, war nicht mit der Begeisterung aufgenommen worden, die sie sich erhofft hatte. Und die anstehende Reise hatte die neue Gruppenstruktur auch nicht gerade gestärkt. Esbjörnsson war ein verschlossener Nordschwede, der nicht mehr als notwendig redete, und Karolina Modin wahrte Distanz und war dabei weder unhöflich noch richtig freundlich.
Eigentlich hätte die Gruppe sich zu Hause eine Weile finden müssen, bevor sie zu so einem schweren Auftrag wie diesem hier losgeschickt wurde, aber Rebeccas Chef hatte davon nichts hören wollen.
»Du wolltest in den gehobenen Dienst, Normén, also beiß in den sauren Apfel und tu, was dir gesagt wird. Dein Team hat am wenigsten Überstunden, also habe ich ehrlich gesagt weder Mittel noch Lust, andere zu schicken«, hatte Kommissar Runeberg erklärt und sie mit einem Blick bedacht, durch den sie sich wie ein bockiges Schulmädchen fühlte.
Sie hatten Botschaftsrat Gladh, seinen Assistenten und den Dolmetscher in Khartoum abgeholt, und innerhalb weniger Sekunden hatte sie sich ein Urteil über den hochmütigen Botschaftsrat gebildet. Leider hatten sich ihre Befürchtungen unmittelbar bestätigt. Gladh war ein aufgeblasener Titelritter, der sie und ihr Team wie einfache Chauffeure behandelte.
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