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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
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sie blickte sich unwillkürlich um und schaute genau in alle Rückspiegel. Aber es war noch immer früh am Sonntagvormittag, und auf der Straße waren weder Autos, noch müde Hundebesitzer beim Gassigehen zu sehen.
    Sie scrollte zur Nummer des Absenders, und überlegte kurz, was sie tun sollte. Weitere wütende Antwortnachrichten würden kaum helfen, das war klar. Aber andererseits schien die Taktik, ihn einfach zu ignorieren, auch nicht zu funktionieren. Sie musste etwas unternehmen, damit er es ein für alle Mal verstand.
    Sie wechselte in ein anderes Menü im Handy, und nachdem sie ein bisschen ungeschickt herumgetippt hatte, war der Internetexplorer aktiviert. Es dauerte fast zehn Minuten, bis sie die Information fand, die sie suchte.
    *
    PENG!
    Diesmal saß der Stoß oben an der Leiste. Seine Lunge leerte sich auf einen Schlag, die Bauchmuskeln verwandelten sich in ein Krampfpaket, und einige Sekunden lang dachte er, er würde sich vollpinkeln. Tränen rannen ihm aus den Augen, während die Zuckungen langsam in einen dumpfen Dauerschmerz übergingen. Scheiße, tat das weh! Noch ein paar solcher Stromschläge, und er wäre reif fürs Pflegeheim.
    Aber Elroy verlegte das Ziel wieder ein Stück. »Beim nächsten Mal ist der Sack dran«, erklärte er grinsend.
    No shit, Sherlock, darauf wäre er nie gekommen …
    Merkwürdigerweise war seine Angst immer noch nicht so groß, wie sie es eigentlich sein müsste. Angst an sich hatte er schon, keine Frage, aber er war nicht so verflucht panisch zu Tode erschrocken wie unten in Dubai.
    Klar, eine Zwölfvoltbatterie konnte einem teuflische Schmerzen zufügen, und er konnte sich etwas Schöneres vorstellen als einen Jumpstart in die Eier, aber daran krepierte man nicht.
    Zumindest glaubte er das …
    Er zog vorsichtig an den Seidenbändern. Der Vorteil an seinen wilden Zuckungen war, dass dadurch die Knoten um seine Hände etwas nachgegeben hatten, und als er seine Glieder wieder kontrollieren konnte, versuchte er unauffällig, sie noch weiter zu lockern.
    »So, Henrik, wir sollen also glauben, dass du dich aus eigenem Antrieb bei uns eingeschlichen hast? Dass du eine falsche Identität angenommen hast, nur weil dich plötzlich ein enormer Wille überkommen hat, dir eine Arbeit zu suchen?«
    Die beiden Männer am Fußende des Betts grinsten einander höhnisch an, und HP nutzte die Gelegenheit, um erneut vorsichtig an den Bändern zu zerren.
    Sein Versteckspiel war aufgeflogen, sie wussten, wie er hieß, aber die Frage war, was sie sonst noch im Laufe der Nacht herausbekommen hatten. Wussten sie, dass er Spieler 128 war, der Mann, der als Sündenbock für Annas Tod herhalten musste, oder hatten sie sich damit zufriedengegeben, ihn als Henrik Pettersson identifiziert zu haben?
    Er musste einen kühlen Kopf bewahren, sie dazu bringen, ihre Karten offenzulegen, und mit seiner eigenen Story gleichzeitig so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben, um glaubwürdig zu klingen.
    »So war es wirklich. Ehrlich! Wieso sollte ich lügen? Ich brauchte einen Job, hatte nur gute Sachen über euch gehört, aber mit meinem Strafregister hättet ihr mich nie im Leben eingestellt …« Er machte eine Pause, aber der Stromstoß blieb aus. »Mange, der richtige Mange, ist verreist, und ich habe mir seinen Namen nur ausgeliehen. Die Leute schummeln doch jeden Tag mit ihren Lebensläufen. Das Netz ist voll von erfundenen Identitäten. Kein großes Ding …«
    Noch immer kein Schlag. HP hatte aufgehört, an den Bändern zu ziehen. Philip schien ihm tatsächlich zuzuhören. Und warum auch nicht? Schließlich sagte er ausnahmsweise mal die Wahrheit.
    »Alles, was ich bei euch gemacht habe, war echt. Ich habe mein Bestes gegeben. Ich mag meine Arbeit, das ganze Ding mit der Firma und alles …«, fügte er hinzu und warf Elroy einen langen Blick zu.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    HP rührte keinen Muskel.
    »Du wirkst unzweifelhaft sehr aufrichtig, Henrik …«, sagte Philip nachdenklich.
    HP nickte. Er sagte in der Tat die Wahrheit, die absolute Wahrheit sogar, verdammt! Zum ersten Mal in der Geschichte hatte er einen Job, der ihm gefiel, eine feste Freundin und eine Art Zukunft.
    Der Zwölfvoltkick hatte ihn aus dem Traum geweckt und ihn zurück in die Wirklichkeit geworfen, was in gewisser Weise verflixt angenehm war.
    Jetzt brauchte er wenigstens nicht mehr jeden Tag mit einem Realitycheck beginnen, um Fantasie und Wirklichkeit auseinanderzuhalten. Die Frage war nur: Was nun? Würde man

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