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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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heute. Ich denke, die Sitzung hat mir sehr gutgetan, und ich habe das Gefühl, innerlich einen großen Schritt weitergekommen zu sein.«
    »Was werden Sie im Anschluss an diese Sitzung tun?«
    »Ich möchte allein sein. Ich möchte irgendwo draußen im Schatten sitzen und nachdenken. Sie werden lachen, aber es gelüstet mich wahnsinnig nach einem Eisbecher mit Stracciatella und Schokolade.«
    »Dann setzen Sie sich doch auf dem Rückweg ins Eiscafé. Tun Sie, wonach Ihnen ist und was immer Sie möchten. Sie sind auf dem richtigen Weg …«
    ✴
    Der letzte Satz von Doktor Brinkhus ging Inka noch zwei Tage später durch den Kopf. Sie starrte auf den leeren Stuhl gegenüber. Gleich würde Annabel dort sitzen.
    Der Besucherraum, so klein wie eine Gefängniszelle, war mit einem Tisch und drei Stühlen ausgestattet. Etwas abseits davon befand sich ein weiterer Stuhl. Sonst gab es nichts weiter in dem Zimmer, die Wände waren kahl.
    Der Richter hatte Evelyn und ihr auf ihren Antrag hin Besuchserlaubnis erteilt. Für eine halbe Stunde, maximal zweimal im Monat, und unter Aufsicht eines Kripobeamten. Letzteres war in ihren Augen ein Zeichen, dass dem Richter der Fall trotz des Geständnisses nicht eindeutig erschien.
    Durch das Sichtfenster in der Tür konnte Inka auf den gesonderten Gang hinaussehen, durch den die Häftlinge ihrem Besuch zugeführt wurden. Wo Annabel nur so lange blieb?
    Evelyn saß neben ihr und schaute nicht von ihren Händen auf, die reglos in ihrem Schoß lagen. Strähnen ihres blonden Pagenkopfes waren nach vorn gefallen und verdeckten das halbe Gesicht.
    »Alles okay?«, flüsterte Inka.
    Evelyn schob sich eine Strähne hinters Ohr und sah auf. »Um ganz ehrlich zu sein, geht es mir beschissen. Zuerst kommt mein Vater in die Psychiatrie und dann meine Schwester ins Gefängnis, weil sie gestanden hat, meinen zukünftigen Schwager ermordet zu haben … Das ist doch alles der reine Wahnsinn!«
    Als Inka sie beruhigen und ihr ihre Unterstützung zusagen wollte, ging die Tür auf, und Annabel wurde von einer Justizbeamtin hereingeführt. Gütiger Himmel, wie hatte sich ihre Freundin in diesen paar Tagen verändert! Ihr Gesichtsausdruck wirkte versteinert, und sie hatte tiefschwarze Ringe unter den Augen. Ihre langen blonden Haare waren ungewaschen, strähnig und zu einem nachlässigen Zopf zusammengefasst. Ihr fülliger Körper steckte in einem petrolfarbenen, viel zu engen Jogginganzug. Tiefes Unbehagen erfasste Inka bei ihrem Anblick. Unvermittelt musste sie an Jonas denken, aber sie verstand den Zusammenhang nicht wirklich. Vielleicht weil sich ihre Freundin immer ein Kind gewünscht hatte, und dieser Traum lebenslang vorbei sein würde, sofern Annabel wirklich eine Mörderin war.
    »Annabel!« Evelyn sprang auf, um ihre Schwester zu umarmen, aber im selben Augenblick ging die Justizbeamtin dazwischen und drückte Evelyn sanft aber bestimmt auf ihren Stuhl zurück.
    »Keine Berührungen«, ergänzte sie in deutlichem Tonfall, »sonst muss der Besuch sofort abgebrochen werden. Ich weise Sie darauf hin, dass alles, was hier geschieht, optisch überwacht wird. Tonaufzeichnungen sind gesetzlich untersagt, deshalb erfolgt auf Anordnung des zuständigen Richters eine akustische Überwachung durch einen Beamten der Kriminalpolizei.«
    Wie auf Abruf ging die Tür erneut auf, und Peters Kolle ge Andi kam herein, in Jeans und leuchtend gelbem T-Shirt. Inka war nicht sonderlich überrascht, ihn in diesem Aufzug zu sehen – als Kriminaltechniker musste er auch bei obligatorischen Überwachungsdiensten keine Uniform tragen, das kannte sie von Peter. Nur warum mussten sie ausgerechnet Andi schicken? Es hätte doch irgendein Kollege aus dem Team sein können, den Inka nicht so gut kannte. Hoffentlich ziehen sie Peter jetzt nicht von dem Fall ab , dachte sie. Schwer zu sagen, ob Andi darauf vorbereitet war, sie hier im Besuchsraum zu sehen. Er nickte ihr kurz zu, zeigte nach außen hin keine Überraschung über ihre persönliche Bekanntschaft mit der Tatverdächtigen. Mit gespreizten Fingern fuhr er sich durch seine Igelfrisur und nahm auf dem Stuhl an der Wand Platz.
    »Sie haben eine halbe Stunde Zeit«, sagte die Justizbeamtin. »Sollten Sie eher fertig sein, betätigen Sie bitte die Klingel. Ich setze Sie aber in Kenntnis, dass die Besuchszeit dennoch voll vom Kontingent abgezogen wird.«
    Annabel setzte sich zögerlich hin; offensichtlich vermied sie es, nicht den Anschein einer schnellen und damit falschen

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