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Absicht, dass mich ein Haufen hungriger Vampire umringt? Weshalb überlässt du mich nicht einfach den Höllenhunden und lässt es dabei bewenden? Gegen sie könnte ich mein Glück wenigstens versuchen.«
Viper verlangsamte seine Schritte nicht, obwohl er instinktiv den Griff um Shays Körper verstärkte. Er würde ihr durchaus zutrauen, dass sie trotz seiner Beteuerungen plötzlich versuchte, sich zu befreien. Sie hatte Vorurteile gegen Vampire, die weit über jede Logik hinausgingen.
»Dir wird nichts geschehen«, versicherte er ihr.
»Wie kannst du so sicher sein?«
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»Du gehörst mir. Sie werden meinen Befehlen gehorchen.«
Er konnte tatsächlich hören, wie sie angesichts seiner lästigen Arroganz mit den Zähnen knirschte. Natürlich war das der Alternative vorzuziehen. Dass sie über seiner Schulter hing, sorgte dafür, dass ihre Füße seinen empfindlicheren Körperteilen gefährlich nahe kamen. Selbst ein Vampir konnte durch einen genau gezielten Tritt in die Knie gezwungen werden.
»Oh, natürlich. Als ob mir je ein Vampir begegnet wäre, der jemanden gehorcht«, murmelte sie. »Wenn sie sich entschlie-
ßen, aus mir eine schmackhafte Mahlzeit zu machen, kannst weder du noch ich irgendetwas tun, um sie aufzuhalten.«
Viper steuerte durch die Schatten eines leeren Büroge-bäudes, während er über seine Antwort nachdachte. Vampire enthüllten kaum jemals die inneren Abläufe ihrer Kultur, nicht einmal anderen Dämonen gegenüber. Der Secret Service war nichts dagegen. Unglücklicherweise würde er Shay beruhigen müssen, sonst würde sie sich die ganze Zeit gegen ihn wehren.
»Ich stimme zu, dass Vampire freiheitsliebend sein können, aber ich bin Clanchef«, sagte er schließlich.
»Und?«
»Und meine Autorität herauszufordern bedeutet, mich herauszufordern.«
Er wünschte sich, dass dies das Ende der Unterhaltung war, aber natürlich war das nicht der Fall.
»Was soll das bedeuten?«
»Es bedeutet, dass sie mir entweder im direkten Nahkampf entgegentreten oder den Clan verlassen müssen«, gestand er widerwillig. »Es gibt nur wenige, die eines der beiden Schick-sale riskieren würden.«
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»So viel Angst haben sie vor dir?«
Viper hielt an einer Ecke an und beobachtete die Umgebung genau. Es war so spät, dass sich die meisten Menschen in ihren Betten befanden und alles dunkel und still da lag. Die Gegend war ein Hauptjagdgebiet sämtlicher Arten von Dä-
monen. Einige mochten vielleicht nicht an einem Vampir und einer Shalott interessiert sein, wenn diese nicht töricht genug waren, über sie zu stolpern.
Nachdem er sich überzeugt hatte, dass der Weg frei war strebte er rasch auf die nächste Gasse zu.
Da spürte er, wie Shay ihm einen Fausthieb mitten auf den Rücken verpasste. »Beantworte meine Frage, oder lass mich herunter«, forderte sie.
Diesmal knirschte er selbst ein wenig mit den Zähnen.
»Clanchef zu sein hat mir ... Kräfte verliehen, die über diejenigen der meisten Vampire hinausgehen.«
»Was für Kräfte?«
»Jeder Clanchef verfügt über seine eigenen, und es wird nicht über sie gesprochen.«
Shay schnaubte abfällig bei seiner Antwort, aber akzeptierte ausnahmsweise einmal, dass er nichts weiter verraten würde.
»Was passiert, wenn einer von ihnen selbst Clanchef werden will?«, drängte sie stattdessen.
»Zuerst müssen sie an der Schlacht von Durotriges teil-nehmen. Wenn sie überleben, können sie ihren eigenen Clan gründen, wie ich es tat, oder einen anderen Clanchef zum Kampf auf Leben und Tod herausfordern.«
»Wurdest du je herausgefordert?«
»Es ist einige Jahrhunderte her.«
»Ich nehme an, du besiegtest deinen Gegner?«
»Ja.«
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»Also bist du jetzt so ein knallharter Kerl, dass dich niemand herausfordern will?«
Viper lachte mit erstickter Stimme. Er war im Laufe der Jahre mit vielen Bezeichnungen belegt worden, aber er war sich nicht sicher, dass dieser Begriff dazugehörte.
»Ich kann ein ... knallharter Kerl sein, falls es notwendig ist, aber in Wahrheit sind die meisten Mitglieder des Clans einfach zufrieden.« Er schlängelte sich durch die schmalen Gassen, und sein hohes Tempo brachte sie in die weniger ansprechen-den Viertel. »Ich bin kein übermäßig anspruchsvoller Herrscher, und im Gegensatz zu anderen hege ich nicht den Wunsch, noch mehr Macht zu erwerben. Sie fürchten nicht, zwischen die blutigen Kampffronten eines Clankrieges zu ge-raten.«
»Ein gütiger Diktator?«, murmelte sie.
Er widerstand dem
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