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berühren, den sie nicht berührt haben wollte.
»Ja. Sie liebten sich sehr.«
Viper ignorierte den warnenden Unterton in ihrer Stim-68
me. Natürlich. Stattdessen ließ er seinen Blick langsam über ihren kaum verhüllten Körper gleiten.
»Und sie zeugten dich. Ich würde sagen, die Verbindung von Mensch und Dämon war eindeutig perfekt.«
Shay leckte sich die trockenen Lippen. Entweder hatte gerade jemand ein Feuer in der Küche angezündet, oder die Hitze von Vipers Blick war tatsächlich spürbar.
»Es war wohl kaum perfekt für meinen Vater, dass er von seinem Volk gemieden wurde, oder für meine Mutter und mich, dass wir uns verstecken mussten.«
»Wenn sie glücklich waren, was spielte es dann für eine Rolle?«
Shay schluckte ihre scharfe Erwiderung herunter. Warum sollte sie sich die Mühe machen? Er war ein Vampir. Er hatte in seinem unsterblichen Leben nie einen Tag der Angst oder Unsicherheit erlebt.
»Ich möchte nicht darüber sprechen.«
Viper schwieg einen Augenblick, bevor er langsam nickte.
»Nun gut. Wenn du deine Mahlzeit beendet hast, bringe ich dich in dein Zimmer.«
Die Frühlingsrollen in Shays Magen fühlten sich plötzlich zentnerschwer an.
Ihr waren für Sklavinnen bestimmte Räumlichkeiten nur zu gut bekannt. Es waren dunkle, nasskalte Löcher mit Eisenstäben. Diese eine Gegebenheit änderte sich nie, ganz egal, wer im Augenblick ihr Herr und Gebieter war.
»Jetzt?«
Er sah sie mit einem Anflug von Neugier an. »Gibt es etwas anderes, was du tun möchtest?«
Glasscherben essen. Sich ein Messer ins Auge bohren. Sich vom Dach stürzen.
»Ich dachte, ich könnte mich vielleicht im Haus umse-69
hen.« Wie beiläufig wich sie vor seiner drohend aufragenden Gestalt zurück. »Schließlich soll ich hier ja leben.« Sie kniff die Lippen zusammen. »Zumindest vorerst.«
»Dafür werden wir morgen noch genügend Zeit haben.
Du bist doch sicher erschöpft?«
»Ich brauche nur wenig Schlaf.«
Ein kleines, beunruhigendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Was für ein angenehmer Zufall — ich benö-
tige selbst nur sehr wenig Schlaf.«
Da sie so von ihren Gedanken an eine nasskalte Zelle in Anspruch genommen wurde, war Shay nicht darauf vorbereitet, dass Viper auf sie zu glitt und sie auf seine Arme nahm.
Als sie sich eng an seine Brust gepresst wiederfand, verfluchte Shay gründlich ihre Unaufmerksamkeit. Sie mochte ja nicht zu vampirischer Geschwindigkeit imstande sein, aber sie hätte sicherlich mehr tun können, als einfach dazustehen und in die Gegend zu starren.
Es war erstaunlich, was ein gut gezielter Tritt oder Schlag gegen die Kehle selbst bei dem entschlossensten Mann an-richten konnte.
»Was machst du da?«, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Mit nervtötender Mühelosigkeit bewegte sich Viper auf die Türöffnung zu.
»Du sagtest, du wünschtest einen Rundgang.«
»Ich kann allein herumlaufen. Es ist nicht nötig...«
Er hob sie so hoch, dass er ihr direkt ins Gesicht sehen konnte. Nur einen kurzen Moment fiel es Shay schwer, Luft zu holen.
Es war nicht nur seine überwältigende Schönheit. Die meisten Vampire waren schön. Wie hätten sie sonst so leicht ihre Beute anlocken können? Sondern da lag etwas Unwi-70
derstehliches in diesen mitternachtsschwarzen Augen. Etwas, was Gefühle zu erwecken drohte, die sie definitiv nicht erweckt haben wollte.
»Es ist durchaus nötig, mein Schatz«, erwiderte er mit seidenweicher Stimme. »Nun sei still, und lass mich meinen Pflichten als dein Gastgeber erfüllen.«
Shay wandte grimmig den Blick ab. Sie hätte nie geglaubt, dass sie sich je von einem Vampir in den Bann ziehen oder verführen lassen würde, gleichgültig, über welche Kräfte er verfügte. Sie hatte Vampire ihr ganzes Leben lang gehasst.
Aber jetzt war sie sich nicht annähernd so sicher, wie sie es eigentlich sein sollte.
»Ist das eine Angewohnheit von dir, all deine Gäste he-rumzutragen?«, murmelte sie, während sie gegen den absur-den Drang ankämpfte, sich in seinen Armen zu winden.
»Du bist mein erster und einziger Gast.«
Shays Blick glitt zu Vipers eleganten Gesichtszügen.
»Du lügst. «
Er wölbte die Brauen. »Warum sagst du das?«
»Ich kann es nicht glauben, dass ein Mann wie du willens sein könnte, seinen Harem zurückzulassen.«
»Ein Mann wie ich?«
»Ein Vampir.«
»Ah. Es tut nur leid, dich zu enttäuschen, aber im Augenblick bin ich haremslos.« Die Mitternachtsaugen versprühten ihre
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