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wohl kaum so nach unten gehen.«
Er lachte mit rauchiger Stimme auf. »Warum nicht? Ich versichere dir, ich nehme keinen Anstoß daran.«
»Ich schon.«
»Nun gut.« Sie hörte, wie er über den Teppich schritt und eine Tür geöffnet wurde. Für einen kurzen Moment dachte sie, er habe den Raum verlassen, und sie kämpfte gegen einen kleinen Stich der Enttäuschung an. Doch dann überlief sie plötzlich ein prickelnder Schauder, und Viper stand neben ihr. »Hier.«
Sie drehte den Kopf und warf einen Blick auf das karmesinrote Seidengewand, das er in der Hand hielt. Langsam und 127
zögernd nahm sie das Gewand entgegen und rieb geistesabwesend den teuren Stoff zwischen ihren Fingern.
»Du hast gesagt, du hättest hier nie Gäste.«
Er deutete mit der Hand auf den noch immer offen stehenden Wandschrank, der mehrere eindeutig für weibliche Wesen gedachte Kleidungsstücke enthielt.
»Das ist auch tatsächlich der Fall.«
»Die gehören dir?« Shay blinzelte überrascht. »Ich wusste ja, dass Vampire einen exotischen Geschmack haben ... aber das hätte ich nie vermutet.«
»Sie sind für dich.«
»Für mich?«
Angesichts ihres reinen Unglaubens sah er sie irritiert an.
»Dachtest du, ich hätte die Absicht, dich nackt in einer Zelle anzuketten?«
»Ich ...« Sie schüttelte langsam den Kopf, während sie zögernd zum Schrank ging, um einen Blick hineinzuwerfen.
Da gab es lässige Jeans und T-Shirts, Khakihosen, weiche Sweater und luxuriöse Kleider, die ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so viele Kleidungsstücke besessen. Und ganz sicher nie etwas so Teures. »Ich hätte nicht erwartet, dass du mir eine neue Garderobe kaufst.«
»Es ist kaum eine Garderobe. Nur einige Dinge, die dir über die Zeit hinweghelfen sollen, bis du selbst einkaufen gehen kannst.« Er schwieg einen Augenblick, bevor er leise aufseufzte. »Da wir gerade davon sprechen, Abby möchte dich in das nächste Einkaufszentrum schleifen, um einer weiblichen Bindung zu frönen.«
Immer noch benommen von dem Gedanken, dass Viper sich für sie solche Umstände gemacht hatte, drehte sie sich 128
um, um ihn unsicher anzusehen.
»Abby?«
»Du bist ihr im Kampf gegen die Hexen begegnet.«
Shays Verwirrung wurde noch größer. »Du meinst den Phönix?«
»Ich glaube, sie zieht den Namen Abby vor.«
Shay streckte die Hand aus, um sich an der Schranktür festzuhalten. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass ihr die Knie weich wurden.
»Aber ... warum? Warum sollte sie sich überhaupt an mich erinnern?«
Er zuckte mit der Schulter. »Du hast ihr geholfen, die Hexen zu besiegen.«
»Ich habe überhaupt nichts getan.«
»Du widersetztest dich dem Befehl der Hexen, sie gefangen zu nehmen, und ließest dich stattdessen beinahe tot schlagen, weil du dich weigertest, ihnen zu helfen. Und du standest ihr zur Seite, als sie gegen Edra kämpfte.« Seine Miene war ernst. »Sie hat es nicht vergessen. Und Dante ebenfalls nicht.«
Das alles entsprach der Wahrheit. Shay hatte getan, was sie konnte, um den Versuch der Hexen zu vereiteln, den Phönix als Werkzeug zu benutzen, um die Dämonen zu töten.
Trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, warum dies Frau sich ihre Anwesenheit wünschen sollte. Und ganz sicher nicht ausgerechnet beim Einkaufen.
»Das macht uns kaum zu Freundinnen«, murmelte sie.
Er lächelte sie mit einem trockenen Ausdruck an. »Das musst du Abby sagen. Sie scheint zu denken, dass euer Nahtoderlebnis ihr das Recht gibt, dich nicht nur als Freundin zu bezeichnen, sondern auch dafür zu sorgen, dass du unter 129
meinem Dach nicht ungemein schlecht behandelt wirst.«
Shay umklammerte das vergessene Gewand mit der Hand und begab sich damit zum Bett, um sich auf die Bettkante zu setzen. Etwas lastete schwer auf ihrer Seele.
Etwas, was sich sehr stark nach Angst anfühlte.
»Weiß sie, was ich bin?«, flüsterte sie. Ihr Blick blieb auf den dicken Teppich unter ihren Füßen gerichtet.
Mehr spürte sie, als dass sie es hörte, dass er sich vorsichtig bewegte, um sich dicht vor sie zu stellen. Sie hielt den Blick auf den Boden geheftet. Er sollte einfach ihr Gesicht nicht sehen. Nicht, wenn sie keine Kontrolle über ihr Mienenspiel besaß.
»Was du bist?«, fragte er.
»Weiß sie, dass ich eine Dämonin bin?«
Er zögerte, als suche er sorgfältig nach den richtigen Worten. »Sie ist sich dessen bewusst, dass in deinen Adern Shalott-Blut fließt.«
»Und sie will, dass ich
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