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abzubringen, die das gesamte Haus mit ihrem süßen Duft er-füllte.
Er hatte versucht, in seiner Bibliothek Hinweise auf den Dämon zu finden, der die Trolle angegriffen hatte. Er hatte in seinen diversen Firmen angerufen, um sich zu erkundigen, ob irgendwo unerwartete Schwierigkeiten aufgetaucht waren. Er hatte sogar rasch das Gelände inspiziert, um mit seinen Wachtposten zu sprechen und sich mit eigenen Augen zu vergewissern, dass alles ruhig war.
Doch zuletzt konnte er das pochende Bedürfnis in seinem Inneren nicht länger verleugnen.
Er wollte Shay sehen.
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Er wollte ihre Stimme hören und ihre weiche Haut be-rühren.
Er wollte einfach in ihrer Nähe sein.
Es war absolut erbärmlich.
Als Viper den Treppenabsatz erreichte, hielt er inne und betrachtete den kleinen Gargylen, der sich auf dem Boden neben Shays Zimmertür zusammengerollt hatte. Offensichtlich spielte diese reizbare Bestie den Wächter für sie. Es war ein Gedanke, der vielleicht komisch gewesen wäre, wenn sich Viper nicht vollkommen dessen bewusst gewesen wäre, dass Liebe und Treue von weitaus größerer Bedeutung waren, als jede körperliche Kraft.
Er würde lieber gegen einen wilden Krieger im Kampf antreten als gegen einen Freund, der seine Kameradin beschützte.
Jemand, der willens war, für eine andere Person zu sterben, wurde dadurch tatsächlich zu einem gefährlichen Feind.
Viper bewegte sich weiter vorwärts und beobachtete, wie der Gargyle sich aufrappelte und sich lässig gegen die Wand lehnte. Er verfugte vielleicht nicht über die Körpergröße der meisten Gargylen, aber er besaß ganz sicher ihren überragen-den Stolz.
Viper schlenderte weiter und hielt direkt vor Levet an.
Sonderbarerweise verspürte er nicht das erwartete Aufflackern von Ärger über die Störung durch diesen ungebetenen Gast. Stattdessen spürte er etwas, was sehr stark dem Gefühl von Respekt ähnelte. Eventuell lag es daran, dass Levet deutlich gemacht hatte, dass Shays Wohlergehen ihm ebenso wichtig war wie Viper.
»Es gibt hier alle möglichen schönen Schlafzimmer«, murmelte er. »Ich bin mir sicher, dass die meisten davon für einen Gargylen bequemer wären als dieser Flur.«
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»Ich werde mir einen Raum suchen, wenn der Tag an-bricht. Bis dahin bleibe ich hier.«
»Ah. Ihr steht Wache?«
Vipers Ton war sanft, aber das kleine, unleugbar hässliche Gesicht erstarrte. Levets Stolz war verletzt.
»Sie glauben, ich könne Shay nicht beschützen?«
»Ganz im Gegenteil, ich glaube, Ihr würdet Euch als äu-
ßerst gefährlicher Gegner erweisen. Glücklicherweise gibt es in dieser Nacht keine Notwendigkeit für Eure Besorgnis.
Mein Gast ist gegangen, und das Gelände ist gesichert.«
»Aber Sie bleiben.«
Viper hob die Brauen. Es gab nur wenige Dämonen, ganz unabhängig von ihrer Größe, die es wagten, ihm direkt entgegen zutreten.
»Ich bin keine Bedrohung, mein kleiner Krieger.«
»Sie behaupten, dass sie sich in Ihrer Gewalt in Sicherheit befindet?«
»Ich habe sehr viel Geld für Shay ausgegeben«, betonte Viper und bemühte sich dabei, vernünftig zu klingen. »Ich bin ein guter Geschäftsmann, der nicht etwa ein kleines Vermögen für jemanden verschleudern würde, dem er zuschaden beabsichtigt.«
Die grauen Augen verengten sich. »Ich fragte, ob sie in Sicherheit ist.«
Langsam bildete sich auf Vipers Lippen ein Lächeln. Trotz all des Wirbels, den er machte, war Levet Manns genug, in den Hunger zu spüren, der durch Vipers Blut strömte.
»Sie steht unter meinem Schutz. Ich würde ihr nie ein Leid zufügen und auch keinem anderen gestatten, ihr etwas zuleide zu tun, soweit es in meiner Macht steht, sie zu beschützen.«
Der Gargyle dachte eine ganze Weile über seine Worte 123
nach. Vielleicht machte er sich Gedanken darüber, ob er ein etwas genaueres Versprechen von Viper erzwingen konnte.
Schließlich nickte er langsam.
»Versprechen Sie mir das?«
Seine Forderung traf Viper unvorbereitet. »Ihr würdet das Versprechen eines Vampirs akzeptieren?«
»Ich würde das Versprechen eines Clanchefs akzeptieren.«
Unwillkürlich berührte Viper die Drachentätowierung auf seiner Brust. Er hatte vergessen, dass Gargylen so empfindlich auf Dämonenmale reagierten.
»Ihr habt mein Versprechen.«
»Gut.« Der lange Schwanz zuckte heftig. »Dann werde ich sie Ihrer Obhut überlassen und mir etwas zu essen suchen.«
»In der Küche gibt es reichlich Nahrung.«
»Bah.« Levet grimassierte angewidert. »Ich habe
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