Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
oder fünfhundert oder … „Und das
mir!
Der Zivildienst gemacht hat, weil er keine Waffe anfassen will, der bei jeder SCHEISS Friedensdemo dabei ist, der VERKACKTE Petitionen unterschreibt, weil er nur ein BISSCHEN Frieden auf diesem SCHEISS Planeten will. Und jetzt? Was bin ich jetzt? Hä? Eine BESCHISSENE KRIEGSIKONE! Wie viele Menschen weltweit metzelt mein sauberes Ebenbild pro Tag dahin, hä? WIE VIELE?“ Nils begann unter Mos hartem Griff und den noch härteren Worten zu zittern. Er würgte ein beunruhigendes Schluchzen hervor.
„Du hast mir einen SCHEISS SCHRECKEN eingejagt. Ich dachte, du wärst ein irrer Stalker … vor allem nach diesen … Gottverdammt … diesen BESCHISSENEN E-Mails. Ich hatte echt ANGST. Herrgott, ich wollte doch nur wissen, wer diese Person ist, die meine Visage benutzt hat, wollte wissen,
wieso
sie das gemacht hat. Und dann … Himmel, bekomme ich
so eine
E-Mail. Verdammt
Nils!
Ich dachte ich hab einen Irren an der Backe!“ Mo ließ Nils los und dieser klappte in sich zusammen, wie eine Marionette, deren Fäden man durchgeschnitten hatte. Er rieb sich den Kiefer, kauerte sich auf den Boden und schluchzte hemmungslos. Mo rang um Fassung, als er auf das Häufchen Elend herabblickte. Nils tat ihm leid. Aber Mo war so unfassbar verletzt. Nicht nur, weil er
wirklich
gedacht hatte, jahrelang von einem Stalker belästigt worden zu sein. Dass es Nils war, verdammt, ausgerechnet Nils, der Mann, in den er sich … das brach ihm das Herz.
„Weißt du …“, zischte Mo und blickte auf den nackten, bebenden Körper zu seinen Füßen. Er war in Begriff, ganz bewusst etwas sehr Schlimmes zu sagen und obwohl er wusste, dass es besser wäre es zu unterlassen, trieb ihn blinder Zorn an. Auch darüber, dass
er
nun Schuld daran war, dass Nils so verzweifelt dahockte. Tränen stürzten über seine Wimpern, als er ausstieß: „Jetzt verstehe ich, warum du noch Jungfrau warst, du
Freak
!“
Nils heulte auf und hob die Arme über den Kopf, als erwarte er, geschlagen zu werden. Mo war entsetzt über diese Reaktion, darüber, dass Nils scheinbar ernsthaft und
ausgerechnet
von ihm Gewalt zu erwarten schien. Wie konnte … er hatte doch nur … Völlig verstört stürzte Mo aus dem Zimmer, sein Kopf dröhnte, tausend Gedanken polterten wild darin herum. Verdammt, er hatte sich gehen lassen! Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals jemanden so hart angepackt hatte. Das widersprach völlig seiner Lebensphilosophie. Seine Welt stürzte ein. Noch vor wenigen Minuten war er so glücklich gewesen, hatte gedacht, in Nils fände er einen …
Freund,
und dann
das
! Ausgerechnet der Mann, in den er sich – das musste er sich wohl eingestehen –
verliebt
hatte, war verantwortlich für die Angst der letzten Wochen, das Gefühl, schutzlos in den eigenen vier Wänden zu sein.
Er lief ins Schlafzimmer und suchte hastig seine Kleider zusammen. Zitternd vor Aufregung zog er sich an, schniefte dabei und wischte sich immer wieder Tränen aus den Augen. Als er mit verschwommenem Blick unter dem Bett nach seinem Schuh tastete, glitt etwas kühles, metallenes in seine Hand. Er schloss seine Finger darum und holte es hervor. Er prallte zurück. Eine Pistole! Mit einem Aufschrei ließ er die Waffe fallen und starrte sie an.
„Scheißenochmal, Nils!“, fluchte er leise und nahm das Ding zögernd wieder in die Hand. Er warf einen Blick in Richtung Arbeitszimmer, als könnte er durch die Wände sehen. Einer Eingebung folgend schob er sie in den Hosenbund und zog sein Shirt drüber. Dann fand er den fehlenden Schuh, schlüpfte hinein und schlich auf den Flur. Mit Bauschmerzen blieb er einen Schritt vor dem Arbeitszimmer stehen. Nils' bitterliches Schluchzen drang an sein Ohr, traf ihn mitten ins Herz. Um ein Haar hätte Mo sich erweichen lassen, wäre in den Raum gestürzt, hätte Nils in den Arm genommen, sein Gesicht mit vielen kleinen Küssen bedeckt … Das kalte Metall der Pistole drückte gegen seinen Bauch, und eine schlimme Ahnung bohrte sich in Mos Bewusstsein. Er machte einen weiteren Schritt und blickte ins Arbeitszimmer. Nils hockte noch genauso da, nackt und zusammengekauert, wie er ihn vor wenigen Minuten verlassen hatte. Was für ein erbärmlicher Anblick! Mo schluckte schwer. Übelkeit stieg in ihm hoch.
„Nils“, sagte er leise, mit heiserer Stimme. Das Schluchzen verstummte und Nils blinzelte zwischen den Fingern hindurch zu ihm hoch. „Tu dir nichts an, okay?“, bat Mo. Rasch wandte er sich
Weitere Kostenlose Bücher