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iBoy

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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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flimmerte schon meine iHaut.

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    I could be a soldier/falling in love/I could bea soldier/I could be happy
     
    Shame
    Come Closer to Me
     
    Ich hatte noch nie eine solche Wut empfunden wie in dem Moment, als ich die Treppenhaustür aufstieß und den Flur entlang auf O’Neil und die anderen zuschritt. Sie verzehrte alles andere, sie war brutal, gnadenlos   … sie war wie ein Vulkan, eine Naturgewalt, unter Hochdruck und bereit zum Ausbruch. Doch zugleich fühlte ich mich merkwürdig ruhig und kontrolliert.
    Ich hatte unter Kontrolle, außer Kontrolle zu geraten   …
    Als die Treppenhaustür hinter mir zuschlug, unterbachen alle Crows, was sie gerade taten, und drehten sich zu mir um. Ich bewegte mich schnell, ohne zu rennen – marschierte den Flur entlang auf sie zu, meine Sinne waren hellwach, meine Augen erfassten jedes Detail. Ich sah die entsetzten Blicke in ihren Gesichtern, als sie mich erblickten – eine flimmernde, glühende Kapuzengestalt   –, und ich merkte auch, wie zwei von ihnen sofort losrannten, ohne ein einziges Mal zurückzuschauen   … sie drehten sich einfach um und spurteten den Flur entlang Richtung Fahrstuhl.
    |122| Ich ließ sie laufen.
    Ich sah, wie O’Neil, Firman und Craig ein paar Schritte zurückwichen und darauf achteten, dass sie den Typen mit der Sprühdose immer vor sich hatten. Und ich sah, wie der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, als ich die Worte las, die er an die Wand neben Lucys Wohnung gesprayt hatte –
Schlampe, Hure
–, und dann, bevor ich wusste, was ich tat, schnappte ich mir die Farbdose aus seiner Hand und sprühte ihm in die Augen. Er schrie und versuchte, seine Augen zu schützen, doch ich trat ihm in die Eier und stieß ihn zu Boden, und als er die Hände von den Augen nahm, um seinen Unterleib zu schützen, sprühte ich weiter rote Farbe in sein Gesicht.
    Die andern drei griffen mich jetzt an, wollten mich von hinten attackieren und von dem Sprayertypen wegreißen, doch schon als sie die Arme ausstreckten – ihre Hände hatten mich noch nicht mal berührt   –, jagte ich einen Stromstoß durch meinen Körper. Ich hörte ein scharfes, prasselndes Geräusch und entsetzte Schmerzensschreie, als der Stromschlag die drei Crow-Typen ausschaltete. Ich drehte mich zu ihnen um und sah, wie sie von mir wegtaumelten und versuchten, den Schmerz aus ihren Händen zu schütteln   … und ich sah auch die erbärmliche Angst in ihren Augen.
    In meinem Rücken hörte ich, wie der Sprayertyp auf die Beine kam. Ich hob den Fuß, trat nach hinten in seine Richtung aus und erwischte ihn voll im Gesicht. Dann – nur um sicherzugehen, dass er keinen Ärger mehr machte – drehte ich mich um und berührte mit meinem Finger seinen von Farbe verschmierten Kopf. Der Stromstoß, den ich ihm verpasste, war so stark, dass es ihm den Schädel nach hinten riss, und als er wimmernd und stöhnend über den Flur davonkroch, sah ich, dass er ein fingerspitzengroßes Brandmal am Kopf hatte.
    |123| Ich drehte mich wieder zu den andern drei um. Firman und Craig sahen aus, als ob sie genug hätten; sie waren dabei, sich rückwärts in Richtung Fahrstuhl davonzuschleichen. Keiner von ihnen wollte als Erster losrennen, doch als ich auf O’Neil zuging, der immer noch nicht von der Stelle wich, schüttelte Firman den Kopf und murmelte: »Scheiße, vergiss es«, dann drehte er sich um und raste Richtung Fahrstuhl. Craig fackelte nicht lange und folgte ihm.
    Also war ich jetzt mit O’Neil allein.
    Er starrte mich eine Sekunde lang an, unsicher, ob er kämpfen oder weglaufen sollte, dann fällte er mit einer energischen Kopfbewegung seine Entscheidung. Er fasste in seine Trackpants und zog ein Messer. Es war nicht besonders eindrucksvoll – nur ein kurzes Küchenmesser mit einer Klinge von höchstens zehn Zentimeter Länge   –, doch es wirkte übel genug und für einen Augenblick spürte ich einen Anflug von Angst.
    Aber er hielt nicht lange an.
    Ich hatte Vertrauen in meine iKräfte.
    Ich grinste O’Neil an, bewegte mich auf ihn zu und hob die Hände, um einen Stich in meinen ungeschützten Körper zu provozieren. Das Messer in seiner Hand zitterte.
    »Na los«, sagte ich. »Stich zu.«
    Er zögerte, schluckte schwer und sah mich an.
    Ich kam näher. »Was ist los?«, fragte ich ihn. »Du siehst aus, als ob du dir gleich in die Hose machst.«
    Sein Blick wurde eisig, er stürzte sich auf mich und richtete das Messer auf meinen Bauch. Ich zuckte ein bisschen, doch

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