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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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anzuzeigen, daß er nichts gefunden hatte. Mittlerweile war ein weiterer Streifenwagen vorgefahren, und aus diesem tauchte Sgt. Patience McCoy auf, rasend vor Wut, wie Jack annahm, denn sie versäumte wahrscheinlich das Frühstück mit ihrem Ehemann.
    Sie standen in dem schäbigen, kotzgrünen Flur vor Samsonites Apartment. Ein Schlosser war damit beschäftigt, Jack von den Handschellen zu befreien, die noch immer an seinem Handgelenk baumelten. Polizisten gingen durch das Schlafzimmer, untersuchten die Leiche und kämmten jeden Zentimeter des Tatorts durch. Sie hatten schnell festgestellt, daß vierzehnmal auf Samsonite eingestochen worden war und die Mordwaffe sich nicht in der Wohnung oder sonstwo in der Nähe auf der Straße befand. Sie ließen Leute die Mülltonnen und die Gassen zwischen den Häusern durchsuchen, aber niemand schien große Hoffnung zu haben, irgend etwas zu finden.
    McCoy hatte Jacks Socken und Schuhe eingesammelt, und im Kofferraum ihres Wagens hatte sie eine Decke gefunden, die sie ihm, obgleich es draußen ziemlich warm war, um die Schultern legte. Sie sagte kein Wort, sondern wartete, bis die Handschellen geöffnet waren und der Schlosser die Treppe hinunter verschwand. Dann nickte sie und sagte: »Fangen wir am besten ganz von vorn an, und Sie erzählen mir alles, nur glaube ich Ihnen diesmal. Und dann wollen wir mal sehen, ob wir diesen Verrückten schnappen können.«
    Jack nickte und versuchte, sich jedes Detail ins Gedächtnis zu rufen. McCoy besorgte auch heißen Kaffee, den er dankbar trank, während er redete. Er rekapitulierte alles, vom ersten Moment, als Kid in seiner Wohnung auftauchte, sämtliche Unterhaltungen über sein Team, jedes Detail, das Jack ausgraben konnte. Er erzählte Mc-Coy von Kids Beerdigung und wie er danach die Totengräberin ausfindig gemacht hatte. Er erklärte, was in Kids Apartment geschehen war und später im Beerdigungsunternehmen der Migliarinis. Er berichtete von seinem Gespräch mit Bryan, das ihn zu Kim geführt hatte. Wie er die Entertainerin gefunden hatte und was genau in der Nacht ihrer Ermordung passiert war, und wie er als nächstes die Novizin fand. An dieser Stelle sagte er: »Ich nehme an, Sie wissen über sie Bescheid, denn sie war es, die Sie angerufen hat.« Als McCoy ihn verwirrt anblickte, sagte er: »Sie hat Sie angerufen, nicht wahr? Als ich nicht wieder auftauchte. Wenn ich jetzt kleinlich wäre, könnte ich Sie fragen, warum zum Teufel Sie so lange gebraucht haben.« Als McCoy ihm schließlich erklärte, sie habe nicht die geringste Ahnung, wovon er spreche, schüttelte Jack den Kopf, als hätte er jemanden vor sich, der kein Englisch verstand, und meinte: »Grace Childress. Die Novizin. Sie war mit mir in dem Spielclub. Ich hatte sie gebeten, Sie anzurufen, wenn sie innerhalb von zwei Stunden nichts von mir hören würde. Das war vor vier, fünf Stunden, und Sie sind gerade erst hier eingetroffen, also …«
    »Niemand hat für Sie angerufen«, sagte McCoy.
    »Natürlich hat sie das«, sagte Jack zu dem Sergeant. »Sie muß es getan haben.«
    »Ich bin hier, weil jemand auf der Straße auf Sie geschossen hat. Der Typ aus diesem Apartment dort …« McCoy deutete mit einem Kopfnicken auf die andere Seite des Flurs. »… kam raus, um zur Arbeit zu gehen, und sah diese Scheiße hier drin.« Jetzt deutete sie mit dem Kopf auf das mit Samsonites Blut besudelte Apartment. »Ein anderer hat die Schüsse gemeldet, und wir hatten gerade einen Streifenwagen in der Nähe …«
    »Sie muß Sie angerufen haben«, sagte Jack. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich verstehe es auch nicht«, sagte McCoy. »Aber ich denke, Sie sollten mir lieber ihre Adresse und ihre Telefonnummer geben.«
    »Es muß einen Grund geben, warum sie nicht angerufen hat«, beharrte Jack. »Sie hat das hier nicht getan. Es ist unmöglich.«
    »Es gibt eine ganze Menge Dinge, die ich vor ein paar Tagen noch nicht für möglich gehalten hätte«, sagte Mc-Coy kopfschüttelnd. »Also geben Sie mir schon die Information. Ich will sie schnellstens finden. Denn wenn sie nicht die Mörderin ist, besteht die reelle Chance, daß der Täter ihr auch an den Kragen will.«
    Jack nickte, wiederholte Graces Namen und nannte Mc-Coy die Adresse. An die Telefonnummer konnte er sich nicht mehr erinnern, aber sie meinte, er brauche sich deswegen keine Sorgen zu machen, die würden sie schon herausfinden. Dann entschuldigte sie sich, verschwand für einen Moment in der Wohnung, und Jack konnte

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