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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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sagte Jack. »Sie hat Kid und die anderen umgebracht.«
    »Nein!« schrie Grace. »Das kannst du doch nicht glauben! Jack, nicht nach der vergangenen Nacht, das kannst du nicht!«
    Jack stolperte nach vorn, weg von der Mauer. Er hielt sich am Tisch fest, und die Welt hörte auf, sich um ihn zu drehen. Er spürte, wie der Sog der Mauer nachließ, und Graces Geschichte hallte nun durch seinen Kopf. Er sah die Schmerzen in ihren Augen, während sie ihr gebrochenes Handgelenk umklammerte. Er sah den Ausdruck von Angst, während sie Bryan anstarrte. Jack machte Anstalten, auf Bryan zuzugehen, sich bei ihm zu bedanken, doch er hielt abrupt inne. Schaute hoch und sagte zu Kids Freund mit einer Stimme, die tief und drohend klang. »Wie bist du hier reingekommen?«
    »Es ist Zeit für unser Training«, sagte Bryan. »Haben Sie das vergessen?«
    »Das habe ich nicht gefragt«, sagte Jack. »Ich will wissen, wie du in meine Wohnung gekommen bist.«
    Zuerst antwortete Bryan nicht. Dann sagte er langsam, ganz langsam: »Ich habe mich reingelassen.«
    Es war, als hätte Jack plötzlich Eiswasser in seinen Adern. Er spürte, wie die Kälte seinen gesamten Körper erfaßte. »Und wie hast du das gemacht?« fragte er.
    Bryan antwortete, als hätte er einen Schwachsinnigen vor sich. »Mit meinem Schlüssel.«
    »Mit welchem Schlüssel?«
    »Mit dem, den ich mir genommen habe«, sagte Bryan. »Von der schwarzen Lady.«
    »Mattie«, flüsterte Jack.
    »Genau.« Bryan nickte. »Ich habe ihn schon einmal benutzt, wissen Sie. Ich kam aus der Garage. Damals wollte ich Sie warnen, als ich auf die Wand schrieb. Sie hatten aber keine Ahnung, daß ich ihn benutzt habe. Ich war clever an diesem Tag. Ich habe die Scheibe zerbrochen, damit Sie glaubten, ich wäre über den Balkon reingekommen.«
    Grace stöhnte, ein leiser, kaum hörbarer Ausdruck ihrer Schmerzen. Sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Gib mir das Messer, Bryan«, verlangte Jack mit ruhiger Stimme. »Reich es mir einfach.«
    »O nein«, widersprach Bryan. »Es ist meins. Es gehört jetzt mir. Ich habe es nur irrtümlich hier liegengelassen. Als ich aufräumte und saubermachte.«
    Jack begriff nicht, was Bryan meinte. Ihm war jedoch absolut klar, daß er mit einem Wahnsinnigen redete. Und er wußte, daß er ganz ruhig bleiben mußte, wenn er am Leben bleiben wollte.
    »Wann hast du saubergemacht?« fragte er behutsam.
    »Heute morgen. Schon ganz früh. Es war alles sehr schmutzig. Und nachdem ich gegangen war, stellte ich fest, daß ich es in der Küche liegengelassen hatte.«
    »Können wir jetzt ins Wohnzimmer gehen und darüber reden?« Jack machte einen Schritt in Richtung der Glasschiebetür, doch Bryan hob das Messer und streckte es Jack drohend entgegen.
    »Nein«, sagte Bryan. Kein Zorn lag in seiner Stimme. Eigentlich gar nichts. Keine Gefühlsregung. »Es tut mir leid, Mr. Keller, aber Sie werden wohl hier draußen bleiben müssen.«
    Jack versuchte, genauso ruhig und gelassen zu klingen wie Bryan. »Ich glaube, Grace braucht einen Arzt. Warum läßt du mich nicht kurz telefonieren, und dann können wir beide hier draußen bleiben und uns unterhalten.«
    Bryans Stirn legte sich ein wenig in Falten. Aber er erschien nicht verwirrt. Eher leicht beleidigt. »Jeder hält mich für einen Idioten«, sagte er. »Aber so ein Idiot kann ich doch gar nicht sein, oder? Ich habe jeden überlistet, sogar Sie.« Er blickte zu Grace und schüttelte den Kopf. »Glauben Sie wirklich, ich würde zulassen, daß Sie jemanden anrufen?« sagte er zu Jack. »Ich bitte Sie, Mr. Keller, Sie bringen doch Besseres zustande.« Und während er diese Worte aussprach, verlor Bryans Gesicht seinen leeren Ausdruck. Jetzt war er richtig wütend. Der Zorn ließ seine Augen gefährlich funkeln. »Das war es, was Sie zu ihm gesagt haben … ›Du bringst etwas Besseres zustande.‹«
    »Was?« fragte Jack. »Wovon sprichst du?«
    »›Du bringst etwas Besseres zustande.‹ Das haben Sie gesagt. Ich erinnere mich genau. Im Restaurant.«
    Jetzt erinnerte Jack sich ebenfalls. Kid und Bryan am Tisch bei Jack’s. Er hatte ihnen erklärt, ihr Plan würde nicht funktionieren. Bryan hatte vorsichtig Fragen gestellt, und Kid hatte Bryan bestürmt, daß es nicht von Bedeutung sei, daß Jack ihnen auf jeden Fall das Geld geben würde.
    Ich halte das Ganze im Augenblick für eine beschissene Idee. Für dich, hatte Jack zu Kid gesagt. Auch weil du etwas viel Besseres zustande bringen kannst.
    Kid sagte:

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