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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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das Champagnerglas hin und sagte: »Scheiße.«
    Sal Demeter war bei Dom beschäftigt, und er hatte jahrelang neben Jack in der Firma gearbeitet. Als Jack noch ein Teenager war, hatte Sal ihn stets behandelt wie einen Mann und nicht wie ein Kind. Er war der erste, der Jack zum Biertrinken mitgenommen hatte, und er hatte Jack, als er vierzehn war, mitten in der Nacht seinen Kombi über den leeren West Side Highway lenken lassen. Sal war ein Pfundskerl. Ein Riese, gut dreihundert Pfund schwer. Er hatte einen gewaltigen Bauch, den er wie ein Bollwerk vor sich herschob. Hände, die aussahen wie Schweinshachsen, und Arme, die vermuten ließen, er könnte alles heben. Er war nicht gerade der Intelligenteste unter der Sonne, aber für einen solchen Riesen von einem Mann überaus freundlich und überraschend sanft.
    Dom berichtete Jack am Telefon, daß Sal soeben Feierabend gemacht hatte. Er war durch die Halle geschlendert, hatte an der Schnur seiner Schürze herumgefummelt, um sie abzunehmen, und war ins Schwanken geraten. Nach drei oder vier schnellen Schritte war er schließlich auf die Knie gesackt, hatte dort ein oder zwei weitere Sekunden verharrt, gerade so lange, daß ein paar Leute zu ihm hinüberrennen konnten, dann war er vornübergekippt, hatte sich leicht auf die Seite gedreht und war tot. Sal war noch nicht ganz fünfundvierzig und hinterließ eine Ehefrau und einen vierzehnjährigen Sohn und, dessen war Jack sich sicher, keine allzu hohe Lebensversicherung. Der Vierzehnjährige war George, aber niemand hatte ihn jemals so genannt, nun ja, wahrscheinlich seit seinem dritten Monat nicht. Von Anfang an war es Kid gewesen. Kid Demeter.
    Es begann damit, daß Dom und Jack ihn unterstützten. Vor allem Jack und später Caroline redeten mit dem Jungen, halfen ihm über den Tod seines Vaters hinweg, und die Verbindung entstand schnell und völlig natürlich. Zuerst basierte sie auf reiner Not – Jacks und Carolines wie auch Kids –, aber sie dauerte an aufgrund von Zuneigung und, letztendlich, Liebe. Sie gaben dem Jungen Geld, wenn er welches brauchte. Gaben ihm auch Ratschläge, wenn er sie nötig hatte, und gewöhnlich geschah das öfter, als er Geld brauchte. Kid war ein Besserwisser, ein trotziges Kind. Stur wie ein Panzer und ständig in irgendwelche Schwierigkeiten verwickelt. Aber er hatte etwas an sich, das ihn zu mehr machte als zu einem eigenwilligen Straßenkind. Kid wollte etwas erreichen. Jack sah es in seinen Augen. Er erkannte es, weil er wußte, daß er den gleichen Ausdruck gehabt hatte, als er noch ein Junge war. Kid wollte raus und nach oben. Raus aus dem Leben, das ihn geformt hatte, auf ein neues und anderes Niveau. Auf das von Jack und Caroline.
    Er verbrachte mehr Zeit in ihrer Wohnung als in seinem eigenen Zuhause. Jack nahm ihn mit zu Spielen der Knicks, so wie Dom es Jahre zuvor mit Jack gemacht hatte. Kid entwickelte sich zu einem Sportler, daher fuhr Caroline nach Staten Island und redete mit Kids Mutter. Sie erklärte ihr, daß sie ihn auf eine vorstädtische Vorbereitungsschule schicken wollten, damit er Football spielen könnte. LuAnn Demeter war einverstanden, weil sie, wie sie meinte, nur das Beste für ihren Sohn wollte, also ging Kid auf die Webster’s Academy in Bayshore, Long Island. Jack sorgte auch dafür, daß Kids bester Freund, Bryan Bishop, dort ein Stipendium bekam – Bryan war riesig; er sah nicht nur aus wie ein Offensive Lineman, er sah aus wie eine gesamte Offensive. Er war Kid außerdem völlig ergeben, sie erschienen einem wie Zwillinge, und das schon seit frühester Kindheit. Caroline hatte vorgeschlagen, dafür zu sorgen, daß sie zusammenblieben. Sie meinte, es würde für Kid den Schulwechsel ein wenig einfacher machen.
    Jack und Dom fuhren regelmäßig hinaus, um sich ihre Footballspiele anzusehen – Kid setzte seine Härte ein, um schnell zum Star-Quarterback aufzusteigen; Bryan wurde innerhalb kürzester Zeit einer der besten Blocking Fullbacks des Staates –, und spendierten den beiden Jungen anschließend eine Pizza oder, falls Wochenende war, in der Stadt bei Jack’s ein Steak. In seiner Freizeit hielt Kid sich immer in ihrer Wohnung oder im Restaurant auf. Caroline brachte seine weiche Seite zum Vorschein, mit ihr redete er offen über seine Ängste und Probleme. Das waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen Kid seinen Schutzschild aufhob. Es war, als ob er spürte, daß seine Anwesenheit Wunden heilte, die sie noch immer schmerzten und an die

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