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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Kid? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.«
    »Viel zu lange. Ich weiß. Nein, das klingt lächerlich. Ich meine, es klingt zu … unwichtig. Es tut mir leid. Ich habe keine Entschuldigung für das, was ich getan habe … dafür, daß ich so einfach verschwunden bin und mich nicht mehr gemeldet habe. Ich war weg …«
    »Du warst fast fünf Jahre weg.«
    »Ich weiß.«
    »Keine Erklärung?«
    »Die kriegst du. Dafür haben wir genug Zeit.«
    »Das heißt, du bist wieder zurück. Von wo immer du gewesen bist.«
    »Ja, ich bin zurück. Wirklich und leibhaftig.«
    Eine verlegene Pause entstand. Keiner wußte, was er sagen sollte. Dom brach schließlich das Schweigen.
    »Frag ihn, warum er zurückgekommen ist, Jackie.«
    »Gibt es einen speziellen Grund dafür?«
    »Es gibt einen Grund«, sagte Kid. »Zumindest gibt es einen Grund, warum ich hier in deinem Wohnzimmer stehe.«
    »Frag ihn doch, bitte«, sagte Dom.
    »Okay.« Jack zuckte die Achseln, und er schaute Kid in die Augen. »Warum bist du wieder hier – in diesem Wohnzimmer? «
    Zum erstenmal seit seiner Ankunft lächelte Kid. Es war ein breites, einnehmendes Lächeln, das strahlend weiße Zähne und aufrichtige Freude enthüllte. Und jene arrogante Die-Welt-gehört-mir-Haltung, die Jack kannte, seit der Mann vor ihm ein kleiner Junge gewesen war.
    »Ich bin dein neuer Schutzengel«, sagte Kid Demeter zu Jack Keller, und das Lächeln wurde noch breiter, intensiver und sah aus, als würde es nie mehr weggehen. »Ich bin hier, um dir deine Schmerzen zu nehmen.«

Vierzehn
    »Okay, sag halt , wenn es weh tut.«
    »Halt.«
    Jack spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Kleine Tropfen bildeten sich und rannen ihm in die Augen.
    »Halt. «
    Jetzt wurde auch sein Nacken feucht. Und er spürte, wie sich seine Schultern verkrampften und der untere Teil seiner Wirbelsäule zu schmerzen begann. Nein, das war mehr als Schmerz. Das war ein stechender Blitz …
    »Halt, verdammt noch mal!«
    »Ich habe doch noch gar nichts getan, Jack. Wir haben noch nicht angefangen.«
    Es war der Tag, nachdem Kid zum erstenmal mit Dom in die Wohnung gekommen war. Nach seiner Ankündigung, er wäre gekommen, um Jack zu heilen, hatten die drei zwei Stunden lang zusammengesessen und sich unterhalten. Es war eine seltsam unpersönliche Unterhaltung. Jack und Dom stellten in einem fort Fragen, aber Kid schwieg sich beharrlich über alle Einzelheiten seines Lebens aus, die nicht mit dem speziellen Grund zu tun hatten, aus dem er hergekommen war.
    »Ich bin nach meinem ersten Studienjahr von St. John’s abgegangen«, erklärte er. »Ich weiß, daß ihr das wißt. Ich erinnere mich noch genau an das Gespräch.«
    »Ja, ich erinnere mich auch«, sagte Jack. »Ich erinnere mich an das Gespräch, und ich erinnere mich, daß du verschwunden bist.«
    »Zuerst einmal bin ich nicht verschwunden. Ich bin von hier verschwunden. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Aber darüber will ich jetzt nicht reden. Es wird ohnehin schon schwer genug, dich zu überzeugen, daß du mich tun läßt, was ich will. Also kommen wir zurück zu
    …«
    »Zur Vergangenheit?«
    »Ja. Sprechen wir ein andermal über die Vergangenheit.«
    »Er hat recht, Jackie. Laß ihn erklären, was er will.«
    Jack nickte, und Kid fuhr fort.
    »Ich bin eine Weile herumgereist. Fast ein Jahr, in dem ich verschiedene Dinge ausprobiert habe. Und dann kriegte ich einen Job in einem Fitnessclub. Du weißt ja, daß ich dafür immer etwas übrig hatte.«
    »Du bist gut in Form, das muß ich dir lassen.«
    »Hm-hm. Ich bin in Spitzenform. Ich bin Sportler und habe mich immer in Form gehalten. War schon immer irgendwie davon besessen. Aber als ich in diesem Fitnessclub anfing, wurde es noch mehr als nur eine Besessenheit. Und dann verwandelte es sich. Ich war auf einmal regelrecht besessen von dem Wunsch, andere Leute in Form zu bringen.«
    »Demnach bist du ein persönlicher Fitnesstrainer.«
    »Ich war es. In gewisser Weise bin ich es noch immer, aber das war nur das erste Stadium. Ich erkannte, daß ich noch viel mehr tun konnte, als andere Leute in Form zu bringen. Ich konnte sie … besser machen.«
    »Wie … besser?«
    »Ich hatte so eine Gabe, einen gewissen Kniff heraus. Ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. Wenn jemand mit Rückenschmerzen zu mir kam, konnte ich das in Ordnung bringen. Wenn jemand sich hatte am Arm operieren lassen und ihn jetzt nicht beugen konnte, konnte er es wieder, wenn er eine Weile mit

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