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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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weiß … aber ich habe um vier ein Management-Seminar, danach habe ich Kim versprochen, für sie im The Saddle einzuspringen … Ja, Freitag, ich verspreche es … ich schwöre … Du bist die allerbeste. Bye-bye.«
    Er unterbrach die Verbindung und wandte sich wieder zu Jack um. »Okay, bringen wir die letzte Serie hinter uns.«
    »Ein Management-Seminar?« fragte Jack.
    Kid nickte beinahe schüchtern. »Ich mache meinen Diplombetriebswirt.«
    »Du verarschst mich.«
    »Nein, echt.«
    »Warum hast du mir nichts gesagt? Wissen sie denn, daß du den größten Teil deines Gehirns auf dem Footballfeld zurückgelassen hast?«
    Kid zuckte die Achseln. »Es ist die NYU – ich habe dort ein Minderheitenstipendium für langsame weiße Quarterbacks, die mit dem Ball aus zehn Metern Entfernung nicht mal eine Scheune treffen können. Deshalb habe ich nicht darüber gesprochen.«
    »Und was wirst du damit anfangen?«
    »Ich habe eine Idee.« Ehe Jack sich dazu äußern konnte, redete Kid schon weiter. »Ja, ich spreche mit dir darüber. Aber erst, wenn ich es für richtig halte. Wenn ich mir die Sache bis zu Ende überlegt habe.«
    »Aber du hast da wirklich was?«
    »Ich denke schon«, antwortete Kid. »Ich beschäftige mich schon länger damit. Und jetzt hör auf, Zeit zu schinden.«
    Jack machte zwölf weitere leichte Curls. Diesmal stoppte er nicht nach dem achten Mal. Er brauchte keine Pause, sondern biß die Zähne zusammen und machte weiter.
    »Ich bewundere dich, Jack. Das war sehr eindrucksvoll.«
    Jack quittierte das Kompliment mit einem kurzen Kopfnicken. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln, ehe er sprechen konnte. »Wie bezahlst du es? Dein Studium, meine ich.«
    »Ich gebe Stunden.« Kid tippte auf sein Handy. »Ich gebe wieder Privatstunden, und deshalb hasse ich es, einem Kunden abzusagen. Aber sie wohnt in Park Slope, ziemlich weit draußen, und heute ist der Geburtstag der Entertainerin – und die sollte man lieber nicht enttäuschen, glaube mir.«
    »Wer zum Teufel ist die Entertainerin?«
    Kid lachte kurz und sagte dann ernsthaft: »Sie gehört zum Team.«
    »Okay. Machen wir weiter. Was zum Teufel ist das Team?«
    »Entschuldige. Es ist ein kleiner Scherz. Es sind die Frauen, mit denen ich ausgehe.«
    »Mehrzahl?«
    Kid nickte. »Es scheint, als wäre das heutzutage durchaus üblich.«
    »Gleichzeitig?«
    »Ich scheine für reine Zweier-Beziehungen nicht geeignet. Zumindest, na ja …« Er schüttelte den Kopf. Das war etwas, worüber er noch nicht reden wollte. »Nun ja, ich glaube, so könnte man sagen: gleichzeitig.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß du so ein Weiberheld bist.«
    »Das bin ich nicht immer ganz freiwillig. Aber im Augenblick ist es das, was ich habe, anstatt …« Kid hielt mitten im Satz inne und wandte den Kopf ab.
    Jack holte tief Luft. Dann beendete er den Satz. »Es ist das, was du anstatt einer Frau und einem Heim hast, anstatt einer Familie.«
    Ihre Blicke trafen sich. Und Kid nickte.
    »Es ist das, was du anstatt dessen hast, was ich hatte«, meinte Jack.
    »Es tut mir leid«, sagte Kid.
    »Ich glaube, diese Gewichte sind zu leicht«, war alles, was Jack darauf erwiderte. »Das nächste Mal sollten wir fünf Pfund auflegen.«
    Zwei Tage später klingelte Kids Mobiltelefon abermals
    während der Trainingsstunde.
    »Ich gehe nicht ran. Sie kann warten«, sagte er.
    »Woher weißt du, daß es eine Sie ist?«
    »Es ist immer eine Sie.«
    »Kid, jetzt werde ich richtiggehend neugierig.«
    »Auf mein Liebesleben?«
    Jack nickte. »Wer … gehört … zu … diesem … Team ?«
    »Ich komme mir ziemlich komisch dabei vor, mit dir darüber zu sprechen.«
    »Betrachte es als Teil der Therapie«, beruhigte Jack ihn. »Ich habe darüber nachgedacht. Es ist vielleicht ganz gut, mal zu erfahren, was draußen in der realen Welt geschieht.«
    Kid unterdrückte ein Lächeln. Aber seine Augen funkelten. »Du bezahlst mich dafür, dein Physiotherapeut zu sein«, sagte er, »nicht dein Psychiater.«
    Jack lächelte widerwillig. »Manchmal geht beides Hand in Hand«, stellte er fest.
    Kid zögerte, aber dann sagte er: »Okay, es fing als eine Art Jux an. Eines Tages wurde mir klar, daß ich mich mit einer ganzen Menge Frauen traf. Es waren vier, fünf, sechs. Individuell betrachtet, waren sie ganz okay, aber wenn man sie alle zusammenfügte und nur das Beste von dem nahm, was sie jeweils als Eigenschaft besaßen, nun, dann entstand daraus eine Art völlig perfekter Frau. Es war wie ein

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