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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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gewesen. Nichts hatte, verdammt noch mal, geklappt. Das war keine Überraschung. Jeder Tag war mehr oder weniger so, wenn sie es sich recht überlegte. Das hatte ihren Plan ja so toll erscheinen lassen. Er sollte die Tage ein wenig erträglicher machen. Oder wenigstens einen Tag. Das wäre schon genug gewesen, oder? Und wie es das gewesen wäre … absolut super. Das wäre eine tolle Sache gewesen. Ein einziger verdammter erträglicher Tag in Amerika …
    Moment mal. Wenn sie ein wenig nachdachte, dann war der gestrige Tag nicht übel gewesen. Gestern war es ziemlich gut gelaufen. Sie hatte Mr. Wonderful gesehen. So nannte sie Kid. Er war tatsächlich ganz schön wunderbar. Fast wunderbar genug, so daß sie ihren verdammten Plan, der nicht geklappt hatte, vergessen konnte.
    Sie erinnerte sich daran, wie mächtig sie sich gefühlt hatte, als er meinte mit ihr fertig geworden zu sein. Wie sie, als er danach so müde und ausgepumpt auf dem Bett gelegen hatte, sich auf ihn gestürzt und ihm die Seele aus dem Leib gebumst hatte. O Gott, ja. Sie hatte die Beine um ihn geschlungen, hatte ihn dabei fast erdrückt, aber es war nicht schlimm, denn er war so stark und so hart. So hart . Und sie erinnerte sich, wie überrascht er war, als sie mitten im Geschehen diese Handschellen hervorgezaubert hatte, und da lag er dann, an den verdammten Bettpfosten gefesselt. Es wären Handschellen des KGB, hatte sie ihm erzählt. Echt und ganz offiziell, und o Mann, war er wütend gewesen. Und sie hatte gelacht. Denn was konnte er schon tun? Gar nichts. Und er konnte auch nicht irgendwohin verschwinden. Er mußte zulassen, daß sie ihn erneut bumste. Und zwar noch heftiger, noch länger. Er mußte …
    Wie aber war es möglich, daß der Plan nicht funktioniert hatte?
    Es war eine todsichere Sache.
    Eine Menge Zaster. Jede Menge Zaster. Sie brauchte nur zuzugreifen. Der American dream, und alles kinderleicht.
    Ein toller Plan, keine Frage.
    Okay, vielleicht war es ein wenig riskant gewesen. Scheiße. Jetzt, wo sie etwas eingehender darüber nachdachte, war es vielleicht sogar ein wenig gefährlich. Vielleicht sogar sehr gefährlich. Und wahrscheinlich ziemlich dämlich.
    Nur gut, daß Mr. Wonderful so zuverlässig war. Zuverlässig zu sein war gut. Und er war mehr als das. Er war stark. Gott, war er stark. Das war sogar noch besser als zuverlässig. Zumindest in diesem Fall.
    Weil er vielleicht, nur vielleicht, stark genug und zuverlässig genug war, die davon abzuhalten, sie zu töten, da ihr perfekter Plan am Ende doch nicht so verdammt perfekt gewesen war. So daß sie ihn vermasselt hatte, so wie sie alles andere vermasselt hatte.
    Herrgott, dabei hatte er so gut ausgesehen.
    Aber das war nur eine weitere Sache, die geplatzt und ihr um die Ohren geflogen war so wie jedes andere verdammte Ding an jedem anderen unerträglichen Tag in ihrem verdammten, unerträglichen, beschissenen Leben.
    D IE T OTENGRÄBERIN
    Er war gerade gegangen, ihr schöner Junge. Sie verfolgte, wie er den Laufgang hinunterschlenderte und im Garten verschwand. Sie erhaschte noch einen Blick auf ihn durch die Bäume, als er über die Auffahrt spazierte, und ein letztes Mal, als er in das wartende Taxi stieg. Sie blickte ihm von Fenster aus nach, bis ihr bewußt wurde, daß er schon seit mehreren Minuten weg war, und obgleich sie allein war, fühlte sie sich gehemmt wie ein Schulmädchen, das etwas Unanständiges in ihrem Tagebuch notiert.
    Sie konnte ihn noch immer riechen, er lag noch immer in der Luft, und dieser Geruch sandte einen Schauer der Erregung durch ihren gesamten Körper. Sie machte vier schnelle Schritte, eigentlich Hüpfer, und ließ sich ins Bett fallen. Sie vergrub das Gesicht im Kopfkissen, machte einen tiefen, langen Atemzug, spürte, wie ihre Lungen sich füllten, und wurde von seinem Geruch überwältigt – dem Zitrushauch des Eau de Cologne von Balmain, das sie ihm gekauft hatte, dem pudrigen Aroma seines Deodorant, der wundervollen Schärfe seines Schweißes. Obgleich sie gerade erst Sex gehabt hatten, harten, leidenschaftlichen, phantastischen Sex, war sie schon wieder erregt. Sich hin und her windend, griff sie sich zwischen die Beine und war triefnaß. Sie entsann sich, wie sie mit dem Fingernagel über seinen Arm gefahren war, wie sein Bizeps sich aufwölbte und verhärtete. Sie hatte den Verband dort berührt, und er war zusammengezuckt. Sie mochte es, wenn er zusammenzuckte, es brachte sie schon zum Höhepunkt, wenn sie ihn so verletzlich

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