Ice Ship - Tödliche Fracht
Szenerie in sich aufzunehmen. Glinn stand am EES-Prozessor und redete leise mit dem Techniker am Keyboard. Lloyd trat an ihn heran, umfasste mit seiner Pranke Glinns schmale Hand und schüttelte sie bewegt. »Der Mann der Stunde!«, dröhnte er. Die schlechte Laune, die er während des Flugs gezeigt hatte, schien verschwunden, er war wieder in Hochstimmung, deutete mit dem Kopf auf die Stahlkonstruktion und sagte bewundernd: »Mein Gott, Eli, der Turm ist ja fantastisch. Sind Sie sicher, dass das Ding ein Gewicht von fünfundzwanzigtausend Tonnen trägt?« »Es ist für die doppelte Last ausgelegt«, erwiderte Glinn. »Das hätte ich mir denken können. Wie, zum Teufel, soll das eigentlich funktionieren?« »Durch kontrollierte Zerstörung.«
»Zerstörung? Ich höre wohl nicht recht? Möge uns der Himmel davor bewahren!« »Wir hieven den Meteoriten auf den Turm. Dann lösen wir eine Serie vorbereiteter Sprengungen aus, durch die der Turm nach und nach immer mehr in sich zusammensackt. Auf die Weise senken wir den Meteoriten langsam in den Zentraltank ab.« Lloyd musterte skeptisch das Stahlgerüst. »Genial. Haben Sie das Verfahren schon mal in der Praxis ausprobiert?« »Ganz genau so nicht.« »Aber Sie sind sicher, dass es klappt?« Glinn lächelte säuerlich. »Frage gestrichen. Das fällt in Ihr Fachgebiet, Eli, ich verspreche Ihnen, mich da nicht mehr einzumischen. Ich bin schließlich aus ganz anderen Gründen hier.« Er richtete sich zu voller Größe auf und ließ den Blick einmal in die Runde schweifen, als wolle er sich vergewissern, dass ihm auch alle zuhörten. »Ich sag’s frei heraus: Wir haben ein Problem, um das sich bis jetzt niemand gekümmert hat. Aber bevor ich tatenlos zusehe, wie hier in letzter Minute etwas schief geht, nehme ich mir lieber die Schuldigen zur Brust und lasse notfalls auch Köpfe rollen.« Er deutete auf die Nebelwand. »Da draußen parkt ein Kriegsschiff, direkt vor unserem Bug. Die wollen uns ausspionieren. Sie warten nur darauf, dass wir ablegen. Und Sie, Eli, haben nichts dagegen unternommen. Also gut, Schluss mit der Duckmäuserei, jetzt hilft nur noch energisches Handeln. Darum werde ich die Sache persönlich in die Hand nehmen. Ich beabsichtige, an Bord der Rolvaag nach New York zurückzureisen. Aber vorher sorge ich dafür, dass die chilenische Marine ihren Cowboy zurückpfeift.« Er wandte sich um und machte Anstalten, zur Tür zu gehen. »In ein paar Minuten habe ich meine Leute in New York auf Trab gebracht. Eli, ich erwarte Sie in einer halben Stunde in meinem Büro. Inzwischen blase ich einigen Leuten per Telefon gehörig den Marsch. Ich habe Erfahrung darin, wie man mit so miesen politischen Winkelzügen fertig wird.« Glinn hatte ihn unverwandt angesehen, sich aber, wie üblich, nicht anmerken lassen, was in ihm vorging. »Entschuldigung, Mr. Lloyd, habe ich das so zu verstehen, dass Sie bereits Kontakt mit den chilenischen Behörden aufgenommen haben?« »Nein, noch nicht. Ich wollte erst genau wissen, was sich hier unten abspielt. Aber jetzt werde ich meine Freunde in Chile einspannen – einflussreiche Freunde, unter anderem den Vizepräsidenten und den amerikanischen Botschafter.« Glinn trat unauffällig näher an den schwarzen Stahlprozessor heran. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein.« »Wie meinen Sie das? Was wird nicht möglich sein?«, fragte Lloyd gereizt. »Dass Sie sich in Belange einmischen, die etwas mit dieser Operation zu tun haben. Sie hätten besser daran getan, in New York zu bleiben.« Lloyd machte aus seiner Verärgerung keinen Hehl. »Glinn, erzählen Sie mir nicht, was ich kann und was ich nicht kann. Die technischen Dinge überlasse ich Ihnen, aber hier geht es um politisches Fingerspitzengefühl.« »Ich kann Ihnen versichern, dass ich alles fest im Griff habe, auch das, was Sie unter politischem Fingerspitzengefühl verstehen.« »Ach, wirklich?« Lloyds Stimme bebte. »Und was ist mit dem Zerstörer da draußen? Der ist bis an die Zähne bewaffnet und hat seine Kanonen auf uns gerichtet, falls Sie’s noch nicht bemerkt haben sollten. Und Sie, was tun Sie? Sie gucken einfach zu.« Captain Britton wechselte einen Blick mit Howell, dann sah sie Glinn gespannt an. »Mr. Lloyd, ich möchte das, was ich Ihnen jetzt sage, nicht noch einmal wiederholen müssen: Sie haben mir einen Auftrag erteilt, und den führe ich durch. Ihre Aufgabe beschränkt sich darauf: mich meinem Plan folgen zu lassen. Für nähere Erläuterungen ist
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