Ich bin alt und das ist gut so
stammenden Lebensmitteln ab, sogar den Honig der Biene. Die Veganer leben die konsequenteste Form des Vegetarismus. Etwa 5% der Vegetarier halten sich an diese strengen Regeln. Ein Veganer trägt auch keine Schuhe aus Leder. Einige essen sogar nur, was die Pflanze freiwillig hergibt, was von selbst herunter- oder herausfällt – die Frucht vom Baum, das Korn aus der Ähre. Sie ziehen nicht einmal einen Salatkopf oder eine Möhre aus dem Boden.
Ein Vorschlag: Nähern Sie sich der vegetarischen Ernährung behutsam. Nicht jedem liegt ein radikaler Umstieg. Oft bringen die berühmten kleinen Schritte mehr Erfolg als zu große Sprünge.
Vegetarier , die sind lustig, Vegetarier,
die sind froh …
Und tough sind sie auch.
Eine im Nachhinein amüsante Episode hat sich beim Europäischen Vegetarierkongress in Widnau/Schweiz zugetragen. Keiner der Teilnehmer wird sie wohl je vergessen.
Am vorletzten Tag des Kongresses servierte der Koch des Tagungsortes – selbst kein Vegetarier und auch nicht in vegetarischer Kochkunst ausgebildet – zum Büfett unter anderem mexikanische Bohnen. Diese hatte er zwar eingeweicht und gehackt, aber weder gekocht noch gekeimt. Das Ergebnis: Einige Stunden nach dem Mittagessen wanden sich immer mehr von den 300 TeilnehmerInnen mit Magenkrämpfen, Brechdurchfall und Kreislaufstörungen buchstäblich am Boden, 30 davon so schlimm, dass sie mit Rettungswagen und zwei Hubschraubern in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert werden mussten.
Dutzende von Sanitätern gaben den sich auf dem Boden wälzenden Grüngesichtigen Infusionen beim ohrenbetäubenden Tatütata der Einsatzfahrzeuge, dem Dröhnen der Hubschrauber, dem Gurgeln der sich Übergebenden, die sich mit letzter Kraft zu den Toiletten schleppten. Das Sportcenter glich einem Lazarett nach einem Giftgasangriff.
Sofort war natürlich auch die Polizei zur Stelle, sperrte alles ab und ermittelte. Gerüchte kursierten: War es gar die Fleischmafia, die den Vegetariern eins auswischen wollte? Ein Haufen Schaulustiger hatte sich draußen angesammelt.
Die haben sicher ganz schön gefeixt. Wir saßen fest wie Gefangene und kamen uns auch so vor. Mit der russischen Delegation versuchte ich, durch die im Keller liegenden Garagen ins Freie zu entkommen, vergeblich. Einem Teilnehmer gelang es durch eine unbewachte Hintertür, durch die er eine Stunde später mit einer Flasche Obstler wieder auftauchte, die wir paar Leute, die es noch nicht erwischt hatte, dann auch verputzten.
Der Abend nahte. Es wäre eigentlich Zeit gewesen zum Abendessen. Daran dachte natürlich kein Mensch – außer Dagmar, Running Gag in all meinen Büchern. Die hatte nichts von den vertrackten Bohnen gegessen und verspürte Hunger. Sie stieg seelenruhig über die immer noch auf dem Fußboden gestapelten Elendsgestalten hinweg in Richtung Büfett, wo eine dampfende Linsensuppe – gekocht! – verheißungsvollen Duft verströmte. Doch auch hier: Abgesperrt von der Polizei! Nix Linsensuppe!
Um 11 Uhr abends gab es schließlich Entwarnung, die Übriggebliebenen durften das Kongresshaus verlassen, um ihre Hotels aufzusuchen.
Ich hatte zwar dann einen gehörigen Durchfall – aber weiter nichts.
Am nächsten Tag Pressekonferenz, von der Polizei einberufen. Der leitende Arzt meinte erstaunt, er habe noch nie erlebt, dass nach einer derartigen Lebensmittelvergiftung die Leute so schnell wieder auf den Beinen waren – bis auf zwei, die erst gegen Mittag aus den Hospitälern eintrudelten, waren alle wieder pünktlich morgens beim Kongress!
Und das Untersuchungsergebnis bewies – wir GGB-GesundheitsberaterInnen triumphierten natürlich, hatten wir diese Diagnose doch sofort gestellt –, das Phasin in den rohen Bohnen war schuld!
Was zunächst wie eine Katastrophe für die gesamte Vegetarier-Innung aussah, mauserte sich fast zu einem Triumph. Nach Muschel- oder Fischvergiftungen hätte sich niemand so schnell wieder aufgerappelt. Einer der massenhaft erschienenen Presseleute fragte, ob wir das Ganze als Werbegag inszeniert hätten!
Abends wurde ausgiebig und ausgelassen Abschied gefeiert und getanzt.
Über meine Kochbücher fand übrigens auch die Familie eines Fotografen, der mich porträtiert hatte, zur vegetarischen Vollwertkost.
Seine Kinder wuchsen bereits vegetarisch auf. Der vierjährige Sohn fragte eines Tages ungläubig seinen Vater: »Papi, gibt es wirklich Menschen, die Fleisch essen?«
Eine Welt mit solchen Kindern wünsche ich mir…
Wie sagte doch Ben
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