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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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nicht entdeckten. Und er wachte im Morgengrauen auf und kehrte auf die Straßen oder zum Fluss zurück.
    Jetzt, als Rupi Mattie folgte, konnte er kaum glauben, dass eine einzige zufällige Begegnung sein Leben so dramatisch verändern konnte. Er hatte zum ersten Mal in einem Restaurant gegessen, trug neue Kleider, hatte ein Vermögen auf der Bank, und ein Mädchen aus Amerika nannte ihn ihren Freund. Rupi war nie glücklicher gewesen. Er hatte das Gefühl, als würde er nicht laufen, sondern fliegen. Seine Gedanken schienen zu singen, anstatt stumpf vor sich hin zu brüten. Selbst seine Augen schienen schärfer zu sehen.
    Rupi war nie in dem kleinen Vergnügungspark am Rand von Varanasi gewesen, aber jetzt waren er, Mattie und Ian auf dem Weg dorthin. Sie hatten sich vom Zentrum aus ein Taxi genommen, und obwohl der Park nur wenige Kilometer vom Fluss entfernt lag, fuhren sie an Dingen vorbei, die Rupi fremd waren – an Gärten und dreistöckigen Häusern und Märkten mit Obst, Gemüse und anderen Waren im Überfluss.
    Der Eingang zum Vergnügungspark war nicht mehr als ein Eisentor mit zwei Kassen daneben. Ian bezahlte den Eintritt und führte Mattie und Rupi hinein. Beide Kinder waren aufgeregt. Mattie nahm Rupis Hand und lief voraus, an Gruppen von lachenden Teenagern, auf Bänken sitzenden Frauen und Männern vorbei, die Fotos mit ihren Handys machten. Obwohl es langsam dämmerte, war es immer noch drückend heiß. Die Hitze war so sichtbar wie die Ballons, die Kleinkindern aus der Hand gerutscht waren und jetzt in den Himmel flogen.
    Mattie zog Rupi zu einer kleinen Achterbahn. Ein Metallrahmen, der aus Eisenstangen bestand, erhob sich ungefähr fünfzehn Meter hoch. Ein paar Dutzend Leute standen in einer Schlange vor dem Fahrgeschäft. Ian blickte hinauf und sah einen schwarzen Waggon, der wie eine Blase aussah, eine Bahn hinunterrasen. Der Waggon kam kreischend am Anfang der Schlange zum Stehen.
    Mattie, die eine Szene gerne in ihrer Gesamtheit betrachtete und nicht nur einzelne Teile, zog am Arm ihres Vaters. Sie deutete auf eine Erhebung auf der Bahn und fragte: »Papa, diese Leute da … radeln die den Berg rauf?«
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte Ian auf den Waggon, der ganz langsam die Steigung hinauffuhr. Er konnte keine Kette oder ein Kabel erkennen, das den Waggon gezogen hätte. Tatsächlich schien die gesamte Achterbahn von keinem einzigen Motor angetrieben zu werden. »Ich schätze, du hast recht«, sagte er und fragte sich, wie indische Informatiker ihm hatten helfen können, seine Firma zu führen, wenn ihre Achterbahnen nicht mal über einen Stromanschluss verfügten. »Sollen wir es mal probieren?«
    »Auf jeden Fall«, erwiderte Mattie und stellte sich auf Zehenspitzen, um über die Leute vor ihr zu blicken. Sie legte ihre Hand auf Rupis Schulter und sprang hoch. »Sind wir bald dran?«
    Rupi lächelte und kicherte bei dem Gedanken, mit einer Achterbahn zu fahren. Er hatte von solchen Fahrgeschäften gehört, aber niemals geglaubt, selbst einmal in einem zu sitzen. »Danke, Mr Ian«, sagte er. »Prem und ich, wir danken Ihnen so viele Male.«
    »Gern geschehen, Rupi. So viele Male.«
    Noch ein paar Minuten vergingen, bevor das Trio ganz vorne in der Schlage stand. Ein Helfer zog an einem Hebel, der irgendwie die Fahrt des sich nähernden Waggons bremste. Vier lachende Teenager stiegen aus den vorderen beiden Reihen. Mattie und Rupi stiegen ganz vorne ein, während Ian sich hinter sie setzte. Und tatsächlich befanden sich zwei Pedale direkt über dem Boden vor Ian. Er kicherte und stellte die Füße auf die Pedale. »Fertig, Ru?«
    »Aye, aye, Captain!«, antwortete Mattie lachend.
    »Und du, Rupi?«
    »Ja, Mr Ian!«
    Ian blickte auf den Helfer, der ihnen ein Zeichen gab loszufahren. Er fing an, in die Pedale zu treten, und der Waggon setzte sich mit erstaunlicher Leichtigkeit in Bewegung. Ein Hügel tauchte vor ihnen auf, und sobald der Wagon aufwärts fuhr, vergrößerte sich der Widerstand der Pedale. Man konnte nach jeder Drehung der Pedale ein Klicken unter dem Waggon hören, und Ian nahm an, dass es irgendeine Art von Sicherung gab, die verhinderte, dass der Waggon zurückglitt.
    Es war schwer, voranzukommen, und Ian fing an zu schwitzen. »Helft ihr beiden da vorne eigentlich mit?«, fragte er und zerzauste Mattie die Haare.
    Sie kicherte. »Lass uns schneller fahren.«
    Der Waggon kletterte weiter nach oben. »Es ist, als würde man einen verdammten Elefanten einen Hügel

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