Ich bin dann mal alt
Dschungel: Jedes Blatt, jeder Baum erzeugt unter der Sonne den Sauerstoff, den Menschen und Tiere zum Leben brauchen. Die Pflanzen verschenken ihn an die Lebewesen, die ihn in Energie umwandeln und dann als Kohlenstoff an die Natur zurückgeben, die ohne dieses Geschenk ebenfalls nicht existieren kann.
So ist der Atemrhythmus ein großes solidarisches Gesetz, in dem alle Geschöpfe miteinander verbunden sind. In diesem
Kreislauf trägt jeder Verantwortung für den anderen, jeder schenkt und wird beschenkt. Dabei stehen Geben und Nehmen immer in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander, keiner bereichert sich auf Kosten der anderen. Die Schlüsselblume kann nur wenig Lebensenergie abgeben, sie braucht aber auch nicht viel Energie zurück. Die dampfenden, atmenden Regenwälder am Amazonas versorgen einen ganzen Kontinent mit Sauerstoff – und müssen zum Dank dafür sorgsam gepflegt werden.
Diese universale Solidargemeinschaft arbeitet wie ein gigantisches Netzwerk, in dem alle Teilnehmer wie durch unsichtbare Fäden miteinander verbunden sind. Das ist das Mysterium des Atemrhythmus. Der Atem ist ein göttliches Geschenk, das alle Geschöpfe vereint. Im Bewusstsein, dass jeder von uns mit seinem Atem ein Teil dieser Schöpfung ist, werden wir eingebunden in diesen wunderbaren Rhythmus von Schenken und Empfangen.
Der Atem wirkt sich immer auch auf die jeweilige Verfassung eines Menschen aus. Deshalb kann er ein therapeutisches Mittel sein, um den Seelenzustand zu beeinflussen. Durch die bewusste Regulierung des Atems werden bestimmte Körperfunktionen und seelische Befindlichkeiten in eine ausgewogene Balance gebracht. In der Meditation wird die Atemtechnik ebenfalls genutzt: In der Versenkung und im Gebet öffnet der Atemrhythmus das Tor zu tiefen spirituellen Erfahrungen.
Leider atmen die meisten Menschen unbewusst oder haben sich eine falsche Technik angewöhnt. Sie können deshalb nicht erfahren, dass beim Atmen Körper und Seele zu einer spirituellen Einheit verschmelzen. Es wurde festgestellt, dass Menschen, die an körperlichen oder seelischen Krankheiten leiden, auch Schwierigkeiten mit ihrem Atemrhythmus haben. Das bedeutet, dass falsches Atmen auf Dauer wirklich zu Störungen führt.
Es ist bemerkenswert, dass die Menschen in den hoch entwickelten
Industrieländern – anders als früher – heute sehr anfällig für Erkrankungen der Atemwege geworden sind. Natürlich treten daneben auch zunehmend Immunschwächen und Allergien auf, die den Menschen krank machen. Aber die ungewöhnlich hohe Zahl der Atemwegerkrankungen kann auch als ein spirituelles Problem gesehen werden: Die Menschen haben intuitiv kein Vertrauen mehr zu dem, was sie einatmen. Sie misstrauen dem Leben.
Die meisten Atemerkrankungen, zum Beispiel Asthma, sind Rhythmusstörungen. Das heißt, die Menschen können nicht mehr im richtigen Rhythmus atmen, weil sie es nicht erlernt haben. Sie übertragen ihren Drang, vom Leben immer mehr zu fordern, unbewusst auch auf ihr Atmen. Sie befürchten, dass sie nicht genug kriegen, und ziehen aus Angst alles in sich hinein, was sie aufnehmen können – und geben es nicht mehr her. Doch Angst erzeugt Enge und raubt den Atem wie bei Asthma. Dass wir in jedem Augenblick ein- und ausatmen können, ist ein Geschenk. Je bewusster wir atmen, desto reicher fühlen wir uns beschenkt.
Richtig atmen
Grundsätzlich unterscheidet man drei Atemtechniken: die Bauchatmung, die Brustatmung und die Schulteratmung. Bei der Bauchatmung wölbt sich beim Einatmen der Bauch nach außen. Wenn man eine Hand auf den Bauch legt, kann man diesen Atem spüren. Bei der Brustatmung dagegen hebt und senkt sich der Brustkorb und bei der Schulteratmung heben und senken sich die Schultern beim tiefen Ein- und Ausatmen.
Jeder Mensch atmet mit diesen drei Techniken, je nach der Situation, in der er sich gerade befindet: Wenn er sich ausruht, atmet er mit dem Bauch, beim Sport zum Beispiel wird die Brustatmung eingesetzt und beim tiefen Luftholen die Schulteratmung.
Erstaunlicherweise gibt es in allen Religionen und Kulturen die gleiche Erfahrung, wie man richtig atmen soll: Beim Einatmen zählt man bis sieben, dann macht man eine kurze Pause und zählt beim Ausatmen wieder bis sieben. Dabei ist nicht entscheidend, ob jemand schneller oder langsamer bis sieben zählt. Entscheidend ist vielmehr der persönliche Rhythmus, der natürlich sein und guttun soll.
Den einmal gefundenen Siebener-Atemrhythmus sollten wir so lange einüben,
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