Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
sagte Pia.
»Miss Lindt«, wiederholte Awley und schien einen Moment zu überlegen, wo er ihren Namen schon einmal gehört hatte. Pia gab ihm keine Gelegenheit dazu, es herauszufinden.
»Gouverneur Awley, es geht um eine Meldung der Cape Cod Times vom 23. Juni 2002, in dem …« Seine Miene verdunkelte sich bei dem Datum. Er wusste, worum es ging. Er hätte dieses Datum auch nach acht Jahren als Präsident noch nicht vergessen. Denn es war jenes, welches ihn ebenjene Präsidentschaft kosten könnte.
»Was wollen Sie?«, unterbrach Awley sie.
»Nichts. Jedenfalls nicht heute«, sagte Pia. Sie reichte ihm ein Kuvert, das sie seit dem Beginn der Konferenz in der Hand gehalten hatte. Die Ränder waren vom Schweiß ihrer Hände leicht durchgeweicht.
Der Gouverneur starrte sie an, als wollte sie ihn erpressen, was nicht ganz falsch war. Pia starrte zurück. Die Pressesprecherin giftete: »Wenn Sie etwas von Gouverneur Awley wollen, dann wenden Sie sich an das Pressebüro!« und griff nach dem Brief. Aber Allistair Awley presste das Kuvert dicht an seine Brust und ließ sich von seinen Bodyguards aus dem Raum begleiten. Pia lächelte leise und warf ihren Ausweis in den nächsten Papierkorb.
Kapitel 61
Highway 95, Connecticut
Freitag, 19. Oktober
»Wir machen eine Pause«, entschied Sam. Er merkte, dass seine Augen müde wurden und die Lichtkegel vor ihm scheinbar immer länger.
»Aber meine Akkus halten locker bis Washington«, protestierte Shirin auf dem Beifahrersitz.
Sam lachte, trotz ihrer ausweglosen Situation: »Es geht nicht immer nur um die Laptopakkus, Shirin«, sagte er.
»Wirklich nicht?«, fragte sie.
»Nein«, sagte Sam. »Und außerdem ist das der letzte Five Guys vor New York.«
»Five Guys?«
»Meine Nussmischung ist alle«, antwortete Sam und lenkte den Wagen auf den Parkplatz der Burgerkette. Das Restaurant lag einsam an einer Zufahrtsstraße zur Autobahn. Es war kurz vor ein Uhr morgens, sie hatten es gerade noch geschafft.
»Ist das Ihr Ernst?«, fragte Shirin entgeistert. »Sie wollen einen Burger essen?«
Sam stellte den Motor ab: »Ohne Kalorien läuft mein Gehirn genauso wenig wie Bennetts Kiste ohne Sprit. Und außerdem muss ich nachdenken.«
»Aber wir haben gerade einmal vor anderthalb Stunden erfahren, dass er Amelia in seiner Gewalt hat.«
»Eben«, sagte Sam und stieg aus dem Wagen. Shirin rannte hinter ihm her. Wie immer trug sie ihren Laptop unter dem Arm.
Sam blieb stehen. »Schauen Sie, Shirin, die Suche nach ihr läuft auf Hochtouren. Ich kenne niemanden, der das besser koordinieren könnte als Bennett. Und es hat wenig Sinn, wenn wir wie zwei angeschossene Rehe nach Quantico flüchten. Wir wissen nicht, wo er ist. Punkt. Mein geografisches Profil ist viel zu weiträumig, darüber finden wir ihn nicht. Wir müssen nachdenken.«
Sam hielt ihr die Tür zum Five Guys auf wie ein Hotelpage und bat sie hinein. Shirin schaute ihn skeptisch an, aber trug ihren Laptop in Sams weiß-rot gekacheltes Wunderland.
»Machen Sie das«, sagte sie mit einem Blick zum Tresen.
Sam bestellte zwei Cheeseburger mit Bacon und Käse, Mayo, doppelt Senf, Gurken und Jalapeños.
»Sam?«, fragte Shirin von der Seite.
»Was ist los, Shirin?«
Sie tippte an ihren Hijab und grinste.
»Einmal ohne Bacon, bitte«, sagte Sam und griff in die große Box mit den kostenlosen Erdnüssen.
»Sie sollten das auch nicht essen«, sagte Shirin. »Schweine sind genetisch zu achtundneunzig Prozent mit uns identisch.«
»Und Erdnüsse?«, fragte Sam.
Shirin rollte mit den Augen: »Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie viele Kalorien die haben?«
Sam wollte es nicht wissen. Seine Batterien brauchten neue Ladung, und es war ihm egal, ob ihn das ein halbes oder drei Kilogramm Körpergewicht kostete. Alles, was jetzt zählte, war Amelia. Und er musste nachdenken. Denn er hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm etwas entging.
Sie aßen die Burger vor Shirins Bildschirm. Sie war mit dem FBI -Netzwerk verbunden, sodass sie jederzeit Zugriff auf alle Daten hatten. Auch in einem Fast-Food-Restaurant. Schon deshalb begriff Sam nicht, warum Shirin den Mitternachtssnack hatte auslassen wollen. Als Sam in den saftigen Burger biss und sich in seinem Mund der Senf mit dem Fleischsaft mischte, wusste er, warum er das gebraucht hatte. Shirin griff mechanisch nach den Pommes und klickte Fenster auf und zu. Sams Blick fokussierte etwas hinter dem Bildschirm.
»Hatten Sie eigentlich immer noch kein Glück mit dem
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