Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
nichts gefunden. Wirklich gar nichts.«
Sam schwieg. Alle am Tisch wussten, was das bedeutete.
»Es sei denn …«, begann Shirin scheinbar verunsichert.
»Was?«, fragte Sam viel schärfer, als er es wollte. »Alles kann wichtig sein, selbst die kleinste Kleinigkeit. Oder glauben Sie, mir macht es Spaß, jedes Wort, jede Satzstellung in diesen abartigen Briefen siebenmal umzudrehen?«
»Es lag im Rahmen der statistischen Toleranz«, sagte Shirin, »aber es gab eine Anomalie bei Todesfällen an der Ostküste. Bei natürlichen Todesfällen von jungen Frauen, die allerdings schwer krank waren. Es starben ein paar zu viele von ihnen in den letzten Jahren, nur passt das Alter der Frauen nicht. Ich denke nicht, dass es von Bedeutung ist.«
»Stimmt«, sagte Sam. »Natürliche Todesfälle passen nicht in Toms Profil. Ich bin mir sicher, dass die Asphyxie eines der zentralen Verlangen seiner Persönlichkeit geworden ist. Das ist seine Mordphantasie. Und Würgemale übersieht nicht einmal der dämlichste Hausarzt.«
Shirin und Bennett nickten zustimmend.
»Manchmal ist eine Anomalie auch einfach nur eine Anomalie, Shirin«, sagte Sam und hoffte, dass es beruhigend klang. Es war ohnehin ein hohes Risiko für die beiden, ihm entgegen Marins direkter Anweisung zu helfen. Und dafür zollte er insbesondere der jungen Muslimin Respekt. Mit Bennett hatte er so viel erlebt, wer, wenn nicht er würde einem alten Freund helfen? Aber für Shirin stand einiges auf dem Spiel.
»Und was heißt das jetzt für unsere Ermittlungen?«, fragte Shirin.
»Es bedeutet«, sagte Sam verbittert, »dass uns nichts weiter übrig bleibt, als auf den nächsten Brief zu warten.«
Und mit jedem Brief kommen wir dem nächsten Opfer ein Stückchen näher, fügte Sam in Gedanken hinzu. Die Ersatzbefriedigung, sein Spiel mit Sam, würde nur so lange halten, wie es eine Vergangenheit gab, die er mitteilen konnte. Sobald die Briefe in der Gegenwart angekommen waren, würde er die nächste Frau umbringen. Daran gab es nicht den leisesten Zweifel.
Als sie aufbrechen wollten, hielt Shirin sie zurück: »Eine Idee habe ich vielleicht noch.«
Bennett ließ sich in seinen Stuhl fallen, der sein Gewicht mit einem lauten Ächzen quittierte.
»Ich glaube, ich weiß, wo er damals gewohnt hat«, sagte sie.
Ein paar Sekunden vergingen, bis Sam sich gefangen hatte: »Und das sagen Sie erst jetzt?«, fragte er entgeistert. Seine Verärgerung war nicht gespielt. Bennett grinste in seinem Sessel, als wüsste er, was jetzt käme.
»Sie haben mich nicht danach gefragt, Sam«, antwortete Shirin leichthin.
»Shirin sagt immer, man soll präzise fragen, dann kriegt man auch die richtigen Antworten, Sam. Ich vermute, dies soll eine Lektion für den Altmeister werden«, sagte Bennett.
Sam starrte sie mit offenem Mund an: »Wie meinen Sie das, ich habe Sie nicht gefragt?«
»Nun, Sie fragten zuerst, ob ich eine Häufung von Todesfällen durch Erwürgen in einer bestimmten Region gefunden hätte, was ich verneinte.«
Sam starrte immer noch.
»Dann fragte Bennett SIE nach einem geografischen Profil, das Sie nicht liefern konnten oder wollten. Danach wies ich Sie auf eine statistische Anomalie bei natürlichen Todesfällen hin, die wir als nichtrelevant abhakten, danach sagten Sie, dass er sich das nächste Opfer sucht, sobald er den letzten Brief an Sie abgeschickt hat.«
Sam schloss den Mund, weil er erkannte, dass sie recht hatte.
»Ich kann keine Frage erkennen, Sie etwa?«
Sam schüttelte den Kopf: »Egal. Wie sind Sie darauf gekommen?«
»Er hat sich an einer Uni für Amerikanische Geschichte eingeschrieben, das heißt entweder zum Wintersemester oder zum Sommersemester. Eine Weile ignoriert er die Frauen an seiner Uni, nehmen wir an, für ein paar Monate. Auf seinem Lehrplan stand der Sezessionskrieg, in etwa zum Zeitpunkt des Mordes an der Prostituierten. Am Tag des Mordes beschreibt er uns das Klima als ›die Nächte wurden schon kalt‹, was impliziert, dass es Winter war, die Tage aber noch warm sind, was wiederum für eine Lage nahe einem Steppen- oder Wüstenklima spricht. Es gibt nicht viele Städte in den USA mit einer Politik, die einen offenen Straßenstrich in einer Großstadt duldet, aber immerhin ein paar. Vegas zum Beispiel. Er beschreibt uns die Straße als schnurgerade und nennt Möbelhäuser, Autoverkäufer und eine Waschstraße.«
»Man muss nur präzise fragen«, äffte Sam Shirin nach, um sie ein wenig aufzuziehen. Sie hatte ihm
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