Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
Richter Green, und auch Klara starrte Stein ungläubig an.
»Nein«, sagte Stein.
»Das heißt, Sie schließen sich uns an und plädieren für schuldig?«, fragte Andrew Barnes III . Klara vermutete, er witterte einen schnellen Sieg, und das gegen eine Ikone. Gegen Thibault Godfrey Stein. Er würde heute Abend eine Flasche Champagner aufmachen. Auf ihre Kosten. Pia tätschelte beruhigend ihre Hand.
»Mr Andrew Barnes III .«, begann Stein und trank einen Schluck Wasser. Er sprach den Namen aus, wie man einen lästigen Stein aus den Schuhen schüttelt. »Natürlich nicht.«
Stille im Gerichtssaal, niemand wusste, was man davon halten sollte. Am allerwenigsten der Staatsanwalt. Richter Green, der Stein wie alle Haftrichter in New York als Strafverteidiger seit Jahren kannte, lächelte leise.
Nach einem weiteren Schluck Wasser lief Stein um den Anklagetisch herum, sein Stock pochte auf den glatten Marmorboden: »Miss Swell hatte von dem möglichen Schicksal des Präparats D-647-GWS-82 742 gehört und sich darüber fürchterlich gegrämt. Um der Familie des möglichen Opfers näher zu sein, fuhr sie nach Chapel Hill, wo sie nach ein paar Stunden der schreckliche Drang überkam, der Familie zu helfen.«
»Und da hat sie es gestohlen?«, fragte der Staatsanwalt süffisant.
»Ja«, sagte Stein.
»Und?«, kam die prompte Rückfrage.
»Sie war betrunken, Sir«, behauptete Thibault.
»Betrunken?«, fragte der Richter.
Stein nickte: »Miss Swell betrank sich vor Gram über das Schicksal der jungen Frau, in einem privaten Haus, wie ich hinzufügen möchte. Schließlich hatte sie die zugegeben äußerst dumme Idee, der Familie Gewissheit zu verschaffen. Sie nahm das Präparat nicht für sich, sondern brachte es zu einem Gerichtsmediziner im Staat New York, dessen eidesstattliche Versicherung über den Vorgang mir vorliegt.«
Pia reichte ihm einen Zettel, den Stein triumphierend hochhielt.
»Selbst wenn«, setzte der Staatsanwalt zu einer Erwiderung an, »Miss Swell betrunken war, als sie den Einbruch beging – was soll das ändern?«
»Nun«, sagte Stein, und Pia reichte ihm einen dicken Stapel Akten. Er lief in Richtung des Richtertischs. »Ich habe hier Präzedenzfälle über Straftaten unter dem Einfluss verschiedener Drogen, Halluzinogene und Alkohol. Sie werden feststellen, dass sie allesamt auf Unzurechnungsfähigkeit hinausliefen. Miss Swell hat bei ihrer Verhaftung einem freiwilligen Blutalkoholtest zugestimmt, und sie hatte 1,9 Promille. Wenn Sie zurückrechnen, dürfte ihr Pegel zum Tatzeitpunkt weit über dem Limit für Unzurechnungsfähigkeit gelegen haben.«
»Und in diesem Zustand will Miss Swell an der Regenrinne vom Dach des Klinikgebäudes geklettert sein?«, unterbrach ihn der Staatsanwalt sichtlich genervt.
»Miss Swell gewann mit sechzehn Jahren die Schulmeisterschaft im Geräteturnen«, antwortete Stein amüsiert. »Dass so etwas für uns beide außerhalb jeder Vorstellungskraft liegt, will ich Ihnen jedoch gerne uneingeschränkt zugestehen.«
Richter Green winkte Stein zu sich heran und nahm ihm die Akten ab.
»Es bleibt Diebstahl, wie auch immer unser notorischer Rechtsverdreher das hier darzustellen versucht«, insistierte Andrew Barnes III .
»Würden Sie mir zustimmen, Mr Barnes, dass unter den führenden Universitäten unseres Landes eine gewisse, nun, nennen wir es: Rivalität herrscht, die bisweilen in grotesken Scherzen Ausdruck findet?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Richter Green.
»Harvard klaut in Stanford eine Kanone, Yale in Princeton eine Fahne. Der Diebstahl von Universitätsikonen hat eine große Tradition, und bisher ist keine dieser Personen jemals dafür verurteilt …«
Weiter kam Stein nicht, denn Andrew Barnes platzte der Kragen.
»Erstens ist Miss Swell keine Studentin einer Universität, sondern eine achtunddreißigjährige notorische Einbrecherin, wofür ich gleich noch einen weiteren Beweis vorlegen werde. Zweitens ist das über zehn Jahre alte Gehirn im Glas wohl kaum eine Ikone der Universität, und drittens: Wie ist Miss Swell eigentlich zu dem Gerichtsmediziner gekommen? Ist sie etwa mit dem Auto gefahren? Betrunken?« Andrew Barnes grinste. Stein grinste noch ein wenig mehr: »Erstens: Die New York State ist die Alma Mater von Miss Swell, diese pflegt eine lange Tradition tief verbundener Feindschaft mit der University of North Carolina. Zweitens: Es handelt sich um das Gehirn einer jungen Frau, die einem Verbrechen zum Opfer fiel.
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