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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Kollegen, um ihnen etwas von mir auszurichten. Sagen Sie ihnen, ich habe Emily Morgan als Geisel. Teilen Sie ihnen mit, dass ich hier eine Wagenladung Benzinkanister deponiert habe, ehe wir unser kleines Spiel begonnen haben. Ich werde das ganze Stockwerk in Brand setzen, wenn jemand das Gebäude betritt, verstanden? Ich töte Emily und brenne den ganzen beschissenen Bau nieder. Und keine falschen Hoffnungen. Ich habe die Sprinkleranlage funktionsuntüchtig gemacht und zur Sicherheit auch das Wasser abgestellt. Erzählen Sie der Welt, was Sie hier gesehen haben, Travis. Sorgen Sie dafür, dass man mir glaubt. Ich warte auf die Ankunft eines Freundes. Wenn er innerhalb von vierundzwanzig Stunden nicht hier eintrifft, stelle ich mich kampflos der Polizei. Dann überlebt jeder und geht fröhlich nach Hause. Aber wenn mich jemand herausfordert, sterben alle. Und jetzt verschwinden Sie.«
    Travis rappelte sich auf. Er stolperte über die eigenen Beine und glitt in der Urinlache aus.
    Als er an Ackerman vorbei wollte, stieß der ihn gegen die Wand und drückte ihm das Messer an die Halsschlagader.
    »Nein«, wimmerte Travis. »Bitte nicht.«
    »Pssst«, flüsterte Ackerman. »Immer mit der Ruhe. Aber Sie sollten niemals vergessen, mein lieber Travis, dass Sie vom heutigen Tag an nur deshalb leben, weil ich es Ihnen erlaubte. Ich bin jetzt dein Gott, Travis. Du gehörst mir. Ich habe dir das Leben geschenkt, und ich kann jederzeit entscheiden, ob und wann ich mir zurücknehme, was mir gehört. Vergiss also nie, jede Sekunde zu genießen, die dir vergönnt ist, und sei dir im Klaren darüber, dass du eines Tages die Augen aufschlagen könntest und ich vor dir stehe.«
    Er stieß Travis zur Tür.
    Der Trooper hetzte davon wie ein Schoßhund, dem ein Wolf auf den Fersen ist.

62.
    Marcus hatte keine Mühe, Ackerman zu finden. Er brauchte nur den Sirenen und Blaulichtern zu folgen.
    Auf einem Parkplatz einen Häuserblock entfernt stoppte er den Wagen und blickte zum Handschuhfach. Er hatte versucht, die Waffe zu ignorieren, mit der er den Sheriff erschossen hatte, doch jetzt musste er sich der Entscheidung stellen.
    Nach kurzem Überlegen nahm er die Waffe an sich, warf das Magazin aus und fluchte leise vor sich hin. Im Magazin waren keine Patronen.
    Pech gehabt.
    Er warf die nutzlose Pistole auf den Boden der Beifahrerseite.
    Was jetzt? Er brauchte Informationen. Und eine andere Waffe.
    Kühle Luft wehte ihm ins Gesicht, als er ausstieg. Hier draußen herrschte das Chaos. Streifenwagen und Rettungsfahrzeuge umgaben das Gebäude. Die Polizei hatte in sicherer Entfernung Absperrungen errichtet, und eine Horde von Gaffern starrte zu dem Bau aus Glas und Ziegeln hinauf. Marcus musterte die Gesichter und entdeckte eine Mischung aus Faszination, morbider Neugier und Betroffenheit darin.
    Was wir fürchten, fasziniert uns umso mehr.
    Er blickte auf die anderen Gebäude des Krankenhauskomplexes. Rote Ziegel und Glassäulen bildeten die Fassaden. Alles wirkte modern und erinnerte doch gleichzeitig an die Fünfzigerjahre. Das abgesperrte neue Gebäude war noch nicht fertiggestellt. Die Grünanlage musste erst noch angelegt werden, und ein Steg aus Sperrholz ersetzte den Gehweg.
    Marcus betrachtete nachdenklich die Szenerie und überlegte, was er als Nächstes tun sollte, als ihm auffiel, dass einer der Beamten die Barrikade umging und sich einem Parkplatz nährte. Auf dem Parkplatz stand ein wahres Labyrinth aus Pkws, viele davon Streifenwagen und zivile Polizeifahrzeuge.
    Marcus folgte dem Cop und huschte im Labyrinth der abgestellten Wagen umher. Dabei hielt er sich geduckt und versuchte, unentdeckt zu bleiben, während er sich dem Polizisten näherte. Der Mann schob die Hand in die Jackentasche und brachte eine Funkfernbedienung zum Vorschein. Ein Geländewagen in Polizeifarben zirpte, als die Alarmanlage sich abschaltete und die Schlösser sich selbsttätig entriegelten.
    Als der Polizist die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, stand Marcus nach drei, vier schnellen Schritten hinter ihm. Der Cop griff zur Waffe, musste jedoch feststellen, dass sein Holster leer war.
    »Keinen Mucks«, sagte Marcus. »In dem Lärm hört Sie sowieso niemand.«
    »Sie machen einen großen Fehler, Freundchen«, sagte der Cop mit tiefer, selbstbewusster Stimme.
    »Wahrscheinlich haben Sie recht. Aber ich habe nun mal eine selbstzerstörerische Ader.«
    Marcus drehte den Polizisten zu sich herum und trat zurück, um sicheren Abstand zwischen sich und den

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