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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
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die Realität. Außerdem vernachlässigten sie ihre Pflichten…
    Kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder: Die modernen Medienkritiker klingen nämlich ähnlich – nur dass sie sich heute um die armen Seelen sorgen, die ihren Computern verfallen, ihren Chatrooms und ihren Handys.
    Bei uns zu Hause sieht die Situation zurzeit so aus: Die alten Medien machen sich auf 70 Regalmetern im Wohnzimmer breit. Die neuen verteilen sich großzügig in den übrigen Räumen: Man findet sie beim Bettenmachen unterm Kissen (Nintendo), beim Pflichtenverteilen als MP3-Player-Stöpsel in den Ohren (»Was, ich soll den Müll runterbringen, hab ich nicht gehört«). Oder auch geballt in unserer Computerkammer: Dort befinden sich diverse Aufladegeräte, Drucker, Scanner, Telefon mit AB und der Familiencomputer mit Internetzugang. Dazu Kabelsalat und Geblinke. »Kammerflimmern in der Flimmerkammer«, juxte Jochen neulich, als ich genervt und mit erhöhtem Puls den Computer ausstellte, den mal wieder einer angelassen hatte.
    Auf der anderen Seite ist unsere Flimmerkammer auch ein Ort der mütterlichen Weiterbildung. Ich jedenfalls habe bei dem Versuch, unsere Töchter zum sinnvollen Umgang mit der Cyberwelt zu erziehen, interessante Erkenntnisse gewonnen:

Beim Surfen … kriegt man Viren Und kalte Füße!
    Neulich las ich von einer Mutter, die das Haus nie ohne Maus und Tastatur verlässt – damit ihre Kinder nicht heimlich daddeln. Das kann schwierig werden, wenn man nur ein Theater-Täschchen mit sich führt, dachte ich. Obwohl: Es gibt wesentlich sinnlosere Accessoires. Promis zum Beispiel schmücken sich ja gerne mit Schoßhündchen. Warum sollten Mütter dann nicht mit Tastaturen herumlaufen: Schaut her, ich bin immer am Anschlag! – würde dann die Botschaft lauten, und die wäre für die meisten von uns gleich im doppelten Sinne zutreffend.
    Derzeit regelt sich bei uns das Problem allerdings noch so: Unsere Flimmerkammer hat eine Glastür und keine Heizung. Sitzt man zu lange unbeweglich vor der Kiste – zum Beispiel weil man 20-mal das Youtube-Video klickt, in dem Lena entrückt ins Publikum ruft: »This is not real!« –, kriegen das nicht nur die Eltern mit, sondern auch die Füße. Sie werden kalt. Clara meint, das verstoße gegen die Kinderrechte, und wünscht sich kabelloses Surfen für ausgedehnte Sitzungen im Warmen. Jochen und ich sind dagegen. Wir finden, man muss Prioritäten setzen. Auch vor dem Computer. Ich würde mir ja im Moment nur ein einziges Youtube-Video so oft angucken, dass ich kalte Füße kriege: die Heineken Bierwerbung mit dem begehbaren Kleiderschrank!

Auch Kätzchen … können Schweinkram machen
    Referate in HSU sind heute ein Klacks: Ein bisschen Wikipedia, ein bisschen Google, und schwupps weiß man das Wichtigste über die Wildkatze: welche Arten es gibt, welche Verbreitungsgebiete und wie der Wildkatzenmann die Wildkatzenfrau kennenlernt. Das schaffen auch schon Grundschüler. Und Wissenschaftler behaupten ja, dass genau dieses leicht zugängliche Info-Angebot durch die neuen Medien dazu geführt hat, dass der IQ der Menschen immer weiter ansteigt.
    Allerdings kann die leichte Zugänglichkeit auch unerwünschte Folgen haben. Als Jette neulich »wildes Kätzchen« eingab, poppte gleich pornografischer Schweinkram auf. Zum Glück kriegte ich das mit, weil ich gerade mit der Wäsche an der Flimmerkammer vorbeilief und durch die Scheibe plinkerte.
    Ich googelte also im Netz und fand ein Sicherungssystem, das Ordnung versprach: Die guten Seiten nach vorne, die schlechten hinter Schloss und Riegel. Und sollte der Trick mit den kalten Füßen bei uns nicht mehr funktionieren: Die Kindersicherung macht auch die Lichter aus, wenn ich ihr das sage. Natürlich nur, wenn meine Kinder nicht vorher das Youtube-Video finden, das Schritt für Schritt erklärt, wie man so ein System wieder deaktiviert. Also: Bitte nicht weitersagen – sonst muss ich doch noch mit Tastatur ins Theater.

Kunigund und Co … trifft man im Netz am besten undercover
    Clara hat eine Mail-Adresse für ihre Freundinnen, mit denen sie immer Grundschullehrerkonferenz spielt, und für Oma Hella, die gerade einen Computerkurs macht und täglich online ist. Neulich bekam unser Kind eine Mail, die klang so: »Vielen Dank für Ihre Information. Aber darf ich etwas Indiskretes fragen: Wie alt sind Sie? Und wie finde ich Sie? Kunigund.« »Mama«, sagte Clara, »ist man eine Frau oder ein Mann, wenn man Kunigund heißt?« Da ich mir nicht

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