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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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durch halb geschlossene Lider nach. Oh, Tatiana, du kleines widerwärtiges bösartiges Miststück! Eines Tages wirst du bekommen, was du verdienst. 30
    »Lass dich von der bloß nicht ärgern.« Randy Sparks ist zu mir herübergelatscht und maßt sich an, mir tröstend auf den Rücken zu klopfen. In gespieltem Schmerz stöhne ich auf. »Hör auf mich zu schlagen, Randy! Das tut weh!«
    Randy schaut auf seine Hand und wundert sich über seine eigene Stärke. »Aber das war doch nur …«
    »Kindesmisshandlung! Kindesmisshandlung!« Ich schnappe mir meine Tasche und renne aus dem Raum. Das Gelächter der Affenhorde folgt mir aus der Tür.
    Es war ein ereignisreicher Tag. Dass Tati so sauer
auf mich ist, liegt daran, was heute Morgen in unserem Klassenzimmer passiert ist. Meine Klassenlehrerin, Lucy Sokolov, hat uns zunächst erklärt, wie die Nominierungen zum Schülerrat ablaufen. Ms. Sokolov ist eine intelligente, aber Furcht einflößende Frau. Sie sieht aus, als hätte jemand eine dünne Schicht Knetmasse über ein Skelett gezogen und eine rote Perücke daraufgesetzt. Mein Recherchezentrum hat mir mitgeteilt, dass sie heimlich Romane schreibt, die Verlage aber bisher jedes ihrer Meisterwerke abgelehnt haben. Den Frust darüber lässt sie an den Schülern aus.
    Nachdem meine rückgratloseren Klassenkameraden sich gegenseitig für die unwichtigen Jobs (Schriftführer, Kassenwart) nominiert hatten, gingen wir zur Hauptsache über: der Wahl des Klassensprechers. Fünf Leute lieferten sich fast eine Schlägerei, weil jeder der Erste sein wollte, der Jack Chapman vorschlägt. Ms. Sokolov schlichtete den Streit und erklärte Jack anschließend für nominiert. Dann fragte sie Jack, ob er die Nominierung annehme.
    Alle Augen im Raum waren auf Jack gerichtet, den besten Schüler von allen, den breitschultrigen (doch sanften) König des Schulhofs. Oh, Jack, diese shakespearehaften Augenbrauen, diese charaktervolle, maskuline Nase! Nachdenklich betrachtete er seine Hände. Dann erhob er sich langsam, hielt kurz inne und nickte.
    Es ist schwer, dieses Nicken zu beschreiben. Es war ein bedächtiges, bedeutendes Nicken. Es war ein Nicken, das zu Abraham Lincoln gepasst hätte. Es war das demütige Nicken eines Mannes, der nicht nach oben drängt, sich nun aber von der Gemeinschaft genötigt fühlt, die Verantwortung eines schweren Amtes auf sich zu nehmen. Und allen war in diesem Moment klar,
wie sehr wir ihn brauchten. Alle im Raum - inklusive Ms. Sokolov - schienen angesichts seiner Größe ein wenig zu schrumpfen.
    Alle außer mir und Tatiana. Offenbar bin ich zu dumm, wahre Größe zu erkennen. Tatiana ist so gemein, dass sie Größe hasst, wenn sie sie erkennt. Ihr hungriger kleiner Arm schlängelte sich nach oben und forderte Ms. Sokolovs Aufmerksamkeit. 31 »Ja, Miss Lopez?«
    Tati war aufgestanden. Dichte Locken. Winzige Zähne. Stupsnase. Zimtfarbene Haut. Sie öffnete ihren Mund und sprach die Worte, die Jack Chapmans Moment des Ruhms für immer zunichtemachten: »Ich schlage Oliver Watson als Klassensprecher vor.«
    Man muss der Klasse zugutehalten, dass ihr dieses eine Mal das Lachen im Hals stecken blieb. Ms. Sokolov sah aus, als hätte sie eine Kröte verschluckt. Tati zwinkerte mir gehässig zu und ließ sich wieder auf ihren Stuhl plumpsen.
    Logan Michaels, ein hoffnungsloses, verfettetes Mädchen, das Tatiana treu ergeben ist, beeilte sich, meine Kandidatur zu unterstützen. La Sokolova wandte sich an mich: »Oliver«, sagte sie und sah dabei so aus, als habe sie in einen Schokoriegel gebissen und einen Zehennagel darin entdeckt, »nimmst du die Nominierung an?«
    Ich brachte sie dazu, mir die Frage dreimal zu erklären, ehe ich ablehnte. Später ist Tati in der Cafeteria über mich hergefallen und hat mein heiliges Flutternuttersandwich geschändet, aber das wisst ihr ja.

    Nach dem Lunch habe ich Sportunterricht. Genauer gesagt, meine Mitschüler haben Sportunterricht - ich besitze ein ärztliches Attest, in dem steht, das ich explosiven Durchfall bekomme, wenn ich am Sportunterricht teilnehme. Unser Sportlehrer Mr. Anicito mag es nicht, wenn Schweiß auf den Turnhallenboden tropft; schon deshalb muss ich nicht mitmachen.
    Trotzdem nötigt er mich, Shorts, T-Shirt und Turnschuhe zu tragen wie alle anderen auch. Überflüssigerweise bin ich sogar verpflichtet, das bei allen Jungs obligatorische Suspensorium anzulegen, das meine Weichteile vor Verletzungen schützen soll. 32
    So wie immer stehe ich auch heute am

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