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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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ihm auch noch dazu, dass sie auch in Zukunft zu den sozial Benachteiligten gehören wird. Mein Leben ist eine Folterkammer der Ironie.
    Unter dem Tisch hat jemand ein Motorboot gestartet. Daddy wirft mir einen verärgerten Blick zu: »Um Himmels willen, tu etwas mit diesem Hund, Ollie!«
    Ich schaue nach unten. Das Dröhnen kommt von Lollipop. Sie starrt Daddy mit kaltem Hass an. Die Zunge hängt ihr aus dem Maul wie ein Tier, das sie gerade erlegt hat. Vielleicht gefiel ihr die Art und Weise nicht, wie er Mom seine Hand entzogen hat. Oder vielleicht hat sie gespürt, dass es mir nicht gefiel.
    » Galtzazpiko «, flüstere ich. Augenblicklich hört sie auf zu knurren und trottet aus dem Zimmer. Mein Vater lächelt, als hätte er einen großen Sieg errungen. Das Lächeln wird ihm vergehen, wenn er das Geschenk vorfindet, das Lolli auf meine Aufforderung hin in seiner Wäscheschublade hinterlassen wird.
    »Wer will Bananenpudding?«, fragt Mom.

    Mein Vater klopft sich auf den Bauch und steht auf. »Nein danke, Schatz. Ich denke, wir haben alle genug gegessen.« Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu. »Stimmt’s, Oliver? Wir haben alle sehr viel gegessen.«
    Ich bin zu dumm, um vielsagende Blicke zu verstehen. »Ich hab aber noch Hunger«, entgegne ich, obwohl das nicht stimmt. Daddy geht mit finsterem Gesicht ins Wohnzimmer.
    Ich stopfe drei Schüsseln Pudding in mich hinein.

Kapitel 6
    Mädchen können grausam sein
    »Was ist los mit dir, Schwachkopf? Hast du überhaupt keinen Ehrgeiz?«
    Wer da spricht, ist Tatiana Lopez, das gemeinste Mädchen der ganzen Schule. Mit Schwachkopf meint sie mich. Es ist Lunchtime, und ich sitze an meinem üblichen Tisch auf meinem üblichen Stuhl und mampfe mein übliches Sandwich mit Erdnussbutter und Marshmallowcreme. Tatiana steht auf der anderen Seite des Tisches, beugt sich über mich und bohrt mir ihre gehässigen kleinen rosa Fingernägel ins Gesicht. Das kann sie wirklich gut. Rückgrat und Schultern sind bei ihr nach vorne gekrümmt, sodass sie sich über jeden zu beugen scheint, mit dem sie spricht, selbst wenn ihr Opfer steht und obwohl sie so klein ist. Es ist wirklich ein Rätsel.
    »Schmutzfink«, murmele ich. Das ist das Codewort, mit dem ich Pistol, Bardolph und Nym zu verstehen gebe, dass sie sich nicht einmischen sollen. Tatiana macht mir keine Angst. Jedenfalls nicht viel.
    »Was war das, Fettkloß?«
    »Lass ihn in Ruhe, Tati.«

    Sprecher Nummer zwei ist Randy Sparks, der jämmerlichste Typ der ganzen Schule. Noch jämmerlicher als ich, und bei ihm ist es nicht mal Absicht. Er ist spindeldürr, mit dicken Brillengläsern und speckiger Haut. Trotzdem hat er ziemlich miese Noten. Er ist zu abgedreht, um mit den Normalen zu verkehren, aber zu dämlich, um als einer der üblichen Nerds durchzugehen. Randy ist ein totaler Freak. Ich meine, selbst die kürbisköpfige Arschkriecherin Polly Quattlebaum, die erst seit einem Jahr auf unserer Schule ist, hat ein paar Freundinnen. Sie haben Polly dazu gebracht, ihre Hausaufgaben zu machen, aber sie sind eben befreundet.
    Hier kommt ein Beispiel für Randys Beschränktheit: Er setzt sich freiwillig zu mir an den Tisch. Im Raum gibt es noch jede Menge freie Tische, aber er will unbedingt bei mir sitzen. Ich versuche zwar immer wieder, ihn abzuschrecken 29 , aber er klebt an mir, so wie einem nasses Toilettenpapier am Schuh klebt. Einfach ekelhaft. In der Disziplin Wie-kriege-ich-einen-aussichtslosen-Job-und-sterbe-einsam-und-verlassen sage ich ihm eine große Zukunft voraus.
    Tatiana beachtet ihn nicht, sondern fixiert mich mit ihren boshaften braunen Augen. »Weißt du, was dein Problem ist, Jumbo? Kein Ehrgeiz. Da verschaffe ich dir die Möglichkeit, der Klassensprecher unseres ganzen stupiden Haufens zu werden, aber du willst nicht mal einen Versuch unternehmen. Du machst mich einfach krank!«, giftet sie.

    »Uh-huh«, plärre ich wie ein zurückgebliebener Armleuchter.
    »Stattdessen stopfst du pausenlos dieses Zeug in dich rein!« Mit diesen Worten reißt sie mir das Sandwich aus den Händen, nimmt einen riesengroßen, barbarischen Bissen und wirft mir den Rest in den Schoß. Erdnussbutter und Marshmallowcreme sind an beiden Seiten herausgedrückt worden. Das schlappe Sandwich sieht aus wie ein zerquetschter Käfer.
    Tatiana grinst mit katzenhafter Zufriedenheit. Sie schlägt den Kragen ihres rosafarbenen Kaschmirpullovers hoch, den sie in einem Preisausschreiben gewonnen hat, und schlendert davon. Ich blicke ihr

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