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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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die Parade im Wohnzimmer verfolgte.
    »Klar.« Ich stand auf. Sie reichte mir das Messer und holte mir zwei Zwiebeln aus dem Kühlschrank. Das Messer war demjenigen, mit dem der Streuner Crowley hatten töten wollen, sehr ähnlich. Ich wog es in der Hand und arbeitete mich durch die Schichten der Zwiebel.
    »Zeit für die Soße«, verkündete Mom und nahm den Truthahn aus dem Ofen. Dann holte sie eine große Spritze, stach die Nadel in den Truthahn und drückte den Kolben hinab. »Das habe ich gestern im Fernsehen gesehen«, erklärte sie. »Es ist Hühnerbrühe mit Salz, Basilikum und Rosmarin. Es soll wirklich gut sein.« Aus reiner Gewohnheit hatte sie die Spritze direkt über das Schlüsselbein des Truthahns gesetzt. Genau dort, wo sie bei einem Toten die Schläuche der Pumpe angebracht hätte. Ich sah ihr zu, wie sie die Brühe injizierte, und stellte mir vor, wie die Soße durch den Truthahn kreiste und ihn mit Salz und Gewürzen einbalsamierte. So bekam er eine künstliche Vollkommenheit, während unten ein Strom von Blut und Schrecken herauskam und im Untergrund verschwand. Ich pellte die trockene, papierne Haut von der zweiten Zwiebel und teilte sie in der Mitte.
    Mom bedeckte den Truthahn und schob ihn wieder in den Ofen.
    »Müssen wir denn nicht die Füllung hineintun?«, fragte ich.
    »Nein, die Füllung wird nicht zusammen mit dem Truthahn gebraten«, erklärte sie, während sie im Schrank herumwühlte. »Dadurch könnte man sich eine Lebensmittelvergiftung zuziehen.« Sie nahm eine kleine Glasflasche mit einem winzigen braunen Rest am Boden heraus. »O je, fast alle. John, mein Lieber?«
    Da war das Wort schon wieder. »Ja?«
    »Kannst du zu den Watsons rüberlaufen und etwas Vanille borgen? Peg hat sicher welche – wenigstens eine in dieser Straße, die Ordnung hält.«
    Dort wohnte Brooke. Ich hatte absichtlich nicht mehr an sie gedacht, nachdem Dr. Neblin mich nach ihr gefragt hatte, denn ich fürchtete, ich könnte mich auf sie fixieren und viel zu oft an sie denken. Deshalb hatten meine Regeln gegriffen, und ich hatte sie mir aus dem Kopf geschlagen. Ich wollte Nein sagen, aber dann hätte ich den Grund erklären müssen. »Klar.«
    »Zieh deinen Mantel an, es schneit schon wieder.«
    Ich schnappte mir meine Jacke und lief die Treppe zur Leichenhalle hinunter. Da unten war es dunkel und still, wie ich es liebte. Ich musste später noch einmal herkommen und eine gute Gelegenheit abpassen, damit Mom nicht misstrauisch wurde. Durch die Seitentür ging ich hinaus und blickte zu Mr Crowleys Haus hinüber. Der Schnee hatte eine fünf Zentimeter dicke Decke über alles gelegt. Wenn es geschneit hatte, war alles blitzsauber, oder zumindest sah man den Dreck nicht mehr. Alle Autos, Häuser und Gullydeckel waren weiß und wirkten freundlich. Ich tappte zwei Häuser weiter bis zu den Watsons und klingelte.
    »Brooke, machst du mal auf?«
    »Alles klar.« Ich hörte Schritte, und dann öffnete Brooke Watson die Tür. Sie trug Jeans und ein Sweatshirt, die blonden Haare hatte sie sich zu einem Knoten gebunden, den ein Bleistift festhielt. Ich war ihr seit dem Tanzabend aus dem Weg gegangen, nachdem sie sich so vorsichtig zurückgezogen hatte. Jetzt aber lächelte sie – ja, sie lächelte, als sie mich sah. »Hallo, John.«
    »Hallo. Meine Mom braucht Vanille oder so. Habt ihr vielleicht was für uns?«
    »Meinst du Eiscreme?«
    »Nein, so ein braunes Zeug, das man zum Kochen braucht.«
    »Mom«, rief sie, »haben wir Vanille?« Brookes Mutter kam in den Flur, wischte sich die Hände an einem Handtuch ab und winkte mich herein.
    »Komm doch rein – nun lass ihn nicht da draußen stehen, Brooke, er wird uns noch erfrieren.« Sie lächelte dabei, und Brooke lachte.
    Ich trampelte den Schnee von den Schuhen ab und trat ein, Brooke schloss hinter mir die Tür.
    »Du bist dran, Brooke, nun komm schon!«, rief eine schrille Stimme. Brookes kleiner Bruder und ihr Vater lagen mit einem großen Monopoly-Spiel auf dem Boden. Brooke ließ sich nieder und würfelte, zählte die Felder ab und stöhnte. Ihr kleiner Bruder Ethan gackerte schadenfroh, als sie einen Packen Spielgeld abzählte.
    »Ist wohl ziemlich kalt da draußen, was?«, fragte Brookes Vater. Er trug noch seinen Schlafanzug und dazu dicke Wollsocken, damit er nicht fror.
    »Du bist dran, Dad. Nun mach schon«, drängelte Ethan.
    »Es geht so«, sagte ich, da ich mich an den vergangenen Abend erinnerte. »Wenigstens ist der Wind nicht mehr so stark.« Und

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