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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Text. Daheim schnitt ich den Satz aus, auf den es mir ankam, und klebte ihn auf ein leeres Blatt.
    Meine erste Nachricht lautete einfach:
ICH WEISS WER DU BIST
    Sie abzuliefern, war mindestens so schwierig, wie sie zu schreiben. Ich musste sie irgendwo hinterlassen, wo Kay sie nicht fände, denn sie wäre vermutlich gleich zur Polizei gegangen oder hätte zumindest mit den Nachbarn darüber gesprochen. Das hätten jedenfalls normale Menschen getan. Mr Crowley dagegen behielte es höchstwahrscheinlich für sich, denn er wollte ja auf keinen Fall Misstrauen erregen. Wenn er mit dem Brief zur Polizei ginge, würde man ihm Fragen stellen – ob er Feinde habe, ob er irgendetwas getan habe, ob jemand sich an ihm rächen wolle. Das waren Fragen, die er nicht einmal hören, geschweige denn beantworten wollte. Er würde alles schön für sich behalten und hoffen, dass er selbst der Einzige blieb, der Bescheid wusste.
    Ich musste also die Botschaft überbringen, ohne in die Schusslinie zu geraten. Es wäre beispielsweise einfach gewesen, sie im Schuppen zu verstecken, weil Kay sie dort niemals fände. Andererseits war ich sehr oft im Schuppen und wäre somit der Erste, auf den der Verdacht fiele, wenn Crowley darüber nachdächte, wer die Botschaft geschrieben haben mochte. Außerdem wollte ich sie nicht an einem meiner verschiedenen Beobachtungspunkte am Haus hinterlassen, um keinen Verdacht zu erregen. Wenn ich sie beispielsweise durchs Küchenfenster schob, konnte ich mich nie wieder davor verstecken und Crowley beim Frühstück beobachten. Ich musste das Überbringen der Nachricht sorgfältig planen.
    Schließlich kam ich auf sein Auto. Crowley und seine Frau fuhren öfter gemeinsam, bei bestimmten Gelegenheiten aber auch getrennt. Kay fuhr beispielsweise jeden Mittwochmorgen allein zum Einkaufen. Mr Crowley dagegen sah sich oft Footballspiele in einer Bar in der Stadt an. So erkundete ich seine abendlichen Gewohnheiten und verglich sie mit dem Fernsehprogramm, bis ich entdeckte, dass er immer in die Bar ging, wenn ein Spiel der Seattle Seahawks auf ESPN übertragen wurde. Wahrscheinlich bekamen sie den Kanal zu Hause nicht herein. Vor dem nächsten Spiel der Seahawks schlich ich hinüber und schob den zusammengefalteten Zettel unter seinen Scheibenwischer.
    Gleich danach hockte ich wieder in meinem Zimmer und spähte durch einen Spalt zwischen den Fensterläden, der viel zu klein war, als dass er mich hätte bemerken können, zu seiner Zufahrt hinüber. Lächelnd und fröhlich verließ er das Haus und bemerkte die Nachricht, als er das Auto aufschloss. Er nahm den Zettel, entfaltete ihn und sah sich mit dunklen Augen auf der Straße um. Sein fröhliches Lachen war verschwunden. Ich wich zurück und verschwand in der Dunkelheit meines Zimmers. Mr Crowley zerknüllte den Zettel und stopfte ihn in die Hosentasche, dann stieg er ein und fuhr los.
     
    An diesem Abend fand ein Nachbarschaftsfest statt. Dies bedeutete, dass sich alle Nachbarn im Hof der Crowleys versammelten, redeten und lachten und so taten, als wäre alles in Ordnung, während die Häuser leer standen und Einbrecher die freie Auswahl hatten. Nur dass bei dieser Party keine Einbrüche drohten, sondern ein Serienmörder umging. Wir hatten uns zu einer großen, »sicheren« Gruppe zusammengefunden und passten aufeinander auf. Irgendjemand hielt sogar eine kleine Ansprache über unsere Sicherheit und dass wir die Türen absperren sollten und so weiter. Ich hätte am liebsten gesagt, dass es noch viel sicherer gewesen wäre, sich nicht gerade in Mr Crowleys Hinterhof aufzuhalten, aber er war an diesem Abend ganz zivil. Falls er fähig war, auszurasten und auf einen Schlag fünfzig Menschen umzubringen, dann hatte er es jedenfalls nicht an diesem Abend vor. Ich war auch noch nicht bereit, ihn anzugreifen; ich war immer noch dabei, Informationen über ihn zu sammeln. Wie kann man ein Wesen töten, das sich mühelos von unzähligen Schussverletzungen erholt? Ein solcher Angriff erforderte genaue Planung, und dazu brauchte ich mehr Zeit.
    Abgesehen von dem Gerede über Sicherheit bestand der Sinn des Fests hauptsächlich darin, uns zu bestätigen, dass wir noch lange nicht besiegt waren. Selbst wenn sich ein Killer in der Stadt herumtrieb – wir hatten keine Angst und verhielten uns nicht wie ein blindwütiger Mob. Was soll’s. Wichtiger als die hohlen Erklärungen, wie mutig wir seien, war die Tatsache, dass wir Hotdogs grillten und ich in Crowleys Feuergrube

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