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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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herumstochern durfte.
    Ich begann mit einem lodernden Feuer, in dem ich große Klötze eines toten Baums verbrannte, den die Watsons im Sommer in ihrem Hinterhof gefällt hatten. Das Feuer war hell und warm und genau das Richtige, um mit der Party zu beginnen. Als sich das Gerede über die Sicherheit hinzog, arbeitete ich mit dem Schüreisen und einer langen Zange und formte das Feuer zu einem großen Lager aus rotglühender Holzkohle. Kochfeuer unterscheiden sich stark von gewöhnlichen Feuern, und man braucht dafür eine gleichmäßige, ruhige Hitze statt einer lodernden Quelle von Licht und Wärme. Die Flammen dürfen nur noch niedrig brennen, und die Holzkohle muss von innen heraus glühen. Ich richtete das Feuer sorgfältig ein und führte durch winzige Kamine Sauerstoff hinein, damit große Röstöfen entstanden. Gerade zur rechten Zeit endete die Ansprache, und die Gäste wollten grillen.
    Natürlich war auch Brooke mit ihrer Familie da. Unauffällig beobachtete ich sie und ihren Bruder, als sie Hotdogs auf Stöcke spießten und zur Feuergrube kamen. Brooke hockte sich lächelnd direkt neben mich. Die beiden hielten ihre Stöcke mitten über die Glut, wo noch die Flammen züngelten. Ich rang beinahe dreißig Sekunden lang mit mir, ehe ich es wagte, das Mädchen anzusprechen.
    »Versuch es mal hier unten«, schlug ich vor und deutete mit meiner Zange auf das Glutbett. »Da braten sie besser.«
    »Danke.« Brooke gab meine Weisheit sofort an Ethan weiter. Sie hielten ihre Hotdogs über die richtige Stelle, wo sie sofort dunkel anliefen und brutzelten. »Mann«, sagte sie, »das ist toll. Du weißt aber eine Menge über Feuer.«
    »Vier Jahre Pfadfinder«, erklärte ich. »Das ist meines Wissens die einzige Organisation, die kleinen Jungen beibringt, wie man etwas anzündet.«
    Brooke lachte. »Dann hast du dir bestimmt ein Abzeichen für den besten Brandstifter der Truppe verdient.«
    Ich hätte gern weiter mit ihr geredet, wusste aber nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte schon auf der Halloweenparty zu viel gesagt und sie wahrscheinlich erschreckt, und das wollte ich nicht noch einmal riskieren. Andererseits mochte ich ihr Lachen und wollte es gern wieder hören. Wenn sie einen Witz über Brandstiftung machte, überlegte ich, dann konnte ich vermutlich auch einen machen, ohne allzu bedrohlich zu wirken.
    »Sie sagten, ich sei der beste Wölfling gewesen, den sie je hatten. Die meisten Pfadfinder fackeln nur eine Hütte ab, aber ich habe drei Hütten und ein altes Lagerhaus geschafft.«
    »Nicht übel«, lobte sie mich lächelnd.
    »Sie haben mich zu den nationalen Wettkämpfen geschickt«, fuhr ich fort. »Erinnerst du dich an die Waldbrände in Kalifornien im letzten Jahr?«
    Brooke lächelte. »Oh, du warst das? Saubere Arbeit.«
    »Ja, damit habe ich einen Preis gewonnen. Es ist eine Statue wie ein Oscar, aber geformt wie Smokey der Bär und mit Benzin gefüllt. Meine Mom dachte, da sei Honig drin, den sie auf ein Sandwich träufeln könnte.«
    Jetzt lachte sie laut und ließ fast ihren Spieß mit dem Hotdog fallen, dann lachte sie noch einmal über ihren Fehler.
    »Sind sie schon durch?«, fragte Ethan, während er sein Würstchen beäugte. Es war das fünfte Mal, dass er es herauszog. Die Pelle war noch nicht einmal richtig braun.
    »Sieht so aus«, meinte Brooke, nachdem sie ihren eigenen Hotdog in Augenschein genommen hatte. Sie stand auf »Danke, John!«
    Ich nickte und sah den beiden nach, als sie zum Campingtisch mit den Brötchen und dem Senf gingen. Lächelnd nahm sie von Mr Crowley den Ketchup entgegen. Das Monster in mir bäumte sich auf, knurrte wütend und fletschte die Zähne. Wie konnte er es wagen, sie zu berühren? Anscheinend musste ich auch Brooke im Auge behalten, damit ihr nichts geschah. Beinahe hätte ich laut geknurrt, schaffte es aber gerade noch, den Mund zu einem Lächeln zu verziehen. Ich drehte mich wieder zum Feuer um und bemerkte meine Mutter, die mich boshaft von der anderen Seite aus beobachtete. Innerlich fluchte ich, denn ich wollte keine dummen Bemerkungen über Brooke hören, wenn wir wieder zu Hause waren. Deshalb beschloss ich, so lange wie möglich auf der Party zu bleiben.
    Brooke und Ethan kehrten nicht zum Feuer zurück, und ich bekam an diesem Abend keine Gelegenheit mehr, noch einmal mit ihr zu sprechen. Ich beobachtete, dass sie Styroporbecher mit heißer Schokolade austeilte und hoffte, sie brächte mir einen, aber Mrs Crowley war schneller. Ich wartete, bis

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