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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verstehe nicht, wie du damit auch nur geradeaus gehen kannst.«
    »Meine Augen sind an sie gewöhnt.«
    »Du weißt schon, dass sie dein Sehvermögen verändern wird, oder?!«
    »Dann werde ich sehen können, was mein Dad gesehen hat.«
    Ich nehme die Brille ab und lege sie zurück. Ich verstehe nicht, warum Sam sie trägt. Aus sentimentalen Gründen? Glaubt er wirklich, das sei es wert?
    »Wo ist dein Dad, Sam?«
    Er blickt mich an. »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er ist verschwunden, als ich sieben war.«
    »Und du hast keine Ahnung, wohin er gegangen ist?«
    Er seufzt, lässt den Kopf hängen und steckt die Nase wieder ins Buch. Offenbar will er nicht darüber reden. »Glaubst du an dieses Zeug?«, fragt er nach ein paar Minuten Stille.
    »Aliens?«
    »Ja.«
    »Ja. Ich glaube an Aliens.«
    »Glaubst du auch, dass sie wirklich Menschen entführen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich meine, das kann man nicht ausschließen. Glaubst du es?«
    Er nickt. »Meistens. Aber manchmal kommt mir der Gedanke ziemlich bescheuert vor.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Er sieht zu mir hoch. »Ich glaube, dass mein Dad entführt worden ist.« Sowie die Worte heraus sind, verspannt er sich und wirkt plötzlich sehr verletzlich. Vermutlich hat er seine Theorie schon einmal jemandem erzählt, der nicht besonders freundlich reagiert hat.
    »Warum denkst du das?«
    »Weil er einfach verschwunden ist. Er ging zum Laden und wollte Milch und Brot kaufen – und er ist nie wieder zurückgekommen. Sein Wagen stand vor dem Supermarkt und seine Brille lag daneben auf dem Gehweg.« Er überlegt einen Moment. »Vorhin hatte ich kurz Angst, dass du mich entführen willst.«
    Das ist schwer zu glauben. Jemand müsste doch gesehen haben, wie sein Vater entführt wurde, wenn der Vorfall mitten in der Stadt geschah. Vielleicht hatte sein Dad Gründe zu gehen und plante sein eigenes Verschwinden – es ist nicht schwer, sich in diesem Land verschwinden zu lassen. Henri und ich praktizierendas seit zehn Jahren. Aber plötzlich erscheint Sams Interesse an Aliens in einem völlig anderen Licht. Eventuell will Sam die Welt einfach so wahrnehmen wie sein Dad, aber vielleicht glaubt er zugleich, dass der letzte Blick, den sein Dad durch die Brille warf, irgendwie in den Gläsern gefangen ist. Vielleicht denkt er, dass er durch seine Hartnäckigkeit eines Tages das Gleiche sehen wird und dass dieser letzte Blick ihm bestätigt, was bereits lange in seinem Kopf ist. Vielleicht glaubt er auch, wenn er lange genug sucht, stößt er schließlich auf einen Artikel, der beweist, dass sein Vater entführt wurde und noch gerettet werden kann.
    Und wer bin ich, dass ich mir anmaße zu behaupten, dass er diesen Beweis nicht finden wird?
    »Ich glaube dir«, sage ich. »Ich denke, Entführungen durch Außerirdische sind sogar sehr wahrscheinlich.«

17
    Am nächsten Tag wache ich früher auf als sonst und finde Henri bereits am Tisch über Zeitungen gebeugt vor, sein Laptop ist geöffnet. Die Sonne versteckt sich noch und das Haus ist dunkel, das einzige Licht kommt von seinem Bildschirm.
    »Was Neues?«
    »Nein, nicht wirklich.«
    Ich schalte das Küchenlicht an. Bernie Kosar kratzt an der Haustür. Ich öffne sie und er schießt hinaus in den Hof wie jeden Tag, trabt mit erhobenem Kopf herum und sucht nach etwas Verdächtigem. Dabei schnüffelt er mal hier, mal da. Wenn alles ist, wie es sein soll, saust er in den Wald und verschwindet.
    Zwei Ausgaben vonliegen auf dem Küchentisch, das Original und eine Kopie, die Henri für sich gemacht hat, dazwischen eine Lupe.
    »Gibt es etwas Besonderes im Original?«
    »Nein.«
    »Und jetzt?«
    »Nun, ich bin ein bisschen fündig geworden. Ich bin Querverweisen in ein paar anderen Artikeln nachgegangen und habe ein paar Treffer gelandet, einer davon hat mich zur Website eines Mannes geführt, dem ich eine E-Mail geschickt habe.«
    Ich starre ihn an.
    »Kein Grund zur Sorge«, sagt er. »E-Mails können sie nicht zurückverfolgen. Jedenfalls nicht solche, die ich schicke.«
    »Und wie schickst du sie?«
    »Ich leite sie durch verschiedene Server in Städte überall auf der Welt um, sodass der Absendeort unterwegs verloren geht.«
    »Beeindruckend.«
    Bernie Kosar macht sich vor der Tür bemerkbar und ich lasse ihn herein. Die Uhr auf der Mikrowelle zeigt fünf Uhr neunundfünfzig, ich habe also noch zwei Stunden, bevor ich in der Schule sein muss. »Glaubst du wirklich, wir sollten uns damit beschäftigen?«,

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