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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Unsicherheit, die meistens dieses Wort begleitet.
    »Du weißt, was du mir sagen würdest, wenn unsere Rollen umgekehrt verteilt wären, oder?«
    Henri grinst. »Ja, John. Ich weiß, was ich sagen würde. Aber ich glaube, das hier wird uns helfen. Ich will herausfinden, wodurch sie diesen Mann so sehr verängstigt haben. Ich will wissen, ob sie uns erwähnt haben, ob sie uns auf eine Art suchen, die wir noch nicht in Erwägung gezogen haben. Es wir uns helfen, verborgen zu bleiben, ihnen voraus zu sein. Und wenn dieser Mann sie gesehen hat, dann erfahren wir, wie sie aussehen.«
    »Wir wissen bereits, wie sie aussehen.«
    »Ja – wie sie aussahen, als sie uns vor mehr als zehn Jahren angegriffen haben, aber sie könnten sich verändert haben. Sie sind jetzt schon lange auf der Erde. Ich will wissen, wie sie sich anpassen.«
    »Selbst wenn wir etwas über ihr aktuelles Aussehen erfahren – in dem Moment, in dem wir ihnen auf der Straße begegnen, ist es vielleicht zu spät.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn ich einen sehe, versuche ich ihn zu töten. Es gibt keine Garantie dafür, dass er
mich
töten kann.« Diesmal überwiegt die Unsicherheit in seiner Stimme.
    Ich gebe auf. Es gefällt mir überhaupt nicht, dass er nach Athens fährt, während ich zu Hause rumhocke. Aber ich weiß, dass meine Einwände auch weiterhin nur auf taube Ohren stoßen werden. »Kommst du auch bestimmt pünktlich zurück?«
    »Ich fahre jetzt los, also bin ich etwa um neun dort. Ich bleibe kaum mehr als eine Stunde, höchstens zwei. Um eins sollte ich zurück sein.«
    »Und warum habe ich dann das?« Ich halte das Blatt mit Adresse und Telefonnummer hoch.
    Er zuckt die Achseln. »Man kann nie wissen.«
    »Genau deshalb finde ich, du sollst nicht fahren.«
    »Touché«, sagt er und beendet damit die Diskussion. Er nimmt seine Papiere und steht auf. »Bis heute Nachmittag.«
    »Okay.« Ich umarme ihn, dann geht er hinaus zum Truck und steigt ein. Bernie Kosar und ich sehen ihm von der Veranda aus nach.
    Ich weiß nicht, warum, aber ich habe ein schlechtes Gefühl. Ich hoffe, er kommt zurück.
    ***
    Es ist ein langer Tag. Einer der Tage, an denen die Zeit langsamer vergeht und jede Minute wie zehn erscheint, jede Stunde wie zwanzig. Ich spiele Videogames und surfe im Internet, um vielleicht Neuigkeiten aufzustöbern, die einen anderen von derGarde betreffen könnten. Ich finde nichts, und das heitert mich auf. Es bedeutet: Wir sind unsichtbar. Gehen unseren Feinden aus dem Weg.
    Immer wieder sehe ich auf mein Handy. Am Mittag schicke ich Henri eine Nachricht. Er antwortet nicht. Ich esse etwas und füttere Bernie, dann schicke ich ihm die nächste SMS. Keine Antwort. Das macht mich nervös, unruhig. Henri hat es noch nie versäumt, sofort zu antworten. Vielleicht hat er sein Handy ausgeschaltet. Vielleicht ist sein Akku erschöpft. Ich versuche, mich von diesen Möglichkeiten zu überzeugen, aber ich weiß, dass beides nicht wahr ist. Um zwei fange ich an, mir Sorgen zu machen. Große Sorgen. In einer Stunde sollen wir bei den Harts sein. Henri weiß, dass mir dieses Dinner wichtig ist. Und er würde es nie sausen lassen. Ich gehe unter die Dusche und hoffe, dass Henri am Küchentisch sitzt und eine Tasse Kaffee trinkt, wenn ich herauskomme. Ich drehe das heiße Wasser komplett auf und verzichte ganz auf das kalte. Ich spüre nichts. Mein ganzer Körper ist jetzt unempfindlich für Hitze. Es fühlt sich an, als ob lauwarmes Wasser über meine Haut strömt, das Gefühl der Hitze fehlt. Ich habe schon immer heiße Duschen geliebt und stand in der Regel so lange wie möglich darunter; mit geschlossen Augen genoss ich das Wasser, das auf meinen Kopf regnete und an mir herunterfloss. Das entfernte mich von meinem Leben. Es ließ mich kurze Zeit vergessen, wer und was ich bin.
    Nach der Dusche suche ich in meinem Schrank nach meinen schönsten Klamotten, die aber nichts Besonderes sind: Khakihose, ein Hemd, darüber ein Pulli. Weil wir ein Leben lang auf der Flucht sind, habe ich nur Laufschuhe – als mir das klar wird, erscheint es mir so absurd, dass ich lachen muss, das erste Mal an diesem Tag. Ich gehe in Henris Zimmer und schaue in seinen Schrank. Da sind ein paar Halbschuhe, die mir passen. Der Anblick seiner Sachen macht mich noch unglücklicher, verstörtmich noch mehr. Ich will glauben, dass er einfach länger braucht als vorgesehen, aber er hätte mir eine SMS geschickt. Etwas muss schiefgelaufen sein.
    Neben der Haustür

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