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Ich darf nicht vergessen

Ich darf nicht vergessen

Titel: Ich darf nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice LaPlante
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der Wahrnehmung, ein kurzer Schwindelanfall und eine Erkenntnis. Sie ist plötzlich da. Auf einmal weiß ich, was Fiona durchmacht. Amanda tot. Ich entgleite ihr allmählich. Jeden Tag ein kleiner Tod. Im Alter von drei Tagen hat man ihr verkündet, dass nur der Tod uns trennen kann, dass sie das nie vergessen wird. Wahrhaftig ein Fluch.
    E ine rothaarige Frau sitzt mir gegenüber. Sie sagt, sie kennt mich. Ihr Gesicht ist mir vertraut. Kein Name. Sie sagt ihn mir, aber er ist sofort wieder weg.
    Wie geht es Ihnen?, fragt sie.
    Tja, ich erzähle das nicht jedem, sage ich, aber mein Gedächtnis ist im Eimer.
    Wirklich? Das ist ja schrecklich.
    Allerdings, sage ich.
    Da wüsste ich doch mal gern, sagt die Frau, was Sie von mir noch in Erinnerung haben.
    Ich schaue sie an. Habe das Gefühl, sie eigentlich kennen zu müssen. Aber irgendetwas stimmt nicht.
    Ich bin Magdalena, sagt sie. Ich habe eine neue Haarfarbe. Hatte einfach Lust darauf. Bis auf das bin ich aber immer noch dieselbe. Sie zupft an ihrem Haar. Erinnern Sie sich jetzt?
    Ich versuche es. Betrachte ihr Gesicht. Sie hat braune Augen. Eine junge Frau. Oder zumindest ziemlich jung. Jenseits des gebärfähigen Alters, aber noch nicht so alt wie ich. Ein melancholisches Gesicht. Ich schüttle den Kopf.
    Gut, sagt sie.
    Das wundert mich. Es freut mich. Die meisten reagieren traurig oder sauer. Verzweifelt.
    Ich brauche jemanden, der mir sein Ohr leiht, sagt die Frau. Ich möchte etwas erzählen, und dann soll es verschwinden. Es ist eine Art Beichte. Aber ich möchte nicht, dass es in irgendjemandes Kopf hängen bleibt, auch wenn derjenige mir absolute Verschwiegenheit schwört. Und ich will auch keine traditionelle Beichte ablegen und anschließend Buße tun, denn das habe ich schon hinter mir. Niemand hat wegen dieser Sache mehr gelitten als ich. Und Sie brauche ich noch nicht mal zu bitten, es nicht weiterzusagen. Das ist das Beste daran.
    Ich habe keine Einwände. Es ist ein träger, fauler Tag. Die Kinder sind in der Schule. Ich muss heute nicht operieren. Ich nicke.
    Die Frau holt tief Luft. Ich habe früher Drogen verkauft. An Jugendliche. Auf dem Spielplatz neben der Middle School, wo ich häufig mit meinen Enkelkindern war. Ich habe jede Menge Zeug verkauft. Hauptsächlich Haschisch, natürlich. Aber auch Ecstasy, Speed, sogar LSD .
    Sie unterbricht sich und schaut mich an. Sie sind gar nicht schockiert, sagt sie. Das ist ja schon mal ein guter Anfang.
    Sie fährt fort: Dann hat eins meiner Enkelkinder meinen Vorrat entdeckt. Und ein paar LSD -Pillen geschluckt. Die Kleine war drei Jahre alt. Drei! Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte sie ja nicht ins Krankenhaus bringen. Also habe ich das auch nicht getan. Ich habe einfach mit ihr in einem dunklen Zimmer gesessen und ihre Hand gehalten, während sie geschrien hat. Sie schrie und schrie. Stundenlang.
    Die rothaarige Frau bedeckt ihre Augen mit den Händen. Ich habe Geduld. Ich werde ihr zuhören, bis sie fertig ist.
    Sie hatte sich ein bisschen beruhigt, als meine Tochter kam, um sie abzuholen. Aber nicht genug. Meine Tochter wurde sofort misstrauisch. Sie wusste, dass ich früher Drogen genommen hatte. Sie wusste, dass ich immer noch Freunde in der Szene hatte. Jedenfalls hat es ihr gereicht. Sie hat mich nicht angezeigt. Sie stand kurz davor, aber sie hat es nicht getan. Sie sagte, ich sollte mir Hilfe besorgen, eine Entziehungskur machen, dann würde sie mich nicht anzeigen. Und von da an hat sie nicht mehr mit mir gesprochen. Ich hab’s getan. Habe eine Entziehungskur gemacht. Aber meine Familie habe ich trotzdem verloren.
    Ich sage nichts. Im Hope Community Health Center haben wir tagtäglich mit drogenabhängigen Teenagern zu tun. Manchmal auch mit Kindern. Meistens sind es Kinder, die das Zeug in den Schubladen ihrer Eltern gefunden haben. Hinter den Socken oder den Unterhosen. Es kommt auch vor, dass Eltern einem Kind absichtlich Drogen geben. Ich behandle sie alle, überlasse es den Verwaltungsangestellten, sich um die juristischen und moralischen Aspekte der Angelegenheit zu kümmern, die mich nicht interessieren.
    Aber warum erzählen Sie mir das?, frage ich.
    Ich brauchte einfach jemanden, dem ich das alles anvertrauen konnte. Jemanden, der sich nicht entsetzt von mir abwenden würde. Sie haben sehr praktische, dehnbare Moralvorstellungen. Sie vergeben Menschen, die sich schuldig gemacht haben.
    Nein,

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