Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Smith mit seinem 1776 erschienenen Werk ›Der Wohlstand der Na tionen‹ populär machte.

    Ja, es könnte alles so einfach sein. Is ses aber nicht. Die Wirklichkeit ist viel komplexer. Es stimmt zwar, dass wir alle meist versuchen, unsere Interessen durchzusetzen. Gleichzeitig aber gieren wir auch nach sozialer Akzeptanz, nach Sympathie und Zuneigung. Die erlangen wir aber nur, wenn wir uns hin und wieder anpassen und eben nicht ausschließlich nach der eigenen Pfeife tanzen. Sprich: wenn wir auch mal einlenken, Kompromisse schließen oder   – ganz gegen unser Naturell   – wenn wir selbstlos handeln. Zugegeben, unter dem Aspekt des damit angestrebten Status wirkt die gute Tat nicht mehr ganz so selbstlos. Doch gerade dieser soziale Abgleich wirkt wie ein wichtiges Korrektiv auf eine Welt voller Eigeninteressen. Das konnten Ökonomen etwa sehr schön im sogenannten Ultimatumspiel aufzeigen. Dabei bekommt Spieler A Geld, sagen wir 100   Euro, und soll Spieler B davon etwas abgeben. Wie viel, entscheidet A allein. Dafür darf B sagen, ob der Deal zustande kommt oder platzt. In dem Fall bekommen beide nichts. Rational wäre es, schon ein Verhältnis von 99 zu 1   Euro zu akzeptieren, weil beide damit besser stünden als zuvor. Tatsächlich aber geben die Erfolgreichsten freiwillig 40   Prozent ab, um ihr Gegenüber nicht zu verprellen. Irgendwie beruhigend, dass die unsichtbare Hand auch zur Kooperation zwingt.

DER P ROPINQUITY-EFFEKT
    Wie Freundschaften entstehen
    »Anders als die meisten Menschen glaube ich nicht, dass Freunde die Menschen sind, die wir am meisten mögen«, sagte Peter Ustinov einst zynisch, »sie waren bloß zuerst da.« Hinter dem feinen britischen Humor der Schauspiellegende steckt ein psychologisch erwiesenes Prinzip: Selbst wenn wir Freundschaften aufgrund gegenseitiger Sympathie, gemeinsamer Werte oder Interessen pflegen   – zustande gekommen sind sie oft aus Zufall. Der Name dieses Phänomens: Propinquity-Effekt.
    Der Name geht zurück auf eine Studie aus den Fünfzigerjahren. Damals untersuchten die berühmten Sozialpsychologen Leon Festinger, Stanley Schachter und Kurt Back die Freundschaften in 17   Studentenwohnheimen. Ihr Fazit: Je näher die Appartements zueinander lagen, desto engere Freunde wurden die Bewohner. 63   Prozent dieser Freunde lebten im selben Heim. Mehr noch: Wer Tür an Tür wohnte, war in fast der Hälfte der Fälle befreundet.
    Nun könnte man einwenden, dass das völlig logisch ist. Wer neben einem wohnt, den sieht man auch öfter. Entsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man miteinander ins Gespräch kommt, währenddessen Gemeinsamkeiten entdeckt und sich anfreundet. Und überhaupt, die Untersuchung stammt aus dem Jahr 1950, damals gab es weder Handys noch Internet! Alles richtig. Aber der Effekt wirkt auch heute noch, wie eine Studie aus dem Jahr 2008 beweist.
    Drei Psychologen der Uni Leipzig wollten herausfinden, wie Erstsemester Freundschaften schließen. Die Forscher untersuchten 54   Psychologiestudenten an zwei verschiedenen Zeitpunkten   – zu Beginn des Studiums und ein Jahr später. Zuerst bekamen die Studenten bei einer Einführungsveranstaltung Sitzplätze nach dem Zufallsprinzip zugewiesen. Danach traten die Teilnehmer einzeln nach vorne und stellten sich ihren zukünftigenKommilitonen vor. Sofort im Anschluss sollten die Zuhörer beurteilen, wie sympathisch ihnen der Vorgestellte war und ob sie diese Person gerne näher kennenlernen würden. Dann rückten die Studenten jeweils einen Platz weiter. Zwölf Monate später befragten die Forscher die Studenten erneut. Ergebnis: Die zufällige Sitzposition zum Zeitpunkt des ersten Kennenlernens beeinflusste die Entwicklung der Freundschaften. Wer bei der ersten Begegnung nebeneinander oder auch nur in einer Reihe gesessen hatte, war nach einem Jahr mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit miteinander befreundet. Wem wir uns anvertrauen und an wessen Schulter wir uns vielleicht eines Tages einmal ausheulen, ist womöglich mehr Zufall als bewusste Selektion.

D ER BEN-FRANKLIN-EFFEKT
    Warum uns Gefälligkeiten gefallen
    Allenfalls bei Don Corleone gibt es Gefallen, die man nicht ablehnen kann. Ansonsten riskiert man, am nächsten Morgen mit einem blutigen Pferdekopf im Bett aufzuwachen. Und danach wacht man dann nie mehr auf. In allen anderen Fällen aber könnten wir die gut gemeinte Geste auch ausschlagen. Sollten wir aber nicht. Denn wer uns einen Gefallen tun kann, findet uns

Weitere Kostenlose Bücher