Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
ist das Unterbewusstsein niemals undercover, schon gar nicht in Bezug auf Menschenkenntnis, denn hier dient es uns als wichtiges Messgerät. Wir sollten lernen, die Werte korrekt abzulesen – und vor allem: unser Unterbewusstsein immer wieder mal zu kalibrieren!
Wie kompetent bin ich in Sachen Menschenkenntnis?
Auf welcher der vier Stufen stehe ich?
Stufe der unbewussten Inkompetenz.
Stufe der bewussten Inkompetenz.
Stufe der bewussten Kompetenz.
Stufe der unbewussten Kompetenz.
Für Agenten ist das Ziel, die höchste Stufe zu erreichen: die unbewusste Kompetenz. Der Weg dorthin führt oftmals zuerst über die unbewusste Inkompetenz: Mit unseren Einschätzungen und Entscheidungen liegen wir öfter daneben und merken das gar nicht. Wir haben hier unseren blinden Fleck. Dadurch machen wir es uns schwerer als nötig – aber auch das bemerken wir häufig nicht.
Das Schöne an dieser Stufe ist: Unsere Inkompetenz, die wir nicht bemerken, tut uns nicht weh. Der Nachteil: Sie bringt uns nicht weiter. Diese Stufe haben Sie sicher schon eine Weile hinter sich, sonst hätten Sie es in den harten Tests und Auswahlverfahren niemals bis hierher geschafft.
Irgendwann erkennen wir, dass unser Verhalten das Verhalten anderer mit beeinflusst. Wir bemerken, dass wir es uns im Umgang mit anderen Menschen manchmal selbst schwerer machen als nötig. Wir sind uns darüber bewusst, dass es irgendwo hakt, dass wir nicht unfehlbar sind, dass wir nicht alles wissen, dass manches auch anders sein kann. Wir rechnen damit, dass unsere Einschätzung eines anderen Menschen uns täuschen kann. Leider wissen wir aber noch nicht so richtig, wie wir das ändern können. Dennoch sind wir einen wichtigen Schritt weiter: Wir stehen auf der Stufe der bewussten Inkompetenz.
Erst wenn wir dort angekommen sind, können wir die dritte Stufe erreichen, die bewusste Kompetenz: Wir haben erkannt, dass wir es uns durch unser Verhalten oder unsere Einschätzungen und Entscheidungen in bestimmten Situationen schwerer als nötig machen – sind neugierig geworden und haben eine Strategie gesucht und gefunden oder entwickelt, hier zu optimieren, um bessere Ergebnisse /Reaktionen zu erzielen. Diese neue Strategie, diese neue Einstellung, dieses neue Vorgehen umzusetzen, fordert unsere volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Es läuft noch nicht von selbst, aber es funktioniert. Wir scannen andere gezielt aufgrund diverser Kriterien – einige davon lernen Sie auf unserer aktuellen Mission kennen.
Die Übung macht den Meister. Nach und nach werden Sie sicherer – und auf einmal merken Sie gar nicht mehr, dass Sie andere
durchleuchten. Und öfter richtigliegen als falsch, es leichter haben als früher. Es geschieht automatisch. Wie von selbst. Was als Strategie oder einfach bewusste Arbeit an Ihrer Einstellung begonnen hat, ist verinnerlicht zum Teil Ihrer Glaubenssätze geworden. Sie haben die hohe Stufe erreicht, die der unbewussten Kompetenz.
Diese vier Stufen absolvieren wir im Übrigen nicht nur in Bezug auf Menschenkenntnis. Auch beim Autofahren schadet es nichts, die unbewusste Kompetenz auf dem Beifahrersitz mitzunehmen!
Ich selbst stelle meine Glaubenssätze immer wieder ganz bewusst auf den Prüfstand. Dazu spornte mich auch der SGL in einem unserer ersten längeren Gespräche an. Ich war erst wenige Wochen im Haus und am Beginn meiner Agentenkarriere. Offenbar hatte der SGL meine Gedanken über einen Kollegen gelesen. »Mach dir klar, dass du in Schubladen denkst«, warnte er mich. »Und nimm es nicht tragisch. Das machen wir alle. Aber arbeite dran. Du hast Oliver in die Schublade ›nach oben buckeln, nach unten treten‹ gesteckt. Aber das ist nur deine Realität. Ob er dort wirklich hinein gehört oder nicht, wird er anders beurteilen als du. Und beide habt ihr mit eurer Meinung recht. Jeder für sich. Aber ums Rechthaben geht es bei uns nicht. Hier geht es darum, Ziele zu erreichen. Tu dir selbst einen Gefallen: Stell dir das mal bildlich vor. Da ist ein großer Schrank mit vielen Schubladen. Auf jeder steht etwas anderes. Du nimmst deinen Kollegen, und steckst ihn ganz bewusst noch einmal in diese Schublade. Das ist okay für den Moment. Aber jetzt achte darauf, dass du die Schublade offen lässt und nicht zuschiebst. Damit gibst du ihm und dir die Chance, die Schublade wieder zu verlassen. So tust du euch beiden etwas Gutes. Und genauso erlaubst du niemandem, die Schublade, in die er dich steckt, zu schließen.
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