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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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Kleine Leute, kleine Gesichter, schwarze Klamotten, ganze Familie. Hat er gehalten wie Allerheiligstes.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die haben mitgeschleppt ihre ganze Familiengeschichte in Kiste. Genau wie meine Mutter, damals als wir hierhergekommen sind. Und genau wie Großvater und Babuschka, als sie im Krieg auf der Flucht waren. Weißt du, was am wichtigsten war? Die Fotos mit Erinnerungen. Hat Babuschka unter ihren Röcken eingenäht. Hat meine Mutter heute noch. Das machst du nur, wenn du neues Leben anfängst.«
     
    Während Tichow nach draußen ging, um vor dem McDonald’s in einem Vorort Münchens, wo wir uns getroffen hatten, zu telefonieren und eine Zigarette zu rauchen, schob ich die Puzzlestücke
hin und her. Die Grenzer hatten die Pässe eingesammelt, überprüft, zurückgegeben. Sie hatten, danach hatte ich mich bei Tichow mehrfach rückversichert, die Gesichter der Fahrgäste mit den Fotos in den Dokumenten verglichen. Bestimmt nicht so gründlich wie die Bundespolizei, aber sie hatten es gemacht. Tichow berichtete von Kontrollen an vier verschiedenen Grenzen. Einmal hätten Zöllner sogar besonders scharf kontrolliert und sich Ewigkeiten Zeit gelassen. »Die haben Gesichter nicht bloß geschaut, haben gescannt.«
    Was war mit den Pässen los? Waren wir hier einem Fälscherring auf der Spur, der Fälschungen von einer noch nie da gewesenen Qualität auf den Markt brachte? Oder hatten sie einen komplett neuen Modus Operandi für ihre Schleusungen entwickelt? Oder gab es gar keine Schleusungen und irgendetwas anderes war faul, superfaul?
     
    Als Tichow in eine Wolke kalten Rauchs gehüllt zurückkehrte, die hart an den Geruch lauwarmen Frittenfetts prallte, beauftragte ich ihn folgendermaßen: »Du gehst jetzt ins Casino. Wenn Bülent auftaucht, fragst du ihn, was das mit der Kontrolle auf sich hatte.«
    Tichow schüttelte den Kopf. »Mache ich auf meine Weise. Ich sage Bülent, dass ich die Schnauze voll von ihm habe. Will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Immer nur Probleme.« Tichow riss die Augen auf und funkelte mich an, als wäre ich Bülent: »Kann ich nicht brauchen, Bullen am Hals, kapiert!«
    Es schadete nichts, wenn ein V-Mann auch über dramaturgisches Talent verfügt. Wie ein Agent, im Übrigen.
    »Genauso machst du es«, bestätigte ich Tichow.
    Er lachte. »Bülent kommt nie vor zehn ins Casino. Habe ich noch Zeit. Los, Leo! Gehen wir ein Bier trinken da!«
    Ich schaute zur Eingangstür der Kneipe gegenüber, dann auf meine Armbanduhr und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ein Date.«
    »Wie heißt sie?«, wollte Tichow wissen.
    »Theresia«, sagte ich.
    Tichow öffnete sein Portemonnaie, fingerte darin herum, klopfte mir mit einer Hand auf die Schulter, mit der anderen drückte er mir augenzwinkernd ein Kondom in die Hand: »Viel Spaß dann mal!«

Der Häkeldeckchenkampf
    Donnerstag, 30. September, Tag drei
     
    Unser Lieferwagen mit dem Logo einer Erdinger Elektrofirma stand bereits vor Frau Mühlthalers Haus, als ich um kurz vor neun nach einem Parkplatz in der Gegend suchte. Wie besprochen würden die Kollegen von der Technik warten, bis ich sie aus der Wohnung anrief. Für Nachbarn und Neugierige würde es so aussehen, als bekäme Frau Mühlthaler neue Küchengeräte geliefert. Doch in den Kartons der Wasch- und Spülmaschinen befand sich, was wir für die Observation benötigten.
     
    »Da sind Sie ja«, begrüßte mich Frau Mühlthaler, einen feuchten Putzlumpen in der Hand, den sie mir vor die Füße warf. Flatschend spritzte Wasser hoch bis zu meinen Knien.
    »Abtreten«, befahl sie leise. »Ich habe gerade rausgewischt.«
    Grinsend kam ich ihrem Befehl nach. Frau Mühlthaler streckte den Hals lang und schaute rechts und links an mir vorbei. Ich machte einen Schritt in die Wohnung, schloss die Tür und zückte mein Handy. »Jetzt ruf ich die Kollegen an.«
    »Sie müssen erst schauen, ob die Luft rein ist?«
    »So ungefähr.«
    Drei Minuten später stellte ich ihr als erstes den Leiter der Observation, Robert Einmüller, vor. Mit Robert hatte ich im Vorfeld bereits alles besprochen. Er würde für den Einsatz in der Wohnung einen Agenten auswählen, mit dem Frau Mühlthaler gut klarkam. Und umgekehrt.
    Robert erinnerte eher an einen Rocker denn an einen Beamten mit seinem schwarzen Pferdeschwanz und der schwarzen Lederjacke,
die seinen blassen Teint zum Leuchten brachte. Der rührte nicht von exzessiven Nächten in Kneipen her, sondern von dem Endspurt im Fall Merw. In den

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