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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Sitz, obwohl ich vermutlich über hundert Meter entfernt war. Mein Herz fing an zu klopfen. Ich holte tief Luft und riskierte einen weiteren Blick. Sanft löste Bob sich von Ottos Mutter. Er lächelte ihr zu und stellte sich zu einer Männergruppe, die etwa zehn Meter entfernt stand.
    Mit Bob waren sie zu sechst. Einer zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche. Außer Bob nahmen alle eine. Gut zu wissen, dass mein Gangster gesund lebte. Ich griff nach meinem Handy, suchte die Kamera-App, zoomte auf Bobs Gesicht und machte vier Fotos.
    Und was jetzt?
    Am besten war es wohl, einfach abzuwarten. Vielleicht so lange, bis die Beerdigung zu Ende war, um dann Bob zu seiner Wohnung zu folgen.
    Und dann?
    Ich hatte keine Ahnung. Absolut keine. Wahrscheinlich ging es darum herauszubekommen, wer er war und wie er wirklich hieß, um dann hoffentlich ein Motiv dafür zu finden, warum er mich nach Natalie gefragt hatte. Er war eindeutig der Chef gewesen. Also musste er den Grund kennen, oder? Ich konnte auch einfach abwarten und zusehen, wie er in seinen Wagen stieg, um mir das Kennzeichen zu notieren. Vielleicht half Shanta mir dann dabei, seinen richtigen Namen zu ermitteln. Allerdings vertraute ich ihr nicht mehr hundertprozentig, und woher sollte ich wissen, ob Bob nicht mit einem seiner Raucherfreunde zur Beerdigung gefahren war?
    Vier Männer entfernten sich von der Gruppe und gingen ins Zelt. Bob blieb mit einem Mann zurück. Dieser Mann sah jünger aus. Sein Anzug glitzerte wie eine Diskokugel, und offenbar gab Bob Glitzeranzug Anweisungen. Glitzeranzug nickte eifrig. Als Bob fertig war, ging er ins Zelt. Glitzeranzug folgte ihm nicht. Stattdessen stolzierte er mit den übertriebenen Bewegungen eines Comichelden in die entgegengesetzte Richtung zu einem strahlend weißen Cadillac Escalade.
    Ich biss mir auf die Unterlippe und überlegte, was ich tun sollte. Die Beerdigung würde eine Weile dauern – vermutlich zwischen einer halben und einer Stunde. Es gab keinen Grund, hier sitzen zu bleiben. Inzwischen konnte ich ebenso gut Glitzeranzug folgen und sehen, was das brachte.
    Ich ließ den Wagen an und folgte ihm auf den Northern Boulevard. Es war ein seltsames Gefühl – »einen Verbrecher zu beschatten« –, doch offenbar war es einfach ein Tag für seltsame Aktionen. Ich wusste nicht, in welcher Entfernung ich dem Cadillac folgen sollte. Würde er mich entdecken? Ich bezweifelte es, obwohl ich in New York mit einem Kennzeichen aus Massachusetts herumfuhr. Er bog rechts ab auf den Francis Lewis Boulevard. Ich blieb zwei Autos hinter ihm. Listig. Ich kam mir vor wie Starsky und Hutch. Oder zumindest wie einer von ihnen.
    Wenn ich nervös bin, erzähle ich mir selbst oft dumme Witze.
    Glitzeranzug hielt bei einem Mega-Gartencenter namens Global Garden. Toll, dachte ich. Er besorgt ein Blumengebinde für Ottos Beerdigung. Noch so eine komische Sache bei Beerdigungen: Man trägt Schwarz und tötet dann etwas so Farbenfrohes wie Blumen, um alles damit zu dekorieren. Das Center war allerdings geschlossen. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, also wartete ich erst einmal ab. Glitzeranzug fuhr hinters Gebäude. Ich folgte ihm, blieb aber auf Abstand und hielt mich ein wenig im Hintergrund. Glitzeranzug stieg aus dem Cadillac und stolzierte zur Hintertür des Gartencenters. Er war ein großartiger Stolzierer. Ich wollte kein vorschnelles Urteil fällen, aber angesichts der Gesellschaft, die er pflegte, des Glitzerns seines Anzugs und des angeberischen Stolzierens nahm ich an, dass Glitzeranzug das war, was die Studenten heutzutage als Vollpfosten bezeichneten. Er klopfte mit dem Ring, den er am kleinen Finger trug, an die Hintertür und wartete, wobei er leicht auf den Fußballen tänzelte wie ein Boxer während der Eröffnung des Kampfes durch den Ringrichter. Ich dachte, das Tänzeln wäre nur Show, hatte mich jedoch geirrt.
    Ein Jugendlicher – er hätte ein Student von mir sein können – mit einer hellgrünen Gartencenter-Schürze und einer verkehrt herum aufgesetzten Brooklyn-Nets-Baseballkappe öffnete die Tür und trat heraus, woraufhin Glitzeranzug ihm ins Gesicht schlug.
    Oh Mann, wo war ich da nur hineingeraten?
    Die Baseballkappe flog auf den Boden. Der Junge stürzte hinterher und hielt sich die Nase. Glitzeranzug packte ihn an den Haaren. Er senkte den Kopf so tief, dass ich fürchtete, er könnte in die vermutlich gebrochene Nase des Jungen beißen, und schrie ihn an. Dann richtete er sich wieder

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