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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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verstehen Sie«, erklärte Grissom und drehte sich bereits um. »Deshalb bin ich hier. Ich habe nicht mehr lange zu leben, davor wollte ich Glory noch mal sehen, damit ich weiß, dass es ihr gut geht.«
    »Glory? Ich dachte, sie heißt Brittany?«
    Toby Grissom lächelte versonnen. »Ihr wirklicher Name lautet Margaret Grissom, nach ihrer Mutter. Wie gesagt, ihr Künstlername ist Brittany La Monte. Aber nach ihrer Geburt, da hab ich sie nur angeschaut und gesagt: ›Meine Kleine, du bist so wunderbar, da mag dich deine Mutter ruhig Margaret nennen, ich nenne dich Glory.‹«

25
    Um 12.15 Uhr, kurz nach ihrem Telefonat, rief Alvirah Zan zurück. »Zan, ich habe mir alles noch mal durch den Kopf gehen lassen«, sagte sie. »Es steht außer Frage, dass die Polizei mit dir reden will. Deshalb brauchst du einen Anwalt.«
    »Einen Anwalt? Aber warum denn, Alvirah?«
    »Weil die Frau auf den Fotos genauso aussieht wie du. Die Polizei wird sich bei dir melden. Und ich will nicht, dass du irgendwelche Fragen beantwortest, ohne dass ein Anwalt zugegen ist.«
    Ihre Benommenheit wich tödlicher Ruhe. »Alvirah, du bist dir nicht sicher, ob ich nicht doch die Frau auf diesen Fotos bin, oder?« Sie stockte. »Du musst darauf jetzt nicht antworten. Ich habe dich schon verstanden. Kennst du jemanden, den du mir empfehlen könntest?«
    »Ja. Charley Shore ist ein erstklassiger Anwalt für Strafrechtssachen. Ich habe über ihn mal einen Artikel geschrieben, seitdem sind wir gute Freunde.«
    Strafrechtssache, dachte Zan verbittert. Natürlich, wenn ich wirklich Matthew entführt habe, habe ich mich eines Verbrechens strafbar gemacht.
    Habe ich Matthew entführt?
    Wohin hätte ich ihn bringen können? Wem hätte ich ihn anvertraut?
    Niemandem. Unmöglich. Es ist mir egal, ob ich nicht mehr weiß, dass ich vor kurzem in der Kirche des heiligen Franziskus gewesen bin. Mir war so elend zumute wegen Matthews anstehenden Geburtstags, vielleicht war ich wirklich dort und habe für ihn eine Kerze angezündet. Es wäre ja nicht das erste Mal. Aber ich weiß, dass ich ihn nie, nie aus seinem Buggy hätte nehmen können, um ihn aus meinem Leben verschwinden zu lassen.
    »Zan, bist du noch dran?«
    »Ja, Alvirah. Kannst du mir die Nummer des Anwalts geben?«
    »Natürlich. Aber ruf erst in zehn Minuten an. Zuerst will ich mit ihm reden. Wenn ich mit ihm gesprochen habe, wird er dir helfen. Wir sehen uns heute Abend.«
    Bedächtig legte Zan den Hörer auf. Ein Anwalt wird Geld kosten, dachte sie, Geld, mit dem ich jemanden anheuern könnte, der sich wieder auf die Suche nach Matthew macht.
    Kevin Wilson.
    Sie fuhr zusammen, als sie an den Architekten dachte. Natürlich würde er ebenfalls die Fotos zu sehen bekommen und glauben, sie habe Matthew gekidnappt. Natürlich würde er davon ausgehen, dass sie verhaftet würde. Er wird Longe den Auftrag geben, dachte sie. Ich habe dafür so viel Zeit investiert. Ich darf ihn nicht verlieren. Ich brauche das Geld mehr als je zuvor. Ich muss mit ihm reden!
    Sie schrieb Josh eine Notiz und eilte aus dem Büro, fuhr im Lastenaufzug nach unten und verließ das Gebäude durch den Lieferanteneingang. Ich weiß noch nicht einmal, ob Wilson da ist, dachte sie, als sie ein Taxi anhielt. Aber wenn es sein muss, warte ich den ganzen Nachmittag auf ihn.
    Er muss mir einfach eine Chance geben, die Vorwürfe gegen mich zu widerlegen.
    Die Fahrt zum neu benannten 701 Carlton Place dauerte im stockenden Verkehr fast vierzig Minuten. Der Preis für das Taxi plus Trinkgeld betrug zweiundzwanzig Dollar. Gut, dass ich eine Kreditkarte habe, dachte sie, als sie in ihrer Brieftasche nur fünfzehn Dollar in Scheinen entdecken konnte.
    Sie achtete darauf, die Kreditkarte nur sehr selten zu benutzen. Wann immer es möglich war, ging sie zu Fuß. Seltsam, wie sehr man sich mit so etwas Trivialem wie der Taxigebühr beschäftigen kann, dachte sie, als sie das Apartmentgebäude betrat. Genau wie damals beim Tod von Dad und Mom. Bei der Beerdigung habe ich nur daran denken können, dass ich einen Fleck auf dem Kostüm habe. Die ganze Zeit ist mir nur durch den Kopf gegangen, warum ich ihn nicht vorher bemerkt habe. Ich hätte doch eine andere schwarze Kostümjacke anziehen können.
    Flüchte ich mich wieder in Nichtigkeiten?, fragte sie sich, drückte die Drehtür auf und trat in den ohrenbetäubenden Lärm der Schleifmaschinen, die den Marmorboden der Lobby bearbeiteten.
    Kevin Wilson hat anscheinend keine hohen Ansprüche an seinen

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