Ich folge deinem Schatten
zurück.
»Spar dir deinen unangebrachten Sarkasmus. Wo ist er?«
»Im Bett. Es geht ihm nicht gut. Er hat sich zweimal übergeben müssen.«
»Wird er krank? Du kannst ihn nicht zum Arzt bringen.«
»Nein. Ich hab ihm wieder die Haare gefärbt. Er hasst das Zeug. Dieses verrückte Leben macht ihm zu schaffen. Und mir auch. Du hast gesagt, ein Jahr, höchstens. Jetzt sind es schon fast zwei.«
»Es wird bald vorbei ein, das verspreche ich dir. Die Bilder von dir im Park beschleunigen die Sache. Aber du musst deine grauen Zellen anstrengen. Schau dir die Bilder im Internet noch mal an und versuche herauszufinden, ob es irgendetwas gibt, was der Polizei als verdächtig erscheinen und daraufhinweisen könnte, dass die Frau nicht Zan ist.«
»Du hast mich dafür bezahlt, ihr zu folgen, ihre Fotos zu studieren, mir anzugewöhnen, so zu gehen und zu reden wie sie. Ich bin eine verdammt gute Schauspielerin, und ich will auf die Bühne, nicht auf einen kleinen Jungen aufpassen, den man seiner Mutter weggenommen hat. Großer Gott, er hat unter seinem Kopfkissen eine Seife, weil deren Geruch ihn an sie erinnert.«
Ihm war nicht entgangen, dass sie bei ihrer Antwort kurz gezögert und dann versucht hatte, das Gespräch auf das Kind zu lenken.
»Gloria, konzentrier dich«, warnte er. »Gibt es irgendetwas an der Kleidung oder dem Schmuck, den du getragen hast, was die Polizei dazu veranlassen könnte, an der Echtheit der Bilder zu zweifeln?«
Wütend, weil sie nicht darauf antwortete, fragte er: »Und noch etwas: Was genau hast du dem Priester erzählt?«
»Wenn du mich weiter damit nervst, dreh ich noch durch. Ich hab ihm gesagt, dass ich an einem Verbrechen beteiligt bin, dass ein Mord geschehen wird und ich ihn nicht stoppen kann.«
»Das hast du ihm also erzählt?« Sein Ton war von einer tödlichen Kälte.
»Ja, verdammt noch mal, das habe ich ihm erzählt. Aber es fällt unter das Beichtgeheimnis. Wenn du nicht weißt, was das ist, dann schlag es nach. Und ich schick dir gleich noch eine Warnung hinterher. Noch eine Woche, dann bin ich raus aus der Sache. Und wenn du nicht die zweihunderttausend Dollar in bar für mich bereit hast, gehe ich zur Polizei und erzähle ihr, dass du mich gezwungen hast, mich um den Jungen zu kümmern, weil du ihn sonst umgebracht hättest. Ich werde reinen Tisch machen und alles aufdecken, wenn mir im Gegenzug Straffreiheit zugesichert wird. Und willst du noch was wissen? Sie werden mich als Heldin feiern! Ich werde einen Buchvertrag über eine Million Dollar abschließen. Ich habe mir alles genau überlegt.«
Bevor er darauf etwas erwidern konnte, hatte die Frau, die von Matthew und ihrem Vater Glory genannt wurde, das Handygespräch beendet.
Trotz seiner wiederholten Versuche, sie nochmals zu erreichen, ging sie nicht mehr ran.
28
Nach ihrem Besuch bei Kevin Wilson kehrte Zan in ihr Büro zurück. Wieder benutzte sie den Lieferanteneingang.
Josh, dem sie eine Notiz über ihren Besuch hinterlassen hatte, wartete bereits auf sie. Als sie seine ernste Miene sah, schrieb sie es seiner Sorge zu, sie könnten den Auftrag für Wilsons Musterwohnungen verlieren. »Josh«, versuchte sie ihn zu beruhigen, »Wilson kommt uns entgegen. Er wird die Entscheidung über die Auftragsvergabe so lange aufschieben, bis ich von allen Vorwürfen entlastet bin.«
Joshs Miene änderte sich nicht. »Zan, und wie willst du das schaffen?«, fragte er mit zitternder Stimme. Er deutete auf die Titelseite der beiden Zeitungen, die auf dem Schreibtisch lagen.
»Josh, ich bin nicht die Frau auf den Fotos«, sagte Zan. »Diese Frau sieht zwar aus wie ich, aber sie ist jemand anders.« Ihre Kehle war plötzlich wie ausgedörrt. Josh ist mein Assistent und ein guter Freund, dachte sie. Letzten Abend hat er mir geholfen, an den Reportern vorbei aus dem Four Seasons zu kommen. Aber da hatte er die Fotos noch nicht gesehen.
»Zan, ein Anwalt namens Charles Shore hat angerufen«, erzählte Josh ihr. »Er sagt, Alvirah habe ihn empfohlen. Ich werde ihn in deinem Namen zurückrufen. Du musst dich ab sofort schützen.«
»Schützen? Vor wem?«, fragte Zan. »Vor der Polizei? Vor Ted?«
»Vor dir selbst«, gab er ihr zurück. Er hatte Tränen in den Augen. »Zan, als ich bei dir angefangen habe, kurz nach Matthews Verschwinden, da hast du mir von deinen Blackouts erzählt, unter denen du nach dem Tod deiner Eltern gelitten hast.« Er kam um den Schreibtisch herum und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Zan,
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