Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
aufgegeben wurde.
    Seit einer Stunde sitze ich da und umklammere die Pistole. Seit einer Stunde höre ich Kenji schreien, und das weiß ich deshalb so genau, weil ich die Sekunden zähle. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Soweit ich weiß, gibt es in James’ Kammer eine Uhr. Aber ich will nicht ohne seine Erlaubnis sein Zimmer betreten.
    Ich starre auf die Pistole in meiner Hand, auf die Waffe aus glattem schwerem Metall, und stelle erstaunt fest, dass sie sich gut anfühlt. Als gehöre sie zu meinem Körper. Sie macht mir keine Angst mehr.
    Aber dass ich sie vielleicht benutzen werde, macht mir Angst.
    Die Badezimmertür geht auf. Adam kommt heraus, mit einem Handtuch. Ich stehe auf. Er wirft mir ein kleines Lächeln zu. Öffnet den Kühlschrank, nimmt ein paar Eiswürfel aus dem winzigen Gefrierfach und legt sie in das Handtuch. Verschwindet wieder im Badezimmer.
    Ich setze mich auf die Couch.
    Es regnet jetzt. Der Himmel weint für uns.
    Adam kommt wieder aus dem Badezimmer, diesmal mit leeren Händen.
    Ich stehe auf.
    Er reibt sich die Stirn, den Nacken. Kommt zu mir. Wir setzen uns auf die Couch. »Tut mir leid«, sagt er.
    Ich schaue ihn mit großen Augen an. »Was denn?«
    »Alles.« Er seufzt. »Auf dem Stützpunkt war Kenji so eine Art Freund für mich. Nachdem wir verschwunden sind, hat Warner ihn foltern lassen, damit er Informationen rausrückt.«
    Ich unterdrücke einen Aufschrei.
    »Er behauptet, er habe nichts verraten – eigentlich wusste er ja auch kaum was –, aber er ist übel zugerichtet worden. Ich weiß nicht, ob seine Rippen gebrochen oder nur geprellt sind, aber ich habe die Kugel aus seinem Bein holen können.«
    Ich drücke Adams Hand.
    »Er ist angeschossen worden, als er weglief«, sagt Adam dann.
    Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf. Versetzt mich in Panik. »Das Aufspürserum –«
    Adam nickt ernst. »Vielleicht funktioniert es nicht, aber ich weiß es nicht genau. Wenn es funktionieren würde, wäre Warner allerdings längst hier. Dennoch können wir kein Risiko eingehen. Wir müssen weg von hier, und vorher müssen wir Kenji irgendwo loswerden.«
    Ich schüttle fassungslos den Kopf. »Wie hat er dich gefunden?«
    Adams Miene verhärtet sich. »Er fing an zu schreien, bevor ich ihn fragen konnte.«
    »Und James?«, flüstere ich. Ich wage kaum, an ihn zu denken.
    Adam stützt den Kopf in die Hände. »Sobald er hier ist, brechen wir auf. In der Zwischenzeit können wir alles vorbereiten.« Er schaut mich an. »Ich kann James nicht zurücklassen. Er ist hier nicht mehr sicher.«
    Ich streichle Adam die Wange. Er nimmt meine Hand, drückt sie an sein Gesicht. Schließt die Augen.
    » Heiliger Strohsack, das glaub ich ja nicht –«
    Adam und ich fahren auseinander. Ich laufe puterrot an. Adam sieht wütend aus. Kenji lehnt neben der Badezimmertür an der Wand, den provisorischen Kühlbeutel ans Gesicht gedrückt, und starrt uns an.
    »Du kannst sie berühren ? Ich meine – Scheiße, ich hab grade gesehen, dass du sie angefasst hast, aber das ist doch –«
    »Du musst verschwinden«, sagt Adam zu ihm. »Du hast schon eine Fährte hierher gelegt. Wir müssen abhauen, und du kannst nicht mitkommen.«
    »Oh, hey – Augenblick mal.« Kenji humpelt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf uns zu. »Ich will keine Last für euch sein, Mann. Ich weiß einen guten, total sicheren Ort. Den perfekten Ort. Ich kann euch hinbringen. Ich kenn da jemanden.«
    »Blödsinn«, erwidert Adam aufgebracht. »Wie hast du mich überhaupt gefunden? Wie bist du vor meiner Tür gelandet, Kenji? Ich trau dir nicht –«
    »Weiß ich doch nicht, Mann. Ich schwör dir, ich weiß nicht, was passiert ist. Ich bin losgerannt und wusste irgendwann nicht mehr, wo ich war. Bin über Zäune gesprungen, hab auf einem großen Feld einen alten Schuppen entdeckt und eine Weile da drin geschlafen. Dann war ich wohl irgendwann weggetreten, wegen der Schmerzen oder wegen der Kälte – es ist scheiß kalt da draußen –, und als ich wieder zu mir kam, hat mich irgendein Typ getragen. Und vor deiner Tür abgelegt. Hat gesagt, ich soll aufhören, von Adam zu faseln, weil der nämlich genau hier wohnt.« Er grinst. Versucht zu blinzeln. »Ich hab wahrscheinlich von dir geträumt.«
    »Warte – wie war das?« Adam beugt sich vor. »Was soll das heißen? Wer war der Typ? Wie hieß der? Und woher kannte er meinen Namen?«
    »Keine Ahnung. Hat mir nichts gesagt, und ich war grade nicht taufrisch genug, um ihn zu fragen. Er

Weitere Kostenlose Bücher