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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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war ihm jetzt viel bewusster, auch wenn ihm das gar nicht recht war. Was konnte er schon groß daran ändern?
    Jacko rief ihnen aus dem Fenster zu: »Kommt schon, Ladys. Schenkt uns Beachtung.«
    Sie waren beide hübsch. Beides nette Mädchen.
    »Würdet ihr bitte weiterfahren?«, sagte die Dunkelhaarige.
    Jacko schüttelte missbilligend den Kopf. »Seid nett zu uns. Wir wollen euch nur auf 'ne Spritztour mitnehmen.«
    Mit funkelnden Augen drehte sie sich zu ihm um. »'ne Spritztour? Verpiss dich, du bist nicht mal mehr lustig.«
    »Eben habt ihr noch gelacht.«
    »Komm«, sagte Mikey zu ihm, »fahren wir, das bringt's nicht.«
    »Genau«, sagte sie. »Echt nicht.«
    »Steh sowieso nicht auf euch!« rief Jacko aus dem Fenster, ehe er davonbrauste und sie in einer dicken schwarzen Abgaswolke zurückließ.
    Mikey rutschte tiefer in seinen Sitz. »Das hättest du nicht machen sollen.«
    »Du bist schuld.«
    »Ich? Wieso das denn?«
    »Du hast einen Fluch auf uns geladen«, sagte Jacko und hackte mit seinem Zeigefinger Richtung Mikey. »Du hast gegen die Regeln des Universums verstoßen, als du dich in den Feind verliebt hast.«
    Mikey klatschte mit der Hand auf das Armaturenbrett. »Ich bin nicht in sie verliebt. Darüber haben wir geredet.«
    »Dann frag dich doch selber mal, warum du niemandem von ihr erzählt hast, weder Karyn noch deiner Mum. Warum so ein Riesengeheimnis?«
    »Der Plan ist geplatzt, oder? Sue hat ihre große Klappe aufgerissen und Ellie verraten, wer ich bin, die mich daraufhin von ihrem durchgeknallten Bruder zu Brei schlagen ließ, und jetzt ist es aus. Wozu Mum und Karyn das erzählen? Die ziehen so schon genug über mich her.«
    Jacko grinste, und Mikey fragte sich, was es da auch nur zu lächeln gab. »Na, dann hat Sue dich vor dir selber gerettet.«
    »Ich hab keine Rettung gebraucht. Ich hatte einen Plan.« »Mit Schwachstellen.« Jacko drehte sich zu ihm um. »Seit Tagen bist du geknickt – keine Mädels, kein Bier nach der Arbeit, keinen Spaß. Wenn du so 'ne Fluppe ziehst, weil du eins in die Fresse gekriegt hast, dann mach was dagegen. Wenn du willst, gehen wir da nochmal mit Waffen hin. Wir nehmen Woody und die anderen mit. Wir besorgen uns Bomben und Knarren und polieren ihm so die Fresse, dass er sich nicht so leicht wieder erholt.«
    Warum konnte Jacko es nicht gut sein lassen? Was für ein Vollidiot. »Es ist aus und vorbei, okay? Ich hab mich zum Affen gemacht. Ellie hat mich in eine Falle gelockt, und ich werd sie nie wiedersehen. Also lass stecken, ja? Da ist nichts zu machen.«

DREISSIG
    E llie googelte das Wort »rape«, Vergewaltigung, vertippte sich aber und bekam die Kontaktdaten eines auf Kunstfasertaue spezialisierten Segelsportausrüsters. Das brachte sie zum ersten Mal seit Tagen zum Lächeln. Sie änderte »rope«, Seil, in »ripe«, reif, und erwartete Pflaumen und Tomaten, bekam aber stattdessen irgendein Handbuch für Referenzdatenbanken, was alles wieder ins Ernste zog. Als sie das richtige Wort eingab, fand sie heraus, dass der Hälfte aller Mädchen vor ihrem achtzehnten Lebensjahr irgendeine Form sexuellen Missbrauchs widerfährt – von Grapschereien bis hin zu Vergewaltigung.
    Mädchen waren Freiwild. Sie schmierte sich ein Marmeladenbrot, das sie mit Blick aus dem Küchenfenster aß.
    Karyn lag auf dem Rücken, fast ganz zugedeckt. Sie sah schnuckelig aus, als hätte ihr jemand die Decke festgesteckt. Aber als Ellie die Lampe anknipste. ..
    Nein!
    Ellie schnappte sich zwei kleine Tüten Chips, die sie rasch nacheinander aufaß, während sie den Inhalt des Kühlschranks und beider Vorratsschränke überprüfte. Manchmal versteckte Tom seine Schokomuffins woanders als im Brotkasten, aber nichts da. Vielleicht sollte sie rausgehen und sich einen kaufen? Es war noch sehr früh am Morgen, doch die Bäckerei an der Hauptstraße machte um halb sieben auf. Sie ging in den Flur, legte ein Ohr an die Haustür und horchte. Nichts. Selbst der Wind, der sonst gewöhnlich um die Hausecke fegte und am Briefkasten klapperte, hatte sich gelegt. Sie zog die Tür einen Spaltbreit auf und schaute den Rasen entlang auf und ab. Keine Menschenseele.
    Aber da. Was war das? Ein Vogel mit einem weißen Fleck auf der Brust, wie Milch auf einer Ölpfütze. Er wippte auf dem obersten Ast eines Baums am Zufahrtsweg und beäugte sie. War es eine Elster? Ein Häher? Er legte den Kopf schräg und keckerte. Er hatte schwarze Knopfaugen.
    Sie winkte mit einem Finger in seine Richtung.

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