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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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Tom rein.
    »Was ist das für ein Quatsch?« Dad griff sich die Fernbedienung und schaltete um.
    »Ich hab mir das angesehen.«
    »Jetzt kommt Golf.«
    »Aber ich war vorher hier.«
    Er schickte ein müdes Lächeln in ihre Richtung. »Du hast einen Fernseher in deinem Zimmer, oder? Jetzt komm, Ellie, stell dich nicht so an, wir sind zu zweit.«
    Tom schüttelte den Kopf, wie um zu sagen: Dass wir uns sowas bieten lassen müssen, was? Dann setzte er sich und legte die Füße auf den Couchtisch.
    Schwindel hinter den Augen, scharf stechende Schmerzen im Kopf, wie wenn sie unter Wasser den Atem anhielte, als sie nach der Türklinke griff. Du kannst das, dachte sie. Irgendwann musst du dich dem stellen. Sie schob die Tür ein paar Zentimeter auf – weit genug, um den neuen Laptop, das neue Federbett, die neuen Laken und die Matratze zu sehen. Alles, was die Kriminaltechniker damals mitgenommen hatten, war ersetzt worden. Als ob nichts passiert wäre.
    Sie machte die Tür zu und ging in ihr Zimmer zurück, um zu lernen.
    Tom kam rein, ohne anzuklopfen. Er stand in der Tür, und Ellie ignorierte ihn geflissentlich. »Du bist deprimiert«, verkündete er, »deshalb hab ich dir ein Creme-Ei gekauft.«
    Er legte es neben die Schulbücher auf ihren Schreibtisch und schlich sich wieder raus.
    Am nächsten Morgen wurden Ostereier gesucht, wie es sich gehörte. Ellie aß ihre beiden zum Frühstück. Am Nachmittag waren sie bei den Nachbarn zum Grillen eingeladen. Ellie ging nicht mit. Sie lag bei offenem Fenster auf ihrem Bett und lauschte, wie das Gelächter über den Zaun schwappte. Sie lernte alles über den Zusammenbruch des Kommunismus und aß drei Oster-Rosinenbrötchen.
    Später ging sie ins Arbeitszimmer ihres Vaters.
    »Ellie«, sagte er, »ich hab dich nicht klopfen hören.«
    »Als du und Mum euch vor all den Jahren begegnet seid und du sie gefragt hast, ob sie mit dir ausgehen will, da hat sie nicht gleich Ja gesagt, oder?«
    Stirnrunzelnd wandte er sich von seinem Schreibtisch ab. »Was soll das?«
    »Was hättest du gemacht, wenn sie beim Nein geblieben wäre?«
    Er seufzte. »Ich hab zu tun, Eleanor, bitte mach dir Tür hinter dir zu.«
    Nach der Unterwäsche rollte Mum sich ihre Strumpfhose über die Beine, und zwar so langsam, dass Ellie wusste, sie dachte an was anderes. Nach den Strümpfen kam der Rock, dann ihre neue Bluse der Marke Boden, sorgfältig zugeknöpft, als könnten Sorgfalt und Sauberkeit sie da durchmanövrieren. Nach den Schuhen eine Halskette. Ostern war jetzt eine Woche her, und Ellie wollte etwas loswerden, hatte seit Tagen versucht, es zu sagen, aber ihr Mut schwand.
    »Heute früh bin ich zu Tom und dir reingegangen, um euch in euren Betten schlafen zu sehen«, sagte Mum. »Das hab ich nicht mehr gemacht, seit ihr klein wart.« Und zu Ellie gewandt: »Dein Bett war leer.«
    »Ich bin spazieren gegangen.«
    Pause, dann: »Du wirst mir immer fremder, Ellie.«
    Mum, ich muss dir was sagen, setz dich lieber.
    Ellie ließ die Worte im Mund hin- und herwandern. Wie es sich wohl anfühlen würde, sie auszusprechen?
    Dad küsste Mum auf die Schulter – eine überraschend liebevolle Geste, auf der Treppe. »Ich war kurz in der Stadt und hab deiner Mutter ein Osterei besorgt«, sagte er zu ihr, »Handarbeit und zum halben Preis aus dem Süßigkeitenladen, guck.« Er zeigte ihr die Schachtel. Goldfolie beschien ihre Gesichter.
    »Wie nett von dir, Simon«, sagte sie.
    »Ein bisschen verspätet, aber das macht ihr sicher nichts, oder?« Er lächelte. »Sobald du fertig bist, fahren wir zu ihr, hm?«
    Ellie, die unten im Flur stand und zu ihnen hochschaute, dachte: Ich hab Unrecht, ich hab Unrecht, ich hab Unrecht.
    Die Hündin konnte kaum noch mit dem Schwanz wedeln. Ellie trug sie in ihrem Korb nach draußen und setzte sie auf dem Rasen ab, wo sie die Sonne spüren konnte. Sie hockte sich neben sie, um ihr Gesellschaft zu leisten, bedachte sie mit neuen Namen – meine Hübsche, armes Baby, süße Kleine -, kraulte sie um die graue Schnauze, sagte ihr, dass sie sich noch an sie als Welpen erinnerte, als Gran sie angeschafft hatte, an all die vielen Sommer, in denen sie mit ihr über den Strand getollt war.
    Die Hündin sah sie an, als erinnerte auch sie sich daran – so ein süßer verdutzter Blick, dass Ellie sich vorbeugte, um sie zu küssen.
    »Dieser Hund fängt an zu stinken«, sagte Tom, der leise hinter sie getreten war.
    Geh weg, dachte Ellie. Ich will dich nicht in meiner Nähe haben.
    Ein

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