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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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der in dem Kurs sowieso auf keinen grünen Zweig kam. Ihn mochte ich aus einem besonderen Grund nicht. Mit dreizehn spielte ich in der »Junior Pro«-Tennisliga. (Meine Mutter glaubte, Sport zu treiben würde mir helfen, vielseitiger zu werden, und ich entschied mich für Tennis, weil es keine Mannschaftssportart war und ich keinen berühren musste.) Dieser Junge saß neben dem Platz und sah sich ein Spiel zwischen mir und einem Freund von ihm an. Jedes Mal, wenn ich auch nur den kleinsten Fehler machte, lachten sie mich aus und versuchten dann den Eindruck zu erwecken, als lachten sie über etwas anderes. Ich hatte drei oder vier solche Geschichten, an denen Schüler dieses Kurses beteiligt waren.
    »Warum wollt ihr mich in eurer Gruppe haben?«
    »Wir brauchen deine Antworten«, sagte Sweeney.
    Ich lächelte irritiert. »Erst redest du so mit mir und erwartest dann, dass ich mich umdrehe und dir helfe ?«
    Mit Daumen und Zeigefinger fuhr Sweeney über seine sorgfältig ausrasierte Gesichtsbehaarung. »Tja, sieh’s doch [337]  mal so. Du weißt doch, dass sich meine Jungs nach der Schule dich vorknöpfen wollen, stimmt’s?«
    »Ja. Und warum sollte ich dir helfen?«
    »Darauf komme ich gerade, Alter. Wenn du uns die Antworten gibst, sag ich Van-Van, sie sollen dich verschonen.«
    Ich drehte mich um und schaute, ob die Vertretung zuhörte, doch sie sagte dem Jungen in dem CamouflageT-Shirt, er solle bitte nicht mehr gegen den Stuhl eines schwarzen Schülers treten.
    »Woher weiß ich, dass du dein Versprechen hältst?«
    »Du musst es wohl einfach drauf ankommen lassen.«
    Ich machte es nur ungern, ertappte mich aber dabei, wie ich mein Pult zu ihrem Kreis rüberschob. »Ich mache das in erster Linie, weil es uns die Gelegenheit gibt zu reden.«
    »Stimmt. Wir haben wohl einiges zu klären.«
    Bei dem Versuch, für ein bisschen Privatsphäre zu sorgen, stellte ich mein Pult so, dass Sweeney sich von der Gruppe abwenden musste, um mit mir zu reden. Ich gab ihm mein Arbeitsblatt, das er postwendend an den Schönling weiterreichte. »Hier. Fang du an. Ich schreib’s als Letzter ab.« Dann wandte er sich mir zu, und ich bemerkte, dass er nicht einen, sondern zwei goldene Ringe trug. Offenbar mochte er Schmuck. Außer den Ringen und der Halskette trug er eine schwarze Kordelkette, ein Perlenarmband und eine große, locker sitzende Uhr aus Silber.
    »Worüber willste reden?«
    »Ich möchte gern wissen, welche Absichten du gegenüber Chloe hast.«
    »Du kannst mich mal. Ich muss vor dir doch keine Rechenschaft ablegen. Echt jetzt, du zeigst null Respekt.«
    [338]  »Bestimmt suchst du nur jemanden zum Flachlegen, warum also sie? Sie hat mehr drauf als nur das.«
    »Als ob ich das nicht wüsste. Chloe ist krass cool. Und ich sag’s dir am besten gleich, pass besser auf, was du sagst, Kleiner. Sonst wirst du mehr mit mir zu tun haben, als dir lieb ist.«
    »Es gibt so viele Bodys, aus denen du auswählen kannst. Warum lässt du ihren nicht in Ruhe?«
    Er drehte sich um und sah nach, ob die Gruppe zuhörte. Alle kritzelten mit ihren Stiften hektisch vor sich hin, als sie meinen Text abschrieben. »Weil ich sie mag. « Das war halb geflüstert, halb gerufen. »Du glaubst, du hättest alle durchschaut, stimmt’s? Doch das hast du nicht. Du weißt einen Dreck über mich. Sie hat mir geholfen, und ich hab ihr geholfen, und das zwischen uns ist echt. Also leck mich doch.«
    »Ich will nicht erleben, dass sie verletzt wird.«
    » Ich werd sie nie verletzen. Von uns beiden bist du derjenige, der sie kränkt und behauptet, man würde sie bald nur noch wegen Panama City kennen, und ihr dann den Abschlussball verdirbt.«
    Bei dem letzten Punkt musste ich grinsen.
    »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Also echt. Sei kein Waschlappen, und sag was. Weshalb grinst du?«
    »Chloe wollte gar nicht auf den Ball gehen. Sie hatte einen Horror davor. Als er abgesagt wurde, war sie erleichtert. «
    » Blödsinn. Das glaub ich keine Sekunde. Das hat sie gesagt?«
    [339]  »Ja. Ich kenne sie länger als du. Sie erzählt mir so dies und das.«
    In seinen Augen tauchte eine Frage auf, doch wie auch immer sie lauten mochte, er schob sie beiseite und griff an. »Hör zu, Alter, ich hätte gern darauf verzichtet, weil du mir echt leidtust und so, aber du musst wissen, dass Chloe dich nicht so mag, wie du’s gern hättest. Versteh doch endlich, und lass sie in Ruhe.«
    Ich hielt schon den Oberkörper kerzengerade, nahm aber noch mehr Haltung an und

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