Ich habe abgeschworen
Leben vor und außerhalb der Ehe!«
Seit dieser Pressekonferenz hat sich mein Leben verändert. Wir, die Muslime, die abgeschworen haben, werden gehört. Das ist gut so.
Was wir zu sagen haben, ist auch: Der Islam ist nicht nur eine Religion und fromme Lebensführung, er ist ein Gesetz für das ganze Leben, welches intolerant ist gegenüber allen anderen Gesetzen. Toleranz muss immer gegenseitig sein. Die Attentäter des 11. September und die Islamverbände, die Eltern unterstützen, ihre Töchter vom Sportunterricht auszuschließen und mit einem Kopftuch einzuhüllen, kommen aus denselben Wurzeln des intoleranten Denkens. Auch dann, wenn sich Letztere von den Attentaten ehrlich distanzieren.
Es ist ein Wertesystem, welches die Umma, die Gemeinschaft der Gläubigen, eint, so steht es im Koran, dem Wort Allahs, Sure 3, Vers 111: »Ihr seid das beste Volk, das je unter Menschen entstand. Ihr gebietet nur das Rechte und verbietet das Unrecht und glaubt an Allah.« Wer zur Umma gehört, denkt nicht, sondern gehorcht, wie es zum Beispiel in Sure 4, Vers 60 heißt: »O Gläubige, gehorcht Allah, gehorcht seinem Gesandten und euren Vorgesetzten.« Der Einzelne in der Gemeinschaft der Gläubigen bezieht sein Ehr- und Selbstwertgefühl aus dem Gedanken »Wir sind die Besten«. So ist zu erklären, dass der Einzelne und insbesondere die Frauen, die die Verlockung des Bösen sind, das Ehrgefühl der Gruppe durch Abweichung von gebotstreuem Verhalten verletzen können. Wer Missstände aufdeckt, beschmutzt immer die Ehre – so ist es kaum möglich, dass von innen, aus der geschlossenen Gemeinschaft heraus, etwa Gewalt gegen Frauen angeprangert werden kann. Auch kann ein in diesem Denksystem erzogenes Mädchen nur sehr schwer »freiwillig« das Kopftuch ablehnen: Sie riskiert die Hölle, alle, die sie liebt, denen sie sich in der Familie zugehörig fühlt, vermitteln ihr das.
Dem Islam drohen immer Verunglimpfungen von außen, die die kollektive Seele beleidigen, wie die Mohammed-Karikaturen oder Romane wie die von Salman Rushdie und Taslima Nasrin. Der Islam neigt dazu, sich selbst ständig verletzt und unverstanden zu fühlen, man schließt sich zusammen im Opfer-Sein. Statt sich selbst zu ändern, werden die anderen, die Ungläubigen, verantwortlich gemacht, denn die Umma ist von Gott geschaffen und damit unhinterfragbar. Das ist eine sehr hohe Lernbarriere, die man bei Wünschen nach der Reformierbarkeit des Islam nicht vergessen sollte.
Dieses eine Wertesystem teilen die Terroristen im Namen des Islam weltweit mit den politischen Bewegungen in Ländern wie Libanon und Algerien, wo die Hamas und die FIS mit einer Mischung aus Wohltätigkeitsorganisation und Infiltration in den eigenen Koranschulen die Bevölkerung auf ihre Seite ziehen. Dasselbe Wertesystem finden wir in den religiösen Diktaturen im Iran oder in Saudi-Arabien. Schließlich finden wir es wieder in der auf Verbreitung ausgerichteten Bewegung des politischen Islam in den westlichen Ländern, die sich hierzulande in den Islamverbänden organisiert und Deutschland mit Moscheenbauten überzieht. Allen diesen Gruppen und Bewegungen ist gemeinsam, dass sie nach innen Terror verbreiten durch Verfolgung jedes abweichenden Verhaltens, vermeintlicher Ehrverletzungen und vom Glauben Abgefallener. Und sie verbreiten Terror nach außen, indem sie gegen Ungläubige wettern und das Ziel einer Gesellschaft verfolgen, die sich nach der Scharia ausrichtet. Nur wenige benutzen zur Verfolgung dieses Ziels (bisher) Bomben. Die meisten bauen ihr Netz von Koranschulen, Moscheen und damit ihren Einfluss aus, so auch in Deutschland. Man mag sich mit Ungläubigen an einen Tisch setzen, aber das geschieht aus Berechnung, denn niemals befinden sich Ungläubige auf gleicher Augenhöhe mit den Mitgliedern des einzig wahren Glaubens.
Die UNO gab in den letzten Jahren Studien über die Entwicklung in arabischen Ländern in Auftrag. Der »Arab Human Development Report« von 2002, 2003 und 2004 wurde unter der Leitung von ägyptischen Sozialwissenschaftlern erhoben. In den 22 Staaten der Arabischen Liga findet nach diesen Studien nur ganz wenig eigene Forschung und Bildungsförderung statt. Durch die Diskriminierung der Frau fehlt die Hälfte der Bevölkerung für die Produktivkraft der Wirtschaft – körperlich wie geistig. Konkret: Nur jede zweite Frau in diesen Ländern kann lesen und schreiben. Wissen und Literatur aus anderen Kulturen werden kaum ins Arabische übersetzt. Da kaum
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