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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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seit einem Jahr in New York stationiert, sagte
er, und bei seinen Vorgesetzten gut angeschrieben. Der Krieg gegen die Rebellen
erweise sich als schwierig, gab er zu, aber ja, absolut, Lord Dunmore meine es
völlig ernst mit der Freiheit für alle Neger, die für sie zu den Waffen
griffen.
    »Jeder schwarze Mann?«
    Er nahm einen Schluck
Kaffee. »Ja, genau«, sagte er. »Ja, es geht um Männer für die kämpfende Truppe.
Aber es gibt auch andere Aufgaben. Andere Dinge, die eine ausgebildete,
vertrauenswürdige Person übernehmen kann.«
    Ich sah in mein
Kaffeeglas und wartete, dass er fortfuhr.
    »Ich muss mit dir etwas
sehr Persönliches besprechen«, sagte er endlich.
    Wir waren mittlerweile
die Einzigen im Restaurant. Sam Fraunces kam herein, um nach uns zu sehen, und
ich fragte ihn, ob uns die Angestellten einen Moment lang allein lassen
könnten.
    Sam hob die Brauen und
schenkte mir einen Blick, der zu sagen schien: Ich
hoffe, du weißt, was du tust .
Als sich Lieutenant Waters zu ihm umdrehte, sagte er nur: »Aber sicher«, und
ging hinaus.
    »Das ist genau der
Takt, den ich in diesem kritischen Augenblick brauche.«
    »Und was ist so
besonders kritisch an diesem kritischen Augenblick?«, fragte ich.
    Er sah mich erstaunt
an. »Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du für eine Afrikanerin eine
höchst ungewöhnliche …«
    »… Ausdrucksweise
hast.«
    Er grinste.
»Wahrscheinlich schon.« Er legte eine kleine Pause ein und redete dann weiter.
»Ich habe mich ein bisschen in eine peinliche Lage manövriert.«
    Ich nippte an meinem
Kaffee.
    »Du bist Hebamme«,
sagte er.
    Ich nickte.
    »Hast du schon viele
Babys auf die Welt geholt?«
    Wieder nickte ich.
    »Hast du von der
Heiligen Erde gehört?«, fragte er.
    »Ich war nicht mehr
weit davon entfernt, als Sie mich vor dem Angreifer gerettet haben.«
    »Genau«, sagte er. »Es
ist eine raue Gegend, und du weißt sicher, dass es da viele Frauen der Nacht
gibt.«
    Ich sah ihn ruhig an
und ließ ihn weiterreden. Er beugte sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch, das
Kinn aufgestützt, sein Gesicht nahe an meinem. »Ich bin einer von ihnen ein
wenig zu nahe gekommen.«
    »Sie haben eine
Freundin«, sagte ich ruhig, »und die braucht meine Hilfe.«
    »Ich achte sie sehr,
aber sie ist … sie ist … wie sage ich es am besten … ein farbiges
Mädchen. Aus Barbados, um genau zu sein. Ein liebes Mädchen, zart, sanftmütig,
so hübsch, wie man nur hübsch sein kann, und ich fürchte, sie braucht Hilfe.«
    »Wie dringlich braucht
sie diese Hilfe?«
    »Ich hatte gehofft, du
könntest mitkommen und dir selbst ein Urteil bilden.«
    »Mein Lohn ist ein
Pfund in Silber.«
    »Das ist ein kleines
Vermögen.«
    »Es ist mein Lohn.«
    »Du willst mir doch
nicht weismachen, dass dir eine Negerin in Canvas Town ein Pfund zahlt?«, sagte
er.
    »Es ist mein Lohn«,
sagte ich noch einmal und widerstand der Versuchung, »für Sie« hinzuzusetzen.
    »Zehn Schillinge«,
sagte er.
    »Ein Pfund.« Ich dachte
bereits an die warmen Sachen, die ich mir kaufen würde. Ich brauchte dickere
Socken, einen Wollpullover und einen Mantel.
    »Fünfzehn Schillinge«, sagte
er.
    Ich sah ihm in die
Augen.
    »Also gut«, sagte er.
»Ein Pfund. Können wir gehen?«
    »Wann?«
    »Nun, jetzt.
Schließlich drängt die Sache.«
    Rosetta
Walcott hatte eine cremefarbene Haut, dunkelbraune Sommersprossen auf den
Wangen und einen großen, geschwollenen Leib, dazu dünne Ärmchen und schlanke
Beine. Sie war mit der weißen Familie, der sie gehörte, aus Barbados gekommen,
dann aber, nicht lange nachdem sie sich in New Jersey niedergelassen hatten,
nachts davongelaufen und auf die Heilige Erde gelangt. Sie war dreizehn Jahre
alt, im achten Monat, und sie sagte, dass sie Lieutenant Malcolm Waters liebe.
    »Er hat mich kein
einziges Mal geschlagen«, sagte sie, »und er hat mir Sachen zum Anziehen
geschenkt und Essen, aber jetzt sagt er, ich muss gehen und kann erst zurück,
wenn ich wieder dünn bin, nur nicht mit einem Kind.«
    »Was willst du also
tun?«, fragte ich.
    »Das Kind ersäufen und
zurück zu Lieutenant Waters gehen«.
    »Das könnte sich
ändern, wenn das Baby erst an Dir saugt.«
    »Der Lieutenant liebt
mich«, sagte sie.
    »Woher weißt du das?«
    »Die ganze Zeit hat er
für mich gesorgt. Hat mir ein kleines Zimmer besorgt, und ich musste nicht mit
den anderen Offizieren gehen. Er hat mich für sich behalten und jede Woche
besucht.«
    »Wenn er dich lieben
würde«, erklärte ich ihr, »würde er

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