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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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seinen Unterlagen:
»Verbrechertum, Trunkenheit, Gewalttätigkeit, Diebstahl, Zügellosigkeit,
Ehebruch, Unzucht und Tanz sowie andere Zurschaustellungen ungehemmter Gefühle
sind streng verboten.«
    Hier und da hörte man
Stöhnen. Ein Mann nicht weit von mir murmelte: »Himmel, Mann, da fahr’n wir
alle endlich zurück nach Hause und dürf’n nich mal tanzen deswegen?« Ein paar
Leute kicherten, doch Clarkson schenkte ihnen keine Beachtung und fuhr fort.
    Verbrecher und
unehrenhafte Leute dürften nicht mitfahren. Alleinstehende Frauen dürften nur
dann mit, wenn ein Mann für ihren lauteren Charakter bürge und verspreche, sich
um ihr Auskommen zu kümmern.
    Clarkson fragte nach
jemandem, der aufschreiben sollte, worüber geredet wurde. Etliche Leute riefen
meinen Namen.
    »Und wer ist dieser
Meena?«, fragte Clarkson.
    Als ich vortrat, fragte
er auch mich: »Können Sie mir Mr Meena zeigen?«
    »Ich heiße Aminata
Diallo.«
    Er rieb sich die
Koteletten und schien verwirrt.
    »Aber die Leute nennen
mich Meena«, sagte ich. »Wenn Sie jemanden brauchen, der ein paar Dinge
notiert, kann ich helfen.«
    »Das können Sie?« John
Clarkson ließ die Hand sinken.
    Sein Gesicht wurde von
einem Lächeln erfüllt, wie ich es seit Jahren nicht gesehen hatte. Es war ein
aufrichtiges Ich-bin-so-unbeschreiblich-glücklich-dich-kennenzulernen -Lächeln, ein Ich-glaube-wir-zwei-könnten-Freunde-werden -Lächeln. Zu meiner großen Überraschung empfand ich das Gleiche. Ich
mochte den Mann vom allerersten Augenblick an.
    Ich bekam Schreibzeug,
einen Hocker, auf den ich mich setzen konnte, und machte mich daran, die
wichtigsten Punkte mitzuschreiben.
    Clarkson bat um die
Namen der Oberhäupter der Gemeinde, damit er in den kommenden Wochen alle
nötigen Informationen bekommen und weitergeben konnte. Ihm wurden drei
Geistliche genannt. Er fragte, ob jemand gegen die Sache sei. Ein Bewohner
Birchtowns namens Stephen Blucke sagte, die Neger sollten das Beste aus dem
machen, was sie hier in Neuschottland hätten. Warum alles mit einer
gefährlichen Reise in ein unbekanntes Land aufs Spiel setzen?
    Statt beleidigt zu
sein, forderte Clarkson Blucke und einige andere, die wie dieser empfanden,
dazu auf, dann eben hier zu bleiben. Es gefiel mir, dass er selbstsicher genug
war, andere Meinungen gelten zu lassen.
    Clarkson machte sich
die Mühe, jede einzelne Frage zu beantworten. Nein, sagte er, die Schiffe seien
keine Sklavenschiffe.
    Er hob den Finger, um
das, was er sagte, zu unterstreichen: »Sklavenhändler vieler Nationen handeln
an den Küsten Afrikas immer noch mit Menschen. Einige von ihnen treiben ihr
schändliches Unwesen auch in Sierra Leone. Aber in der Kolonie, die wir
schaffen, wird es keinerlei Sklaverei geben.«
    Die Sierra Leone Company
werde von Männern geleitet, deren Lebensziel es sei, die Sklaverei
abzuschaffen, sagte er. Das Schiff, oder die Schiffe, werde mit modernen
Einrichtungen ausgestattet sein und so viel Proviant an Bord haben, dass jeder
Mann, jede Frau und jedes Kind den Ozean unter angemessenen Umständen
überqueren könne.
    Clarkson sagte, er
hoffe, die Abenteurer könnten innerhalb der nächsten zwei Monate aufbrechen.
Die Überfahrt von Halifax nach Sierra Leone dauere neun Wochen.
    Die Sierra Leone
Company, fuhr er fort, werde keine Kosten scheuen, uns aus Neuschottland zu
holen, das betrachte sie als ihre Pflicht und einen Akt des Patriotismus. Als
Pflicht, weil die schwarzen Menschen ein Recht darauf hätten, frei von
Sklaverei und Unterdrückung zu leben, und was sei da besser, als sie zurück
nach Afrika zu bringen, dessen Bewohnern sie Bildung und den christlichen
Glauben bringen könnten? Patrioten seien sie, weil wir, die schwarzen Siedler
Sierra Leones, Großbritannien dabei helfen würden, seine Handelsinteressen an
der afrikanischen Küste durchzusetzen. Damit würde der Wohlstand des Empires
nicht länger von der Sklaverei abhängen. Das Land sei so fruchtbar, sagte
Clarkson, dass Feigen, Orangen, Kaffee und Zuckerrohr nur so aus dem Boden
sprängen. So könnten wir leicht unsere eigenen Bedürfnisse befriedigen und
gleichzeitig dem britischen Empire helfen, die reichen Schätze Afrikas auf den
Weltmarkt zu bringen.
    Bereits vor fünf Jahren
hätten sich einige Schwarze aus London in Sierra Leone angesiedelt, sagte
Clarkson, ihre Kolonie habe jedoch keinen Erfolg gehabt. Das müsse aber kein
Problem sein. Wir könnten ihre alte Stadt besiedeln, die sich ausbauen und
verbessern lasse.
    Ich

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